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INFEKTION/1402: Forschung - Wie es dem Epstein-Barr-Virus gelingt, sich in menschlichen Zellen zu verstecken (idw)


Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 15.06.2015

Wie es dem Epstein-Barr-Virus gelingt, sich in menschlichen Zellen zu verstecken


Neuherberg, 15. Juni 2015. Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben das Geheimnis, wie sich das Epstein-Barr-Virus (EBV) so erfolgreich in Zellen versteckt, nun ein Stück weit gelüftet. Verantwortlich für die schlechte Sichtbarkeit gegenüber dem Immunsystem ist das virale Protein LMP2A. Wie nun im Wissenschaftsjournal PLOS Pathogens veröffentlicht, hilft es den mit EBV infizierten Zellen, sich vor den T-Zellen zu verbergen. Das LMP2A-Protein könnte auch bei der durch EBV verursachten Entstehung von Krebs eine entscheidende Rolle spielen.

"Wir haben vermutet, dass ein Protein hinter dem Tarnmechanismus von EBV steht", sagt Dr. Andreas Moosmann von der Abteilung Genvektoren des Helmholtz Zentrums München. "Das Protein LMP2A kam uns von Anfang an ziemlich verdächtig vor. Das Virus kann Zellen auf verschiedene Art infizieren, und immer wieder taucht dabei auch LMP2A auf. Allerdings war bisher nie ganz klar, was das dem Virus eigentlich nützt", fügt er hinzu.

Deshalb machte sich Moosmann, der gleichzeitig der Kopf der neu etablierten Forschergruppe Immunkontrolle der Virusinfektion des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung ist, auf die Suche nach Verbindungen zwischen LMP2A und dem Immunsystem. "Normalerweise exprimieren die Krebszellen nur wenige Proteine vom Virus selbst", erklärt Dr. Chiara Rancan, Erstautorin der Studie, "und LMP2A ist meist mit dabei". Ihre Experimente zeigten, dass krebsartige EBV-infizierte Zellen durch die Immunzellen viel besser erkannt wurden, wenn die Wissenschaftler das LMP2A künstlich ausschalteten.

Zirka 95% aller Menschen werden bis zum mittleren Alter mit EBV infiziert und tragen es lebenslang. Die meisten bleiben dennoch gesund. Allerdings gibt es verschiedene Krebsarten, die auf EBV zurückgehen. Dazu gehören das Nasopharynxkarzinom* und viele Fälle von Morbus Hodgkin*. Das Protein LMP2A könnte die Immunantwort gegen diese Krebsarten ebenfalls schwächen und somit zum Ausbruch der Erkrankung beitragen.

"Mit unserer Forschung wollen wir einen Beitrag leisten, die EBV-Erkrankungen besser zu verstehen", sagt Moosmann. "Wir hoffen, damit neue Therapien möglich zu machen."


Original-Publikation:
Rancan C, Schirrmann L, Hüls C, Zeidler R, Moosmann A (2015): Latent Membrane Protein LMP2A Impairs Recognition of EBV-Infected Cells by CD8+ T Cells. PLoS Pathog 11(6): e1004906. doi:10.1371/journal.ppat.1004906
Link zur Original-Publikation:
http://dx.plos.org/10.1371/journal.ppat.1004906


Weitere Informationen

Nasopharynxkarzinom = Nasenrachenkrebs

Morbus Hodgkin = Lymphgranulomatose, ein bösartiger Tumor der weißen Blutkörperchen


Das Helmholtz Zentrum München (http://www.helmholtz-muenchen.de/) verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören.
Die selbstständige Abteilung Genvektoren (AGV) (http://www.helmholtz-muenchen.de/en/agv/index.html) untersucht das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein Mitglied der Herpesviren-Familie, das Auslöser der Infektionserkrankung Mononukleose und gleichzeitig mit zahlreichen Tumor- und Autoimmunerkrankungen assoziiert ist. Die Aufklärung molekularer Mechanismen des EBV und die Identifizierung der Immunreaktionen haben zum Ziel, neue Therapiekonzepte sowie Impf- und Präventionsstrategien zu entwickeln.


Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) (http://www.dzif.de/)ist ein Forschungsverbund zur Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten.


Fachlicher Ansprechpartner
Dr. Andreas Moosmann
Helmholtz Zentrum München -
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Abteilung Genvektoren
Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg
E-Mail: andreas.moosmann@helmholtz-muenchen.de


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/article/27036/index.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution44

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Susanne Eichacker, 15.06.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2015

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