Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

KASSEN/776: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 12.01.2011 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 12. Januar 2011


→  Politiker, Krankenkassen und Ärzte wollen Organspendebereitschaft stärken
→  Bundesregierung stellt 5,5 Milliarden Euro für Gesundheitsforschung bereit
→  Müller: Mehr als 18.000 Ärzte sind im sicheren Netz der KVen
→  Konstituierende Sitzung der Vertreterversammlung der KV Thüringen
→  KV Sachsen hat eigene Hausarztpraxis
→  Vereinbarung zur besseren medizinischen Versorgung in Pflegeheimen getroffen
→  KV-Chef mit Bayerischer Gesundheitsmedaille ausgezeichnet
→  Urologen befürworten Ambulante Kodierrichtlinien
→  Krankenkassen und Apotheken streiten weiter um Mehrkostenregelung
→  BPtK fordert Reform der Psychotherapeutenausbildung
→  Hartmannbund richtet offenen Brief an Bundesjustizministerin
→  EU-Gesundheitskommissar fordert besseres Fehlermanagement in Kliniken

Raute

___Aus Berlin___

Politiker, Krankenkassen und Ärzte wollen Organspendebereitschaft stärken

Um die Zahl der Organspender zu erhöhen, sollen Versicherte ihre Bereitschaft zur Organspende auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) oder dem elektronischen Personalausweis dokumentieren können. Zudem soll sich möglichst jeder Bürger mit dem Thema Organspende auseinandersetzen, etwa im Rahmen der Fahrschulausbildung. Dies planen Politiker aus Union, SPD und Grünen und kündigten eine entsprechende Gesetzesinitiative an. Zustimmung erhielten sie vom AOK-Bundesverband sowie der Bundesärztekammer (BÄK). "Wir müssen die Menschen abholen, die sich für die Organspende aussprechen, aber ihre Bereitschaft noch nicht dokumentiert haben", sagte BÄK-Vizepräsident Dr. Frank Ulrich Montgomery und erklärte: "Fast 70 Prozent der Menschen in unserem Land sind bereit, nach ihrem Tod Organe oder Gewebe zu spenden. Aber nur 17 Prozent haben ihre Entscheidung in einem Organspendeausweis dokumentiert. So versterben von den 12.000 Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, jedes Jahr etwa 3.000 Menschen."

(Ärzte Zeitung, 11. Januar; Pressemitteilung der AOK, 11. Januar; Pressemitteilung der BÄK, 11. Januar)


*


Bundesregierung stellt 5,5 Milliarden Euro für Gesundheitsforschung bereit

Mit einem neuen "Rahmenprogramm Gesundheitsforschung" will die Bundesregierung der erwarteten Zunahme von Volkskrankheiten in einer alternden Gesellschaft begegnen. Dazu soll das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den nächsten vier Jahren 5,5 Milliarden Euro investieren, um Forschungseinrichtungen in und außerhalb der Universitäten sowie in der Gesundheitswirtschaft besser zu vernetzen, teilte das Ministerium mit.

(Pressemitteilung des BMBF, 12. Januar)

Raute

___Aus KBV und KVen___

Müller: Mehr als 18.000 Ärzte sind im sicheren Netz der KVen

Der Vorstand der KBV, Dr. Carl-Heinz Müller, hat eine erste Bilanz zur Online-Initiative der KBV und der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) gezogen: "Die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten sind im Online-Zeitalter nicht außen vor geblieben. Mehr als 18.000 sind bereits im sicheren Netz der KVen angeschlossen." Die im Mai 2008 gestartete Online-Initiative hat zum Ziel, in allen KV-Regionen Zugänge zum sicheren Netz bereitzustellen und Ärzten die Online-Anbindung zu erleichtern. "Dieses Ziel haben wir erreicht. Immer mehr Ärzte nutzen die Angebote, und die Zahl der Anwendungen wächst rasant", sagte Müller.

Ab dem ersten Quartal 2011 müssen Niedergelassene ihre Abrechnungsdaten an die KVen online übermitteln. Dies können sie mit dem sicheren Netz der KVen tun. Das funktioniert wie das World Wide Web, ist aber vom Internet getrennt. Praxisrechner können über verschiedene Zugänge mit dem sicheren Netz verbunden werden. Müller erklärte, dass die Online-Dienste die Verwaltungsabläufe beschleunigten und Ärzte von Bürokratie entlasteten. Außerdem kündigte er an, dass noch in diesem Jahr der geschützte E-Mail-Dienst in die Praxisverwaltungssoftware eingebunden werden soll.

