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DIABETES/1477: Fragen und Antworten - Pubertät und Diabetes, eine Herausforderung für alle (diabetesDE)


diabetesDE - 27. Mai 2011

Chat-Protokoll zum Thema
Pubertät und Diabetes - eine Herausforderung für alle

Auszüge aus dem diabetesDE-Experten-Chat vom 26. Mai 2011
mit dem Experten: Professor Dr. med. Walter Burger


Protokoll der Sprechstunde

PP. fragt:

Ab welchem Alter empfehlen Sie eine Pumpe und ist die Regulierung des BZ-Wertes damit wirklich leichter und auch besser?


Professor Burger:

Wir empfehlen die Pumpe vor allem bei kleinen Kindern. Alle unsere Patienten unter 6 Jahren bekommen primär die Pumpe. Ansonsten brauchen viele Jugendliche in der Pubertät wegen der Tendenz zu erhöhten BZ-Werten am Morgen (Dawn Phänomen) die Pumpe, weil nur damit die Basalrate adäquat gesteuert werden kann. Eine selbständige Bedienung der Pumpe ist sicher für die meisten Kinder ab 10 bis 12 Jahren möglich, sie bringt aber nicht immer eine Stoffwechselverbesserung. Dies liegt daran, dass die Gründe für Stoffwechselschwankungen sehr vielfältig sein können, die Pumpe also überhaupt kein "Allheilmittel" ist. Wenn jemand mit dem Pen gut klar kommt würde ich keinen Wechsel auf die Pumpe empfehlen, zumal dies ja auch die Kassen nur bei begründeter Indikation bezahlen.

Herzlich, Ihr W. Burger


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Florian S. fragt:

Hallo Prof. Burger, wie hoch darf der HBa1c-Wert bei Jugendlichen sein - wann sollte man als Eltern einschreiten? Es ist ja auch ein Stück weit normal, dass die Werte etwas schlechter werden. Oder kann man das so nicht sagen und sollte es auch nicht tolerieren?


Professor Burger:

Sehr geehrter Herr S., es ist schwer absolute Werte anzugeben. International liegen die HbA1c-Werte in der Pubertät im Mittel so um 9,5%, das muss aber nicht heissen, dass das bei jedem so sein muss und das bedeutet auch nicht, dass es individuell nicht auch höher sein kann. Es ist immer wichtig zu wissen, was der Jugendliche selber für gut hält, ob er sich darüber Gedanken macht, oder ob er in einer Phase ist, wo er an den Diabetes lieber gar nicht denkt. Da kann Ihnen vielleicht auch der behandelnde Arzt behilflich sein, indem er mit dem Jugendlichen realistische Ziele erarbeitet. Auf jeden Fall wird man mit Druck wenig erreich, sondern es hilft eine innere Haltung, das Problem aus der Sicht des Jugendlichen zu sehen. Wenn er spürt, dass man wirklich mit und nicht gegen ihn arbeitet, hat man die größten Chancen, etwas Positives zu bewirken.

Herzlich, W. Burger


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Jens L. fragt:

Wir haben einen 6 Jahre alten Sohn mit Diabetes. Beim Spritzen gibt es immer großes Gezeter. Er hat Angst, rennt weg oder fängt an zu heulen. Jedesmal wieder ein Drama. Sollten wir eventuell auf Pens oder Pumpe umsteigen? Aber dann können wir die Insuline nicht mehr mischen - richtig? Habe aber gehört, dass Spritzen sowieso nicht mehr so häufig verwendet werden. Stimmt das - und wenn ja warum?

Jens L.


Professor Burger:

Ich würde auf jeden Fall auf Pen oder Pumpe umsteigen, in diesem Alter behandeln wir alle unsere Patienten mit der Pumpe, und das ist eine große Erleichterung. Die Spritzen sind nicht sehr handlich, schwerer zu dosieren und lösen meistens deutlich mehr Ängste aus. Sie sollten das unbedingt mit Ihrem Diabetologen besprechen.

Herzlich, W. Burger


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Svenja fragt :

Hallo, ich habe hier eben den Beitrag zur Spritze gelesen. Ich benutze auch keinen Pen sondern noch die alte Spritze. Kann ich denn auch mit einem Pen Insuline mischen und würden Sie auch einem 28-jährigen dazu raten umzusteigen? Mache das jetzt schon lange. Aber wenn der Pen genauso gut ist und man damit keine Nachteile hat...


Professor Burger:

Wenn es mit der alten Spritze gut geht, würde ich nicht wechseln ("never change a winning team") :). Im Pen kann man das Insulin nicht mischen, und das kann natürlich als Nachteil empfunden werden, wenn man das Basalinsulin getrennt spritzen muss. Die Nadeln der Spritzen sind sicher genauso schonend, wie die Pen-Nadeln.




zum kompletten Chat-Protokoll:
http://ow.ly/4aDss

Der Diabetes-Chat steht allen Internet-Nutzern kostenfrei auf www.diabetesde.org zur Verfügung.
Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie abrufen unter:
www.diabetesde.org/experten_chat

Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist das Diabetes Gesundheitstelefon.
Unter der Nummer 0180 250 5205 (6 Cent/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Minute) stehen täglich 24 Stunden Experten bereit.


diabetesDE ist eine gemeinnützige Organisation, die alle Menschen mit Diabetes und alle Berufsgruppen wie Ärzte, Diabetesberater und Forscher vereint, um sich für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen Diabetes einzusetzen. An oberster Stelle steht die Interessenvertretung für die Menschen, die von dieser Volkskrankheit betroffen sind, die sich in großem Tempo in vielen Ländern der Erde, so auch in Deutschland ausbreitet. Gegründet wurde diabetesDE von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).


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Quelle:
diabetesDE, Pressestelle
diabetesDE-Experten-Chat vom 26. Mai 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2011