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INITIATIVE/105: Das rettungs- und notfallmedizinische Projekt "Schüler retten Leben" (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 10/2016

ERSTE HILFE
Schüler und Lebensretter


An jeder Schule im Land sollen mindestens drei Lehrer ausgebildet werden, damit sie Schüler anleiten können.


Die Landesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe Schleswig-Holstein (LAG EH S-H) und das Institut für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein haben das Projekt "Schüler retten Leben" gestartet. Ziel der Initiative ist es, landesweit Schüler der siebten und achten Jahrgangsstufe zu befähigen, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu erkennen und einen Notruf sowie Wiederbelebungsmaßnahmen selbstständig vorzunehmen. Im vergangenen Monat erhielten zunächst Lehrer von drei Schulen in Kiel, Neumünster und Lübeck Schulungen im IRuN, damit sie ihrerseits Training in Wiederbelebung in ihrer Schule anbieten können.

"Ich freue mich, dass die Schulen unseres Landes das UKSH bei einem so wichtigen Projekt unterstützen können", sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Britta Ernst zum Start des Projektes. Dass auch Laien Menschen wiederbeleben können, sollte nach ihrer Ansicht immer mehr eine Selbstverständlichkeit werden. "Wenn auch nur ein einziges Menschenleben durch einen ausgebildeten Jugendlichen gerettet wird, hat dieses Projekt seinen Zweck bereits erfüllt", sagte die Ministerin. Sie erwartet, dass sich viele weitere Lehrkräfte schulen lassen werden.

In Deutschland sind der plötzliche Herztod und der Kreislaufstillstand nach Angaben des UKSH für mehr als 100.000 unerwartete Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Bei Herz-Kreislauf-Stillständen kommt es nach vier bis fünf Minuten zu irreversiblen Schäden der Gehirnzellen. Bis zum Eintreffen der Rettungsdienste vergehen in der Regel aber mindestens acht Minuten, die gesetzliche Hilfsfrist liegt in Schleswig-Holstein bei zwölf Minuten. Dieses Zeitfenster kann nur durch Ersthelfer überbrückt werden. Studien belegen, dass bei frühzeitigem Beginn von Wiederbelebungsmaßnahmen die Überlebenschancen nahezu verdreifacht werden können. "Leider liegt die Laienreanimationsquote in Deutschland bei nur ca. 30 Prozent", sagte Dr. Jan Wnent, stellvertretender Direktor des IRuN und ergänzte: "In den Niederlanden und Skandinavien werden hingegen bei rund 60 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände Herzdruckmassagen durch Ersthelfer durchgeführt."

Um die Reanimationsquote durch Ersthelfer zur erhöhen, befürwortete der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz schon 2014 die Einführung von zwei Unterrichtstunden zu diesem Thema und empfiehlt den Ländern, die Lehrkräfte entsprechend schulen zu lassen. "Nicht nur die derart ausgebildeten Lehrer, sondern vor allem auch die Schüler sind hervorragende Multiplikatoren, um die einfachen und sehr effektiven Maßnahmen für eine Wiederbelebung anzuwenden und zugleich ihre Familien für das Thema zu sensibilisieren. Voraussetzung für eine nachhaltige Verbesserung der Reanimationsquote durch Laien ist allerdings, dass Wiederbelebungstrainings landesweit in den Unterrichtsplan für alle Schüler ab Klasse sieben aufgenommen werden", sagt Wnent.

Die LAG EH S-H und das UKSH legten dem Ministerium für Schule und Berufsbildung Lösungsvorschläge für eine flächendeckende Umsetzung in Schleswig-Holstein vor. Das Konzept sieht vor, dass alle Schüler im siebten bzw. achten Schuljahr in einem Umfang von zwei Unterrichtseinheiten in der Herz-Lungen-Wiederbelebung geschult werden. Dazu werden im IRuN Schulungen für Lehrkräfte angeboten.
(PM/RED)


Info

Die Landesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe Schleswig-Holstein (LAG EH S-H) wurde 1997 von den Hilfsorganisationen ASB, DLRG, DRK, JUH und MHD gegründet, um die Qualität der Erste-Hilfe-Ausbildung zu sichern und um die Inhalte und deren Vermittlung neuesten Erkenntnissen anzupassen.

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 10/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201610/h16104a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, Oktober 2016, Seite 21
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2016

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