(Pressemitteilung der KBV, 10. Januar)


*


Konstituierende Sitzung der Vertreterversammlung der KV Thüringen

Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen hat ihr höchstes Selbstverwaltungsorgan, die Vertreterversammlung, für die Jahre 2011 bis 2016 gewählt. Es besteht aus 13 Hausärzten, 15 Fachärzten und zwei Psychotherapeuten. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Andreas Jordan wiedergewählt. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde erneut Dr. Michael Sakriß bestimmt. Die Vertreterversammlung wählte außerdem Regina Feldmann wieder zur 1. Vorsitzenden. Dr. Thomas Schröter wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt. Der neue Vorstand tritt sein Amt am 1. Februar an.

(Pressemitteilung der KV Thüringen, 5. Januar)


*


KV Sachsen hat eigene Hausarztpraxis

In dieser Woche hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen die erste Eigenpraxis in Nordsachsen (Arzberg) eröffnet. Mit dem Modell der Eigenpraxen will die KV Sachsen dem Ärztemangel entgegensteuern. Die KV trägt die Praxis maximal für eine Dauer von zwei Jahren. Danach kann der dort angestellte Arzt die Niederlassung übernehmen. Nach Thüringen ist Sachsen das zweite Bundesland, das diese Form der ambulanten medizinischen Versorgung eingeführt hat.

(Pressemitteilung der KV Sachsen, 12. Januar)


*


Vereinbarung zur besseren medizinischen Versorgung in Pflegeheimen getroffen

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Niedersachsen hat zusammen mit teilnehmenden Hausärzten, regionalen Pflegeheimen und der Knappschaft eine Initiative zur besseren ambulanten Versorgung von Knappschaft-Versicherten in vollstationären Pflegeeinrichtungen getroffen. Diese ist vorerst auf die Regionen Salzgitter und Goslar beschränkt. Einen Kernpunkt bildet der Aufbau einer verlässlichen Rufbereitschaft außerhalb der üblichen Sprechstunden- und Hausbesuchszeiten.

(Pressemitteilung der KV Niedersachsen, 10. Januar)


*


KV-Chef mit Bayerischer Gesundheitsmedaille ausgezeichnet

Für sein Engagement für die Qualitätssicherung in der ambulanten Medizin hat der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns, Dr. Axel Munte, mit der Bayerischen Staatsmedaille für Verdienste um die Gesundheit ausgezeichnet. Dessen Engagement sei es zu verdanken, dass die KV Bayerns in diesem Bereich bundesweit eine Vorreiterrolle einnehme, sagte Söder.

(Pressemitteilung der KV Bayerns)

Raute

___Aus den Verbänden___

Urologen befürworten Ambulante Kodierrichtlinien

Der Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU), Dr. Axel Schroeder, hat die Einführung der Ambulanten Kodierrichtlinien (AKR) verteidigt. "Bei einer morbiditätsgewichteten Gesamtvergütung und einem morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich sind wir als kleine Facharztgruppe gut beraten, künftig das Ausmaß unserer urologischen Versorgung auch aufzuzeigen", sagte Schroeder. Die AKR als eine einheitliche und korrekte Verschlüsselung der Erkrankungen und ihrer Behandlungen hält er für "unerlässlich". Die AKR, nach denen die Vertragsärzte ambulante Behandlungsdiagnosen kodieren müssen, gelten seit dem 1. Januar dieses Jahres. Bis Ende Juni läuft eine Testphase, in der die Mediziner die Umsetzung proben können. Ab dem 1. Juli werden die AKR verbindlich sein. Hintergrund der Einführung sind Pläne des Gesetzgebers, die Vergütungsstrukturen stärker an der Morbidität der Versicherten zu orientieren.

(Pressemitteilung des BDU, 11. Januar)


*


Krankenkassen und Apotheken streiten weiter um Mehrkostenregelung

Im andauernden Streit zwischen Krankenkassen und Apotheken um die Mehrkostenregelung bei sogenannten Wunscharzneimitteln hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) klargestellt, dass die Hersteller- und Apothekenrabatte auch für Medikamente zu leisten sind, die Versicherte anstelle von Rabattarzneimitteln in Anspruch nehmen. Daraufhin forderte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann, den Spitzenverband Bund der Krankenkassen und den Deutschen Apothekerverband (DAV) auf, die Abrechnung der Preisnachlässe für Wunscharzneimittel schnellstmöglich zu regeln. Den Apotheken warf er vor, die Inanspruchnahme dieser Wahlregelung durch die Versicherten zu fördern. Dem widersprach der Vorsitzende des DAV, Fritz Becker, und forderte die AOK und alle anderen Krankenkassen zum wiederholten Mal auf, ihre Rabattverträge offenzulegen.

Seit Jahresbeginn können Versicherte statt eines Rabattarzneimittels ein teureres, wirkstoffgleiches Medikament verlangen. In diesem Fall müssen sie das Medikament selbst bezahlen und die Rechnung bei der Krankenkasse einreichen. Diese erstattet den Betrag, der für das Rabattarzneimittel angefallen wäre, abzüglich der gesetzlichen Zuzahlung des Versicherten und einer Pauschale für entgangene Vertragsrabatte und Verwaltungskosten.

