Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

RECHT/427: Glaukom-Risikochecks - Wenn Vorsorge wenig Sinn macht (UPD)


Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) - Montag, 19. Oktober 2009
UPD-Beratungsfall des Monats Oktober 2009

Wenn Vorsorge wenig Sinn macht

Augenärzte raten zu Glaukom-Risikochecks - doch die Verfahren bringen unklare Ergebnisse. Kassen übernehmen diese Kosten daher nicht.


Es geschieht fast automatisch: Wer zum Augenarzt geht, kann damit rechnen, dass ihm eine Untersuchung zur Glaukom-Vorsorge angeboten wird - die aus eigener Tasche bezahlt werden muss. Die Augenärzte fordern seit längerem ein sogenanntes Glaukom-Screening. Dabei kann die Entstehung von Glaukom leider nicht sicher vorausgesagt werden. Die angebotenen Untersuchungen haben wenig Aussagekraft. Hier ein Beispielfall aus der Saarbrückener Beratungsstelle der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD).

Frau U. ist 42 Jahre alt. Sie geht zum Augenarzt, weil sie eine neue Brille braucht. Schon die Sprechstundenhilfe bietet ihr eine Messung des Augeninnendrucks als Glaukom-Vorsorge an. Weil Frau U. Vorsorge für sinnvoll hält und die Untersuchung auch nur 18 Euro kosten soll, geht sie auf das Angebot ein. Das Ergebnis beruhigt Frau U. aber nicht; der Arzt spricht von einem grenzwertigen Befund. Um sicher zu gehen, so schlägt er vor, seien weitere Untersuchungen erforderlich, die mit rund 180 Euro zu veranschlagen wären - wiederum auf Kosten von Frau U. Sie ist verunsichert. Einerseits macht Frau U. sich Sorgen, ob sie eine Erblindung befürchten müsse, andererseits will sie jetzt mehr über die angebotenen Untersuchungen wissen.

Frau U. wendet sich an die Beratungsstelle Saarbrücken der UPD. Die Beraterin informiert Frau U. vorerst, was sich hinter dem Begriff "Glaukom" verbirgt: Als Glaukom wird eine Anzahl unterschiedlicher Augenkrankheiten bezeichnet, deren Kennzeichen eine typische Sehnervschädigung mit Gesichtsfeldausfällen ist. Die Gefahr an einem primären Offenwinkel-Glaukom, der häufigsten Glaukom-Form, zu erkranken, steigt mit dem Lebensalter: bei der 42-jährigen Frau U. liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0,4%, bei einer über 75-Jährigen läge sie bei 7,6%. Allerdings erblindet die Mehrzahl der Erkrankten nicht. Die Erblindungsrate liegt bei 2,5 bis 6,2% der Betroffenen.

Frau U. möchte nun wissen, was die "grenzwertige Erhöhung" des Augeninnendrucks, die der Augenarzt festgestellt hat, bedeute. Die Beraterin der UPD erklärt ihr, dass der erhöhte Druck zwar einen Risikofaktor für die Glaukom-Entstehung darstellt. Allerdings ist dies kein zuverlässiges Kriterium. Bei einem Viertel bis zur Hälfte der Fälle von Offenwinkel-Glaukomen ist der Augeninnendruck nämlich normal. Die UPD-Beraterin erläutert Frau U. nun, welchen Nutzen die Checks haben könnten. Zur weiteren Diagnostik stehen die Bestimmung des Gesichtsfeldes und die Beurteilung des Sehnervenkopfes zur Verfügung - Verfahren, mit denen die Entstehung von Glaukomen jedoch ebenfalls nicht sicher vorhergesagt werden kann. Frau U. wird nun aufgrund dieser Informationen entscheiden, ob sie die weiteren Untersuchungen durchführen lässt und sich zudem zukünftig kritischer mit ihr angebotenen Vorsorgeuntersuchungen befassen.


Tipp:
Auch bei weiteren Fragen stehen die Beraterinnen und Berater der UPD telefonisch oder regional persönlich zur Verfügung. Weitere Informationen sind im Internet unter www.upd-online.de oder über das bundesweite Beratungstelefon abrufbar. Dieses ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 0800 0 11 77 22 erreichbar.


*


Quelle:
Unabhängige Patientenberatung Deutschland - UPD gGmbH
Pressemitteilung vom 19. Oktober 2009
Bundesgeschäftsstelle / Referat für Information und Kommunikation
Littenstraße 10, 10179 Berlin
Tel. 030 / 200 89 23-43, Fax 030 / 200 89 23-50
E-Mail: presse@upd-online.de
Internet: www.upd-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2009