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DIABETES/1789: Schleswig-Holstein drängt auf nationalen Diabetesplan (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 6/2014

Diabetes
Schleswig-Holstein drängt auf nationalen Diabetesplan

Von Dirk Schnack



Gemeinsame Bundesratsinitiative aus fünf Bundesländern. Prävention, Früherkennung und Vorschläge für neue Versorgungsmodelle gefordert.


Schleswig-Holstein startet im Bundesrat gemeinsam mit Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Baden-Württemberg eine Initiative für die Umsetzung eines Nationalen Diabetesplans. Zu den Zielen zählen u. a. eine Präventionsoffensive und eine Stärkung der Früherkennung und der Selbsthilfe. "Diabetes hat nicht nur für die Betroffenen weitreichende Folgen, sondern auch für unser gesamtes Gesundheitssystem. Der Entwicklung mit immer mehr Erkrankten müssen wir eine gemeinsame und starke Strategie entgegensetzen", sagte Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kristin Alheit, nachdem das Kieler Landeskabinett die Initiative am 20. Mai beschlossen hatte. Am gleichen Tag hatte auch die Landesregierung von Baden-Württemberg einen entsprechenden Antrag verabschiedet. Nach Angaben des Ministeriums in Stuttgart sollte die Bundesratsinitiative der fünf Länder am 13. Juni starten. Alheit und ihre baden-württembergische Amtskollegin Katrin Alpeter verwiesen in diesem Zusammenhang auf Forderungen von Weltgesundheitsorganisation, Europäischer Union und Vereinten Nationen nach einem Diabetesplan, der insbesondere Präventionsmaßnahmen sowie die Stärkung der Selbsthilfe zu beinhalten hat. 17 EU-Länder haben diesen Plan bereits umgesetzt, in Deutschland steht dies noch aus. Die Länder wollen deshalb über den Bundesrat die Bundesregierung dazu bewegen

1. noch in diesem Jahr den Entwurf eines Bundespräventionsgesetzes vorzulegen;

2. einen Nationalen Diabetesplan erstellen zu lassen, der Präventionsstrategien, Früherkennungsmaßnahmen und Vorschläge für neue Versorgungsmodelle sowie die Stärkung der Selbsthilfe beschreibt;

3. die Bundesländer sowie die Akteure im Gesundheitswesen in den Planungsprozess weitreichend einzubeziehen.

In Deutschland gibt es nach Angaben der Ministerien schon rund acht Millionen Betroffene. Jeden Tag erkranken bundesweit mehr als rund 700 Personen neu an Typ 2-Diabetes. Unter den Neuerkrankten ist auch eine steigende Anzahl Kinder und Jugendlicher. Bei den über 70-Jährigen ist in Deutschland fast jeder Dritte Diabetiker. Eine wichtige Rolle für die Erkrankung spielen der Lebensstil und die Ernährung. Eine der Hauptursachen für die Erkrankung ist Übergewicht. Experten gehen deshalb davon aus, dass sich die Zahl der Erkrankungen durch gezielte Präventionsmaßnahmen deutlich reduzieren ließe.

Die genannten Größenordnungen stellen das Gesundheitssystem vor eine Herausforderung, weil "die Behandlung des Diabetes und der Folgeerkrankungen angesichts der demografischen Entwicklung ohne Qualitätseinbußen nur noch eingeschränkt finanzierbar sein wird", wie das Ministerium zu bedenken gab.

Als erstes Bundesland hatte Schleswig-Holstein, wie berichtet (Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 1/2014), jüngst einen Landesdiabetesbericht vorgelegt. Als Konsequenz daraus fordert Alheit u. a. die Entwicklung und Etablierung innovativer sektorenübergreifender Versorgungsmodelle zwischen ambulanten und stationären Leistungsanbietern und die Stärkung der Kompetenz von Patienten.

Diabetesexperte Prof. Morten Schütt vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, der den Diabetesbericht im Land mit initiiert hat, fordert, wie berichtet, auch ein landesweites Diabetesregister, das Versorgungsgrößen, Daten zur Versorgungsqualität und Kostenanalysen bieten könnte. Außerdem hält er Schulungen für die besonders häufig betroffene Gruppe alter Menschen, in Krankenhäusern, in Schulen und in Regionen mit überdurchschnittlich vielen sozial schwachen Familien für erforderlich.

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 6/2014 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2014/201406/h14064a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Juni 2014
67. Jahrgang, Seite 28
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2014