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DIABETES/1792: Verbände schlagen Alarm - Erwachsene in Deutschland körperlich nicht ausreichend aktiv (diabetesDE)


diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe - 28. Juli 2014

Deutschland zu träge für die Diabetesprävention

Drei Viertel der Männer und vier Fünftel der Frauen bewegen sich zu wenig



Berlin - Die deutschen Diabetesverbände schlagen Alarm: Drei Viertel der Männer (74,6 Prozent) und vier Fünftel der Frauen (84,5 Prozent) in Deutschland sind gemäß der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) körperlich nicht ausreichend aktiv. diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und ihre Trägerorganisationen Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe (VDBD) sowie die Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) kritisieren gleichzeitig die 'Zahl des Monats' (1), die vom Robert Koch-Institut (RKI), einer Behörde im Geschäftsbereich des Bundesgesundheitsministeriums, Anfang letzter Woche veröffentlicht wurde. Demnach treiben 33,7 Prozent der Bevölkerung keinen Sport.

"Hier wird der Eindruck erweckt, als ob die Deutschen im Schnitt körperlich recht aktiv wären. Die Angaben des RKI legen den Umkehrschluss nahe, dass zwei Drittel der Männer und Frauen sportlich aktiv sind. Das ist aber keineswegs der Fall: Dieselbe Untersuchung belegt, dass nur ein kleinerer Teil der Deutschen, nämlich nur etwa ein Viertel der Männer und Frauen, mit mindestens zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv sind.", sagt Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe. "Darüber hinaus belegt ebenfalls dieselbe Untersuchung (2), dass sich drei Viertel der Männer und vier Fünftel der Frauen in Deutschland insgesamt zu wenig körperlich bewegen, um dauerhaft vor chronischen Krankheiten geschützt zu sein - das ist die eigentliche, nämlich besorgniserregende 'Zahl des Jahres'!", so Danne.

diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe hält es für unverantwortlich, subjektive Einschätzungen aus Befragungen derart selektiv und unkommentiert zu veröffentlichen und damit 'Entwarnung' für die gesundheitliche Prävention durch mehr körperliche Bewegung zu suggerieren. Denn die im Zweifel konservativen Daten belegen in der Gesamtschau eindrucksvoll, dass in Deutschland ein inaktiver Lebensstil in weit größerem Umfang verbreitet ist und dringend politische Maßnahmen auf Bevölkerungsebene (6) zur gezielten Förderung der körperlichen Aktivität benötigt werden.

"Moderate Bewegung ist die entscheidende Größe, wenn es um gesundheitliche Prävention geht, man muss nicht zwingend Sport treiben, um gesund zu bleiben: Schon mehr körperliche Aktivität im Alltag schützt vor chronischen Krankheiten und gepaart mit gesunder Ernährung auch vor Diabetes Typ 2", ergänzt PD Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG.

Körperliche Inaktivität, ungesunde Lebensmittel mit hohen Fett-, Zucker- und Salzgehalten, Tabakkonsum und schädlicher Alkoholkonsum sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation die vier vermeidbaren Risikofaktoren, die Hauptverursacher der 'nichtübertragbaren', chronischen Krankheiten sind: Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs, Diabetes Typ 2 und obstruktive Lungenerkrankungen (4,5).

Mit der Ratifizierung der Politischen Deklaration des 1. UN-Gipfels gegen nichtübertragbare Krankheiten 2011 (4) und des Global Monitoring Framework der WHO 2013 (5) hat die Bundesregierung sich unter anderem selbst zu den Zielen verpflichtet, die weitere Zunahme von Adipositas und Diabetes zu stoppen sowie die körperliche Inaktivität der Deutschen um 10 Prozent zu senken.

Die WHO empfiehlt Erwachsenen pro Woche eine Mindestaktivitätszeit von 2,5 Stunden in mäßig anstrengender Intensität, bei sehr anstrengender Aktivität werden 75 Minuten empfohlen. Die jeweilige Aktivitätszeit sollte dabei mindestens 10 Minuten am Stück andauern. (3)


Literatur:

1) RKI: Zahl des Monats:
http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Zahl_des_Monats/Zahl_des_Monats_node.html

2) Krug S, Jordan S, Mensink G B M, Müters S, Finger J D, Lampert T: 'Körperliche Aktivität'.
Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)
Bundesgesundheitsblatt 56: 765-771(2013)
http://edoc.rki.de/oa/articles/repRtQDxaXz2/PDF/29NRTMbhpOAI.pdf

3) World Health Organisation (WHO): Global recommendations on physical activity for health (2010)
http://whqlibdoc.who.int/publications/2010/9789241599979_eng.pdf

4) Politische Deklaration, UN -Gipfel zur Prävention und Kontrolle nichtübertragbarer Krankheiten 66/2 (2011): Abs. 43(d)
http://www.who.int/nmh/events/un_ncd_summit2011/en/

5) World Health Organisation (WHO): NCD Global Monitoring Framework (9 Targets and 25 Indicators)
http://www.who.int/nmh/global_monitoring_framework/en/

6) World Health Organisation (WHO): A guide for population based approaches to increasing levels of physical activity (2007).
http://www.who.int/dietphysicalactivity/PA-promotionguide-2007.pdf?ua=1


diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe ist eine gemeinnützige und unabhängige Dachorganisation, die Menschen mit Diabetes, Diabetesberater, Ärzte und Forscher vereint. Gemeinsam schaffen wir Öffentlichkeit für das Thema und vertreten die Interessen der Menschen mit Diabetes. Wir setzen uns für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes ein. Die Krankheit breitet sich auch in Deutschland rasch aus. 6 Millionen Menschen sind in Behandlung, und jeden Tag kommen fast 1000 Neuerkrankte hinzu.
Gegründet wurde diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) www.ddg.info und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) www.vdbd.de. Die Selbsthilfe ist innerhalb von diabetesDE durch die selbstständige Selbsthilfeorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) www.ddh-m.de vertreten.

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Quelle:
diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe, Pressestelle
Pressemitteilung vom 28. Juli 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2014