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WIRKSTOFF/545: Mutterkorn - Giftig und medizinisch (aid)


aid-Newsletter Nr. 29 vom 18. Juli 2012

Mutterkorn

Giftig und medizinisch



(aid) - Ab Mitte Juli werden unsere Hauptgetreidesorten Weizen und Roggen geerntet. Allerdings können sie durch den Schlauchpilz Claviceps purpurea geschädigt sein. Die Sporen dieses Pilzes werden mit dem Wind verbreitet. Sie dringen vorwiegend in nicht befruchtete Getreideblüten ein und bilden dort ihre Fruchtkörper aus, das sogenannte Mutterkorn. Mutterkorn bildet giftige Alkaloide.

Belastetes Getreide darf daher nicht in die Lebens- oder Futtermittelverarbeitung gelangen, da die Alkaloide bei Mensch und Tier zu Hautveränderungen, Durchblutungsstörungen, Wundbrand oder auch Halluzinationen führen können. Das chronische Krankheitsbild wird als "Kribbelkrankheit" oder "St.-Antonius-Feuer" bezeichnet.

Ungereinigtes, rohes Getreide sollte nicht gegessen werden. In den Handel kommt daher nur gereinigtes Getreide. Durch die Reinigung werden die Mutterkörner aus dem Erntegut entfernt. Mutterkorn kann in der Mühle nach der Form, der Größe und dem spezifischen Gewicht entfernt werden. Seit Neuestem ist die Entfernung durch Farbausleser möglich. Das ist bislang die zuverlässigste Methode, besonders wenn das Mutterkorn nicht größer ist als die Getreidekörner selbst oder nur in Bruchstücken vorhanden ist.

Der Name Mutterkorn verweist auf die Gebärmutter und die Anwendung als Medikament. Die Alkaloide sind Grundlage für Wehen-einleitende Mittel. Der Pilz wird für diesen Zweck sogar gezielt vermehrt. Die Alkaloide können auch anderweitig medizinisch eingesetzt werden, z. B. gegen Migräne.

Dr. Jörg Häseler, www.aid.de

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Quelle:
aid-Newsletter 29/12 vom 18.7.2012
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2012