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FORSCHUNG/626: Die chronische myeloische Leukämie besser verstehen (idw)


Universitätsklinikum Jena - 29.08.2016

Die chronische myeloische Leukämie besser verstehen

Mit Förderung der Deutschen Krebshilfe untersuchen Wissenschaftler der Universitätsklinika Jena und Würzburg das Protein LASP1 in der CML-Erkrankung


Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, bei der es zu einer unkontrollierten Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen kommt. In Deutschland erkranken daran jährlich etwa 1.200 Menschen. Die Krankheitsursache liegt in einer Veränderung des Erbmaterials, die dazu führt, dass ein natürlicherweise nicht vorkommendes Protein gebildet wird: BCR-ABL. Dieses Enzym beeinflusst weitere Proteine und stört damit die Signalwege, die den natürlichen Tod der Zellen, ihren Lebenszyklus sowie ihr Wanderungsverhalten steuern. So erhalten die veränderten Blutzellen einen dauerhaften Wachstumsstimulus und können in ihrer Überzahl zu Blutgerinnseln oder Gefäßverschlüssen führen.

Wissenschaftlern um Dr. Jochen Frietsch vom Universitätsklinikum Jena und Prof. Dr. Elke Butt vom Universitätsklinikum Würzburg ist es vor kurzem gelungen, mit LASP1 ein weiteres Protein zu identifizieren, das bei CML verstärkt produziert wird. "LASP1 ist beteiligt am Wachstum sowie der Regulation des Lebenszyklus der Zellen und wurde auch in anderen Tumorerkrankungen, wie z.B. Brust-, Ovarial-, Prostata-, Darm- und Blasenkrebs in erhöhter Konzentration nachgewiesen", so Dr. Jochen Frietsch. Welche Rolle LASP1 bei der Entstehung der CML spielt, wollen die Wissenschaftler jetzt in einem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projekt eingehender untersuchen.

Dazu arbeiten die Forscher parallel mit Zellkulturmodellen sowie Blutproben von CML-Patienten. Biochemikerin Prof. Elke Butt: "LASP1 ist eines der Substratmoleküle für das Leukämie-Enzym BCR ABL. Wir wollen herausfinden, wodurch das Zusammenspiel von LASP1 und seinen Bindungspartnern gestört ist und wie sich dies auf die Signalwege der Leukämiezellen auswirkt." In Kooperation mit der Deutschen CML-Studiengruppe werden die Ergebnisse anhand von Patientenproben überprüft. Mithilfe der Proben wollen die Wissenschaftler auch testen, ob LASP1 einen früheren Hinweis auf mögliche Probleme in der Therapie geben kann.

Die Standardtherapie für Patienten mit CML sind Tyrosinkinasehemmer, die das Leukämie-Enzym blockieren, wodurch sich die außer Kontrolle geratenen weißen Blutkörperchen wieder normalisieren. Manchmal verändern sich die Leukämiezellen aber durch eine spontane Mutation, so dass sie resistent gegen den Wirkstoff werden und sich wieder ungehemmt vermehren. Die Behandlung muss dann angepasst werden. In den Studienproben wollen die Wissenschaftler die Aktivität von LASP1 in verschiedenen Erkrankungs- und Behandlungsphasen erfassen. "Wir hoffen, das Protein als Prognosemarker nutzen und damit das Verhalten der Erkrankung besser einschätzen zu können. So ließen sich diejenigen Patienten schneller identifizieren, die einer intensiveren Behandlung bedürfen", beschreibt Dr. Jochen Frietsch das Ziel des auf zwei Jahre angelegten Projektes.


Kontakt:
Dr. med. Jochen Frietsch
Hämatologie und Internistische Onkologie
Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Jochen.Frietsch[at]med.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1461

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Jena, Dr. Uta von der Gönna, 29.08.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. September 2016

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