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REISEMEDIZIN/087: Was tun bei starker Luftverschmutzung auf Reisen? (CRM)


CRM Centrum für Reisemedizin GmbH - 8. Dezember 2015

Was tun bei starker Luftverschmutzung auf Reisen?

Megacities versinken im Smog: Körperliche Belastung im Freien vermeiden


Düsseldorf/Stuttgart, Dezember 2015 - Derzeit melden chinesische Behörden erneut Rekordwerte bei der Feinstaubbelastung, stark betroffen ist vor allem die Hauptstadt Peking. Eine längerfristige starke Feinstaubbelastung kann Herz- und Lungenkrankheiten auslösen oder bereits vorhandene Erkrankungen verschlechtern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass allein im Jahr 2012 die Verschmutzung der Außenluft weltweit rund 3,7 Millionen vorzeitiger Todesfälle verursacht hat. Bei Aufenthalten in stark smogbelasteten Metropolen sollten Reisende körperliche Anstrengungen im Freien meiden. Dies gilt insbesondere für Menschen, die an einer Herz- oder Lungenerkrankung leiden, sowie für Kinder, Ältere und Schwangere.

Bei Feinstaub handelt es sich um kleinste Partikel in der Luft, die vor allem durch Abgase und Industrieemissionen, aber auch durch natürliche Prozesse wie Bodenerosion in die Luft gelangen. Unterschieden wird zwischen Feinstaub mit Partikeln bis maximal 10 Mikrometern (PM 10) und ultrafeinem Feinstaub, bei dem die meisten Partikel kleiner als 2,5 Mikrometer sind (PM 2,5). Je kleiner die Partikel sind, desto gefährlicher. Während gröbere Partikel in Nase und Rachen hängenbleiben, dringen ultrafeine Partikel tief in das Lungengewebe ein und gelangen bis in die Blutbahn. Sie lösen Entzündungsprozesse in den Lungen aus, beeinflussen die Blutgerinnung und die Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems. Die gesundheitlichen Folgen reichen von lokalen Reizungen der Schleimhäute, Atemwege und Bronchien bis hin zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Lungenkrebs.

"Gesunde Menschen können sich nach einer kurzfristigen starken Feinstaubbelastung normalerweise rasch regenerieren", sagt Professor Dr. med. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. "Problematisch ist die Wirkung von Feinstaub vor allem für Menschen, die sich längerfristig in einer stark belasteten Region aufhalten oder für Menschen, die bereits an einer Herz- oder Lungenkrankheit leiden. Ihre Erkrankung kann sich auch bei kurzen Aufenthalten durch den Smog verschlechtern."

Wenn möglich, sollten Reisende nur kurze Aufenthalte in stark smogbelasteten Metropolen einplanen und sich dort viel in Innenräumen aufhalten. Körperliche Anstrengungen und Sport im Freien sollten sie vermeiden. Vor allem bei längeren Stadtaufenthalten kann in Innenräumen der Einsatz von Luftfiltern mit HEPA-Filterfunktion sinnvoll sein. Wichtig ist die regelmäßige Wartung dieser Geräte. "Für den Aufenthalt im Freien gilt: Einfache Hygienemasken bieten keinerlei Schutz vor Feinstaub", so Jelinek. "Eine Schutzfunktion bieten Atemmasken mit Filterfunktion, sogenannte N95-Respiratoren. Wie gut sie schützen, hängt jedoch erheblich davon ab, ob sie korrekt angewendet werden." So müssen die Masken beispielsweise sehr dicht am Gesicht anliegen. Eine Einschränkung von Atemmasken mit Filterfunktion besteht darin, dass sie nur begrenzte Zeit getragen werden können, da sie das Atmen anstrengend machen. Reisende sollten bei der Nutzung die Anwendungshinweise der Hersteller beachten.

Wegen der gesundheitlichen Risiken des Einatmens von Feinstaub gibt die WHO
Grenzwerte vor. So liegt der Grenzwert für Feinstaub PM10 bei 20
μg/m⊃3 im Jahresmittel. Eine Zusammenstellung der WHO zeigt, dass
diese Grenzwerte in vielen Städten der Welt regelmäßig um ein Vielfaches
überschritten werden. Besonders betroffen sind Ballungsräume in China, der
Mongolei, Indien, Brasilien sowie in einigen Ländern des Nahen Ostens und
Afrikas. Im Zeitraum 2008 bis 2012 lagen die Jahresmittelwerte für PM10 in
Delhi bei 280 μg/m⊃3, in Peking bei 125 μg/m⊃3 und in Abu Dhabi
bei 170 μg/m⊃3. Zum Vergleich: In europäischen Städten wie Rom und
Warschau lag der Jahresmittelwert bei etwa 35 bis 40 μg/m⊃3.

Quellen:
- Vortrag von Dr. med. Dipl-Betr. (BA) Axel Telzerow, "Luftqualität und Smog:
Bedeutung für die reisemedizinische Beratung", Forum Reisen und Gesundheit
des CRM Centrum für Reisemedizin, Berlin, März 2015

http://www.who.int/topics/air_pollution/en/

http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2014/air-pollution/en/

http://www.who.int/phe/health_topics/outdoorair/databases/AAP_database_results_2014.pdf


Das CRM Centrum für Reisemedizin trägt als unabhängiges, anerkanntes Fachinstitut Informationen über Infektions- und andere relevante Gesundheitsrisiken aus aller Welt zusammen und wertet sie aus. Ärzte und Apotheker können auf die daraus entwickelten Fachinformationsdienste für ihre reisemedizinische Gesundheitsberatung zurückgreifen- etwa auf das jährlich erscheinende Standardwerk "CRM Handbuch Reisemedizin". Das CRM ist außerdem der führende Anbieter von Seminaren zur Reise- und Tropenmedizin, die von der Landesärzte- und Apothekerkammern als Fortbildungsmaßnahmen anerkannt und mit Punkten bewertet werden. Das CRM Centrum für Reisemedizin wurde 1988 gegründet und gehört seit 2005 zur Thieme Verlagsgruppe.
Aktuelle Informationen und Adressen von Ärzten und Apotheken, die qualifizierte reisemedizinische Beratung anbieten, veröffentlicht das Centrum für Reisemedizin unter:
www.crm.de

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Quelle:
CRM Centrum für Reisemedizin
Thieme Verlagsgruppe
Presseinformation vom 8. Dezember 2015
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Juliane Pfeiffer
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2015

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