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AIDS/773: HIV/Aids - Frauen sind am stärksten betroffen (DSW)


DSW [news] - Februar 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

HIV/Aids - Frauen sind am stärksten betroffen

Neben medizinischen Mitteln sind Prävention und Aufklärung entscheidend im Kampf gegen die Epidemie.


Global gesehen wird das HI-Virus hauptsächlich durch den heterosexuellen Geschlechtsverkehr übertragen. 61 Prozent der HIV-infizierten Erwachsenen in Afrika südlich der Sahara sind Frauen. Mädchen zwischen 15 und 24 Jahren werden in der Region sogar zwei- bis sechsmal häufiger mit HIV infiziert als gleichaltrige junge Männer. Eine Frau kann aus biologischen Gründen leichter von einem Mann angesteckt werden als umgekehrt. Diese Bedrohung wird durch die ungleichen Machtverhältnisse noch verschärft, die es den Frauen verwehren, einen geschützten Geschlechtsverkehr zu verlangen.

Während der Schwangerschaft, der Geburt und der Stillzeit besteht zudem die Gefahr, dass die Mütter - wenn sie nicht entsprechend behandelt werden - den Virus an ihre Neugeborenen weitergeben. Die Armut von Frauen und die Ungleichheit der Geschlechter hemmen den Zugang der Frauen zu Dienstleistungen der reproduktiven Gesundheit, zu Verhütungsmitteln und zu Informationen über HIV. So nimmt die Gefahr einer Ansteckung und Übertragung des Virus noch zu. Der Kampf gegen HIV/Aids ist also untrennbar mit der reproduktiven Gesundheit verbunden. Aus diesem Grund ist es notwendig, Frauen bei der Finanzierung der Projekte für die Prävention und Behandlung von Aids vorrangig zu berücksichtigen.

HIV/Aids in Zahlen

Obwohl in einigen Ländern wie Kenia und Simbabwe effiziente Präventionsprogramme Fortschritte gebracht haben, bleibt Aids die vierthäufigste Todesursache in der Welt und die häufigste in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara.

Das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von HIV/Aids (UNAIDS) schätzt, dass im Jahr 2008 weltweit etwa zwei Millionen Erwachsene und Kinder der Krankheit zum Opfer fielen, davon 1,4 Millionen in Afrika südlich der Sahara, während 2,7 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert wurden. Man schätzt, dass etwa 22,5 Millionen Menschen in Afrika südlich der Sahara HIV-positiv sind.

HIV/Aids ist auch ein soziales Problem: Viele HIV-positive Menschen sehen sich täglich Stigmatisierungen ausgesetzt, die auf Vorurteile aufgrund mangelnder Informationen sowie auf kulturelle und religiöse Tabus zurückgehen.

Ein Beispiel aus Sambia: Eine Pastorin kämpft gegen HIV/Aids und gegen Diskriminierung

Menschen wie der sambischen Pastorin Annie Kaseketi Mwamba ist es gelungen, ihre eigenen besonders leidvollen Erfahrungen im Kampf gegen diese Stigmatisierung einzusetzen: Zunächst verlor Annie nacheinander ihren Mann und vier ihrer Söhne - alle starben an Aids. Dann wurde sie 2003 selbst krank. Einige Monate lang blieb die Krankheit nur ein Verdacht, dann entschloss sich Annie, einen HIV-Test zu machen.

Doch ihr Arzt weigerte sich, den Test vorzunehmen. Er war der Überzeugung - wie ein Großteil der Bevölkerung von Sambia -, dass nur Menschen mit einem "unmoralischen Lebenswandel" an Aids erkranken. Und Annie war doch Pastorin. Als der Test dann doch gemacht wurde, lautete die Diagnose: HIV-positiv. Annie erlitt einen schweren Schock: "Auch ich dachte, dass der HIV-Virus nur Menschen heimsucht, die nicht in die Kirche gehen", erzählt Annie. "Aber eines Abends hatte ich bei der Lektüre der Bibel eine Erleuchtung: Das Leben eines HIV-Positiven gehört nicht dem Virus, sondern bleibt in der Hand von Christus."

Annie ging mit ihrer Erkrankung an die Öffentlichkeit, und es gelang ihr auf einem Workshop, eine Bresche in die Mauer aus Feindseligkeit bei den Oberhäuptern der Kirche zu schlagen, die die Krankheit immer als gerechte Strafe für Sünder betrachtet hatten. Doch die Pastorin ging noch einen Schritt weiter: Sie sprach von der Kanzel über ihr Schicksal. "Ich stellte mir vor, dass die Krankheit zwischen den Kirchenbänken ihr Unwesen trieb, und wusste, dass das Schweigen gebrochen werden musste. Ich beschloss, am folgenden Sonntag beim Gottesdienst darüber zu sprechen." Sie hielt Wort und riss durch ihre Predigt die Dämme ein. Plötzlich brach eine Sturzflut über die Pfarrgemeinde herein, und Dutzende von Gläubigen gaben zu, selbst an der HIV-Infektion zu leiden. Seitdem arbeitet Annie mit ganzer Kraft daran, die christlichen und islamischen Gemeinschaften für den Kampf gegen die Krankheit und die Vorbeugung der Ansteckung von Kindern zu gewinnen.


Weitere Informationen:
- DSW-Factsheet "HIV/Aids [1] ", September 2008 (PDF-Datei).
- Zur Arbeit von Annie Kaseketi Mwamba: Center for Development and Population Activities. [2]

[1] http://www.dsw-online.de/pdf/fs_hiv_aids.pdf
[2] http://www.cedpa.org/content/news/detail/1713


Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet: www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__Februar_2010.pdf


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Quelle:
DSW [news] - Februar 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2010