(Pressemitteilung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, 10. Januar; apotheke adhoc, 10. Januar; Information des BMG, 6. Januar)


*


BPtK fordert Reform der Psychotherapeutenausbildung

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) einen Gesetzesvorschlag zur Novellierung des Psychotherapeutengesetzes übergeben. Demnach soll die Berufsausübung als Psychotherapeut unabhängig vom Alter der Patienten den Masterabschluss voraussetzen. In den meisten Bundesländern genüge bisher der Bachelorabschluss, um sich für die Behandlung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher ausbilden zu lassen, während für die Behandlung Erwachsener der Masterabschluss notwendig sei, heißt es in einer Pressemitteilung des BPtK. "Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten brauchen unbedingt den akademischen Masterabschluss, um Forschungsergebnisse ausreichend beurteilen und in ihrer praktischen Arbeit anwenden zu können", begründete BPtK-Präsident Prof. Rainer Richter seine Forderung. Der Gesetzentwurf zielt außerdem auf eine Verbesserung der finanziellen Situation von Teilnehmern der Psychotherapeutenausbildung, die während ihrer einjährigen praktischen Tätigkeit in psychiatrischen Krankenhäusern häufig keine oder nur eine unzureichende Vergütung er halten. Für sie fordert die BPtK eine eingeschränkte Behandlungserlaubnis, die es ermöglichen würde, die Arbeit der Auszubildenden angemessen zu vergüten.

(Pressemitteilung des BPtK, 6. Januar)


*


Hartmannbund richtet offenen Brief an Bundesjustizministerin

Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Kuno Winn, hat einen offenen Brief an die Bundesjustizministerin, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), gerichtet. Darin äußert er sich zum Thema Vertrauensschutz für Ärzte und Zahnärzte. Er kritisiert, dass Mediziner - im Gegensatz zu Rechtsanwälten - gesetzlich nicht vor verdeckten Ermittlungsverfahren, beispielsweise dem Lauschangriff, geschützt sind und fordert eine Korrektur des entsprechenden Gesetzes. Winn macht darauf aufmerksam, dass er bereits im Frühjahr des vorigen Jahres die Bundesjustizministerin in einem Schreiben auf diesen Missstand aufmerksam gemacht habe. Unterstützung erhält Winn von Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer. Hoppe ist der Meinung, dass Patienten mindestens den gleichen Schutz der Privatsphäre benötigten wie Mandanten und dass das Gesetz entsprechend überarbeitet werden müsse.

(Offener Brief des Hartmannbundes, 12. Januar; Pressemitteilung der BÄK, 17. Dezember 2010)

Raute

___Aus der Welt___

EU-Gesundheitskommissar fordert besseres Fehlermanagement in Kliniken

Nach Angaben der EU-Kommission in Brüssel schadet jede zehnte Behandlung im Krankenhaus dem Patienten. "Viele dieser medizinischen Behandlungsfehler sind vermeidbar", urteilt der EU-Gesundheitskommissar John Dalli gegenüber der Tageszeitung Die Welt. Daher müssten ein besseres Management in den Kliniken und permanente Schulungen des Personals eingeführt werden. Zudem fordert Dalli mehr Rechte für die Opfer von Behandlungsfehlern. So sollen zukünftig Behandlungsfehler registriert und Entschädigungen für die Betroffenen sichergestellt werden. Pläne des Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Wolfgang Zöller, gehen in eine ähnliche Richtung. Kritik übt Dalli auch an der Hygienesituation in europäischen Krankenhäusern. "Die Situation ist alarmierend. Rund 37.000 Menschen sterben pro Jahr in der EU durch Krankenhausinfektionen, und 4,1 Millionen Patienten werden jährlich durch Krankenhauskeime infiziert", warnt Dalli.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, wies die Kritik Dallis zurück. Dessen undifferenzierte Äußerungen würden nur Verunsicherung bei den Patienten auslösen. Hoppe kritisiert, dass die Politik auf der einen Seite eine fachgerechte Behandlung mit hohem Qualitätsstandard fordert, aber auf der anderen Seite die dafür notwendigen Finanzmittel immer weiter begrenzt. Er mahnte vor allem die Bundesländer, die nötigen Finanzmittel für zusätzliches Hygienepersonal bereitzustellen.

Die Bundesregierung nahm die Kritik des EU-Gesundheitskommissars zum Anlass, ein Konzept für ein Bundeshygieneregister zu entwickeln.

(Deutsches Ärzteblatt, 10. Januar; Pressemitteilung der Bundesärztekamer, 10. Januar; Ärzte Zeitung online, 10. Januar)


*


Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 12. Januar 2011
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Januar 2011