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MELDUNG/084: Neuer Forschungsverbund zur Autismus-Spektrum-Störung (idw)


Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 18.03.2014

Dresdner Wissenschaftler an neuem Verbund zur Autismus-Forschung beteiligt

Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt ASD-Netz mit 2,9 Millionen Euro / Expertise der Hochschulmedizin Dresden mit Deutschlands größter Autismusambulanz gefragt



Im Rahmen des "Forschungsnetzes zu psychischen Erkrankungen" etabliert sich derzeit der Forschungsverbund ASD-Netz (Autism Spectrum Disorder across the lifespan: From a better etiological understanding, through valid diagnosis, to more effective health care). Er beschäftigt sich mit Diagnostik, Therapie und Gesundheitsversorgung im Bereich der Autismus-Spektrum-Störung (engl. Autism spectrum disorders; ASD). Der Verbund besteht aus sechs universitären Partnern - neben Dresden Berlin, Bremen, Leipzig, Mannheim und Marburg. Die Dresdner Forscher an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus sind an den Projektschwerpunkten Diagnostik und Therapie beteiligt. So soll das erste Internet-basierte Trainingsinstrument in Deutschland für den besseren und früheren Nachweis von ASD entwickelt werden. Zudem wollen die Wissenschaftler aufklären, wie ein spezielles Training sozialer Fertigkeiten und das Hormon Oxytocin zusammenwirken und welche neuronalen Mechanismen daran beteiligt sind.

Autismus wird von der Weltgesundheitsorganisation zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gerechnet. Er wird als eine angeborene Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns beschrieben, die sich schon im frühen Kindesalter bemerkbar macht. Kennzeichen sind Schwächen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie stereotype Verhaltensweisen; aber auch Stärken bei Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Intelligenz werden beobachtet. Eine Autismus-Spektrum-Störung (englisch: "autism spectrum disorder", ASD) ist eine schwere dauerhafte Erkrankung, die enorme Kosten mit sich bringt. Das ASD-Netz verfolgt das Ziel, ein Behandlungs- und Forschungsnetzwerk zu schaffen, dessen Schwerpunkt auf Diagnostik, Therapie und Gesundheitsökonomie von ASD liegt. "Das multidisziplinäre Konsortium vereint hervorragendes Know how zur ASD mit modernsten genetischen und neurobiologischen Forschungsmethoden und kann auf eine außerordentlich hohe Zahl bereits diagnostizierter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener in Deutschland zurückgreifen", betont die Psychologin Dr. Inge Kamp-Becker von der Marburger Philipps-Universität, bei der die Gesamtleitung des Verbunds liegt.

Prof. Dr. Veit Rößner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, leitet im Forschungsverbund das Projekt zur Entwicklung und Evaluation eines optimierten Screening-Instruments für eine zuverlässige ASD-Diagnose bei Kindern und Jugendlichen. "Neben der so wichtigen Früherkennung möchten wir auch die Möglichkeiten des Screenings verbessern, zeitig Kinder und Jugendliche mit ASD von Patienten mit anderen komplexen Verhaltensstörungen wie ADHS, Sprachstörungen, geistiger Behinderung oder Angststörungen zu unterscheiden", erläutert Prof. Rößner. Die an seiner Klinik befindliche Autismusambulanz ist die größte auf ASD spezialisierte Ambulanz an einer deutschen Universität. Sie arbeitet nun seit über 30 Jahren und mehr als 700 Patienten werden jährlich von den 30 Mitarbeitern betreut. "Die hier gewonnene Expertise bringen wir zugunsten aller Betroffenen gern in den Forschungsverbund ein", unterstreicht Dr. med. Katja Albertowski, Oberärztin der Autismusambulanz.

Am Schwerpunkt Therapie des ASD-Netzes beteiligen sich die beiden Dresdner Wissenschaftler Prof. Dr. Stefan Ehrlich und Dipl.-Psych. Joseph King aus dem Bereich "Angewandte Entwicklungsneurowissenschaften" der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Peter Kirsch vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Hier wird mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht, wie die Kombination von medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungen das Denken und Verhalten über neurobiologische Pfade moduliert. Erstmalig werden dabei die Auswirkungen der Kombinationsbehandlung (Soziales Kompetenztraining und Oxytocingabe) sowohl auf Verhaltens- als auch auf neurobiologischer Ebene untersucht. "Bereits vor der Finanzierungszusage und Bewilligung des ASD-Netzes haben wir in Dresden Vorarbeit geleistet", erläutert Prof. Ehrlich, Bereichsleiter und geschäftsführender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. "Seit November 2013 haben wir über 25 "hoch-funktionelle" Erwachsenen mit ASD in fMRI-Studien eingeschlossen und untersucht. Erste Ergebnisse werden beim Öffentlichkeitstag unserer Autismusambulanz anlässlich des Welt-Autismus-Tages am 2. April vorgestellt."


Informationen im Internet:
http://www.asd-net.de/
http://www.autismusambulanz-dresden.de/
http://www.bmbf.de/press/3572.php
http://www.kjp-dresden.de/

Kontakt:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Christin Renz, Assistenz Klinikdirektion
E-Mail Christin.Renz@uniklinikum-dresden.de
Internet http://www.kjp-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1564

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Konrad Kästner, 18.03.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2014