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AIDS/787: "Nur" 16 Prozent? Frauen und HIV (DAH)


Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) - Freitag, 16. Juli 2010

"Nur" 16 Prozent? Frauen und HIV


In Deutschland ist HIV ein sehr männliches Phänomen, so wie in den meisten reichen Ländern. Nur ein relativ kleiner Teil der jährlich gemeldeten HIV-Neudiagnosen entfällt auf Frauen. Die Statistik mag beruhigen, doch das HIV-Virus achtet nicht auf das Geschlecht. Wichtige Fakten über Frauen und HIV.



Frauen mit HIV in Deutschland

Für das Jahr 2009 meldet das Robert Koch Institut 2856 neue HIV-Diagnosen. 461 entfielen auf Frauen. Das entspricht einem Anteil von 16,1 Prozent.
Insgesamt leben in Deutschland 37.184 Menschen mit dem HIV-Virus, 20 Prozent davon sind Frauen.
Zum Vergleich: Weltweit ist das Verhältnis ausgewogen. 50 Prozent der Menschen, die mit HIV leben, sind weiblich. In den Ländern südlich der Sahara, der am stärksten von HIV und Aids betroffenen Region der Erde, entfallen hingegen bis zu 60 % der HIV-Infektionen auf Mädchen und Frauen.


Mutter-Kind-Übertragungen

Im Jahr 2009 wurden 11 Fälle gemeldet, in denen das HIV-Virus von der Mutter aufs Kind übertragen wurde. Das ist weniger als ein Prozent der Neudiagnosen.

Bei den in Deutschland geborenen HIV-positiven Kindern wurde in der Schwangerschaft kein HIV-Test durchgeführt. Andere Kinder kamen aus sogenannten Hochprävalenzländern bereits infiziert nach Deutschland. In diesen Ländern liegt der Anteil der HIV-positiven Einwohner bei über 1 Prozent der Bevölkerung.



HIV-Test in der Schwangerschaft

Ein großer Teil der HIV-positiven Frauen erfährt erst bei einer Schwangerschaft von der HIV-Infektion. Experten schätzen den Anteil auf 30 bis 50 Prozent. Seit 2008 sind Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, allen Schwangeren einen HIV-Test anzubieten und zu empfehlen.

"Wichtig ist eine qualifizierte und ausführliche Beratung im Rahmen des HIV-Testangebotes. Hier sollte auf Risiken aufmerksam gemacht werden, das bestehende Infektionsrisiko sollte abgeklärt werden", betont DAH-Frauenreferentin Marianne Rademacher. "Eine Schwangerschaft ist schließlich ein denkbar schlechter Zeitpunkt für so eine Diagnose."

Generell gilt: Am besten für die Gesundheit von Mutter und Kind ist es, wenn HIV-positive Schwangere rechtzeitig über ihren Status Bescheid wissen. Dann lässt sich auch eine Übertragung auf das Kind vermeiden.



Gehen Frauen mit HIV anders um als Männer?

"Gerade im Vergleich zu schwulen Männern sind heterosexuelle Frauen weniger gut vernetzt", hat Marianne Rademacher beobachtet. "Das liegt auch daran, dass Frauen trotz Emanzipation nach wie vor meinen, eine ganz besondere Verantwortung für ihre Beziehung und ihre Familie zu tragen. Nach dem Motto: Ich kann doch Mann und Kind nicht im Stich lassen!"

Das bedeutet leider auch: Viele HIV-positive Frauen nehmen die Beratungsangebote der Aidshilfen erst dann für sich in Anspruch, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Und sobald die größten Probleme gelöst sind, verabschieden sie sich wieder - auch wenn eine längere Betreuung durchaus sinnvoll wäre.



Vier Tage gegen HIV

Vier Thementage prägen das Programm des Deutschen Pavillons auf der Internationalen Aidskonferenz in Wien (18.-23. Juli 2010). Auch die Deutsche AIDS-Hilfe präsentiert passende Beispiele für ihre erfolgreiche HIV-Präventionsarbeit.

Verfolgen kann man zahlreiche Veranstaltungen und Themen unter:
http://globalhealth.kff.org/AIDS2010


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Quelle:
Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH)
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Wilhelmstr. 138, 10963 Berlin
Telefon: 030 /69 00 87-16, Fax: 030 / 69 00 87-42
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Internet: www.aidshilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2010