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AIDS/759: Mehr Menschen haben Zugang zu antiretroviralen Medikamenten (DSW)


DSW [news] - Oktober 2009
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Mehr Menschen haben Zugang zu antiretroviralen Medikamenten

UN-Organisationen mahnen jedoch, dass die Vorbeugung gegen HIV-Neuinfektionen weiter unzureichend sei. Auch müssten die politischen Führungen vieler afrikanischer Länder "deutlichere" Worte sprechen.


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) haben Ende September ihren dritten Jahresbericht 'Auf dem Weg zu universellem Zugang' vorgelegt. Dieser beschreibt die Fortschritte hinsichtlich des international vereinbarten Zieles des universellen Zugangs zu Prävention, Behandlung und Pflege von HIV/Aids für alle bis zum Jahre 2010 für 158 Länder. Demnach erhalten jetzt weltweit mehr als vier Millionen HIV-infizierte Menschen lebensverlängernde antiretrovirale Medikamente (ARV) - rund ein Drittel mehr als noch vor einem Jahr. Dieser Erfolg ist, wie Stella Anyangwe, die Länderrepräsentantin der WHO in Südafrika, bei der Vorstellung des Berichts erläuterte, vor allem darauf zurückzuführen, dass die ARV-Präparate in 2008 um bis zu 40 Prozent billiger geworden seien.

Als ermutigend bezeichnete es Anyangwe darüber hinaus, dass vier Fünftel dieses Zuwachses - 800.000 Menschen - im subsaharischen Afrika erreicht wurde. 'Hier stieg die Zahl der HIV-Infizierten in ARV-Behandlung von 2,1 Millionen auf 2,9 Millionen.' Andererseits müsse festgehalten werden, dass es weltweit insgesamt 9,5 Millionen Menschen gebe, die eigentlich Medikamente bräuchten; derzeit befinden sich also nur rund 42 Prozent aller Betroffenen in Behandlung. In Südafrika haben gar nur rund 700.000 Menschen von insgesamt fünf Millionen Infizierten Zugang zu den ARV-Präparaten.

'Schwierigkeiten macht außerdem vor allem der Umstand, dass die Menschen erst zum Testen kommen, wenn sie schon sehr krank sind und sich ihr Immunsystem trotz der lebensverlängernden Therapie nicht mehr erholen kann', erklärte Anyangwe. Auch hätten viele ARV-Medikamente der ersten Generation ernste Nebenwirkungen.

Prävention ist das schwächste Glied in der Kette

'Zwar ist der HIV-Test mittlerweile in 94 von 101 Ländern umsonst, und auch die Mutter-Kind-Übertragungen sind von 90 im Jahr 2004 auf 55 Prozent in 2008 zurückgegangen', resümierte Mark Stirling, der UNAIDS-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika den Stand der Bemühungen um die Minderung der Zahl der Neuinfektionen. Dennoch: 'Allein in 2007 sind 2,7 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus infiziert worden', hob Stirling hervor, weshalb dringend mehr Mittel in die Prävention fließen müssten.

Stirling berichtete, dass die Präventionsprogramme mittlerweile wesentlich ausgefeilter seien, als es die ABC-Kampagnen (Abstinenz, Treue zum Partner, Kondomnutzung) der Vergangenheit je gewesen wären. Allerdings vermisse er 'deutliche Worte' der politischen Führung in vielen afrikanischen Ländern. Viel zu oft seien es gerade die verletzlichsten Gruppen, die an technischen, rechtlichen oder soziokulturellen Hürden scheiterten, wenn sie versuchten, Dienstleistungen zur Prävention von HIV/Aids-Infektion in Anspruch zu nehmen. So hätten 2008 zum Beispiel erst 30 aller untersuchten Staaten Programme aufgelegt, um Drogensüchtige mit sterilen Injektionskanülen und -spritzen zu versorgen. Und die laufenden Programme seien unzureichend, wenn man das international anerkannte Ziel von 200 Spritzen pro Süchtigem und Jahr als Bewertungsmaßstab zu Grunde lege.

Auch der Bericht selbst schließt mit der Bemerkung, dass 'Millionen von Neuinfektionen erfolgen und mehr Leben verloren gehen werden, wenn das Tempo, mit dem die Dienstleistungen erweitert und Menschen erreicht werden, nicht erheblich beschleunigt wird. Dann wird die menschliche und wirtschaftliche Belastung der künftigen Generationen noch zunehmen.'


Der Report mit dem Titel 'Towards Universal Access: Scaling Up Priority HIV/AIDS Interventions in the Health Sector' kann bei UNAIDS im PDF-Format heruntergeladen werden:

http://data.unaids.org/pub/Report/2009/20090930_tuapr_2009_en.pdf

Quelle: Gemeinsame Pressmitteilung von WHO, UNAIDS und UNICEF am 30. September 2009.
IRIN PLUSNEWS, 30. September 2009, BBC, 30. September 2009


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DSW [news] - Oktober 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2009