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DEMENZ/312: Forschung - Aluminium und die Alzheimer Krankheit (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 1/17
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

Aluminium und die Alzheimer Krankheit
Ein Kommentar

von Alexander Kurz, TU München


Der Beitrag "Leichtes Metall mit schweren Folgen - Aluminium und die Alzheimer-Krankheit", erschienen im Alzheimer Info Heft 3 von 2013, fasst den Kenntnisstand über die Bedeutung von Aluminium für die Entstehung der Alzheimer-Krankheit zusammen. Die Ergebnisse des Artikels sind nach wie vor gültig. Gegenwärtig gibt es keine wissenschaftlich gesicherten Belege dafür dass Aluminium die Alzheimer-Krankheit verursacht oder ihr Auftreten begünstigt. Eine unnötige Aufnahme von Aluminium lässt sich aber durch Beachtung einiger einfacher Vorsichtsmaßnahmen vermeiden.


Aus welchen Quellen wird Aluminium aufgenommen?

In der Allgemeinbevölkerung ist die Hauptquelle von Aluminium die Nahrung, vor allem Backwaren, einige Gemüsesorten, Teeblätter und Gewürze, sowie Lebensmittel-Zusatzstoffe. Die Nahrung trägt 50-mal mehr zur Belastung mit Aluminium bei als das Trinkwasser. Unter dem Einfluss von Säure oder Salz ist Aluminium löslich. Aus diesem Grund kann es aus unbeschichteten aluminiumhaltigen Verpackungen oder Kochutensilien in saure oder salzige Lebensmittel übergehen. Auch in manchen Kosmetika (Antitranspirantien, Sonnenschutzmittel, Lippenstifte, Lidschatten, Zahnpasta) ist Aluminium enthalten. Die schweißhemmende Wirkung wird durch Aluminiumsalze erzielt, die über einen begrenzten Zeitraum die Ausgänge der Schweißkanäle verschließen. Bei regelmäßigem Gebrauch von aluminiumhaltigen Antitranspirantien wird der als unbedenklich geltende Grenzwert für die Aluminiumaufnahme überschritten.

Was spricht für einen Zusammenhang zwischen Aluminium und Alzheimer-Krankheit?

Tiermodelle liefern Hinweise dafür, dass Aluminium in hohen Dosen den Stoffwechsel des Amyloid-Vorläufer-Proteins beeinflusst, aus dem die krankheitstypischen amyloidhaltigen Plaques entstehen. Am Menschen gibt es zahlreiche Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen der Aluminium-Konzentration im Trinkwasser und der Häufigkeit des Auftretens der Alzheimer-Krankheit. Die meisten dieser Studien haben aber methodische Mängel und ihre Ergebnisse sind uneinheitlich. Die methodisch beste Untersuchung wurde in Frankreich durchgeführt. Sie wies eine um das Doppelte erhöhte Krankheitshäufigkeit in Regionen mit hohem Aluminiumgehalt des Trinkwassers nach. Dieser Zusammenhang sollte in weiteren Untersuchungen überprüft werden.

Was spricht dagegen?

Es gibt drei Gruppen von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen erheblich mehr Aluminium aufnehmen als die Durchschnittsbevölkerung. Sie haben daher theoretisch ein besonders hohes Risiko für die Entstehung der Alzheimer-Krankheit. Dazu gehören: Patienten, die im Rahmen einer Dialyse-Therapie mit aluminiumhaltigen Mitteln behandelt werden; Patienten, die zur Neutralisierung der Magensäure Antazida einnehmen; Mitarbeiter in Aluminium-verarbeitenden Betrieben. Aber in keiner dieser drei Gruppen ist die Alzheimer-Krankheit häufiger als bei Personen, die nicht in vermehrtem Maß mit Aluminium in Kontakt kommen. Darüber hinaus unterscheiden sich die Veränderungen, die im Gehirn von Menschen auftreten können, wenn sie längere Zeit hohen Aluminium-Dosen ausgesetzt sind, von jenen der Alzheimer-Krankheit. Alle vorliegenden Erkenntnisse zusammenfassend kommt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu dem Schluss, dass eine erhöhte Aluminiumaufnahme mit großer Wahrscheinlichkeit keine Ursache der Alzheimer-Krankheit darstellt.

Welche Vorsichtsmaßnahmen sollten berücksichtigt werden?

Auch ohne wissenschaftlichen Beweis für die Beteiligung von Aluminium bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit sollte eine unnötige Belastung durch das Metall vermieden werden. Beispielsweise lässt sich die Aufnahme von Aluminium durch den unsachgemäßen Gebrauch von Alufolien, Alu-Grillschalen oder unbeschichtetem Alu-Geschirr vermindern. Vor allem sollten diese Produkte nicht mit sauren oder salzhaltigen Lebensmitteln in Berührung kommen, z.B. mit aufgeschnittenen Äpfeln, Tomaten, Rhabarber oder Salzhering. Beim Grillen bestehen keine Bedenken gegen die Verwendung von Aluminiumschalen; gesalzen und gewürzt werden sollte aber erst am Ende des Grillvorgangs. Aluminium-Kochtöpfe können weiterhin genutzt werden, wenn sie auf der Innenseite beschichtet sind. Ohne eine solche Beschichtung ist es ratsam, salzige oder säurehaltige Lebensmittel nicht darin zuzubereiten oder über längere Zeit darin aufzubewahren. Die Benutzung von Espressokochern aus Aluminium ist unbedenklich, allerdings sollte man sie nicht in der Spülmaschine reinigen. Kaffee-Kapseln aus Aluminium oder mit einer Deckelfolie aus Aluminium sind auf der Innenseite lackiert; mit einem Übertritt von Aluminium in das Getränk ist daher nicht zu rechnen. Die Aluminiumaufnahme durch Antitranspirantien kann gesenkt werden, indem man diese nicht unmittelbar nach der Rasur oder bei geschädigter Achselhaut anwendet. Außerdem gibt es auch Deodorantien, die keine Aluminiumsalze enthalten.

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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 1/17, S. 16
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
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Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2017

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