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PFLEGE/781: Landespflegekongress 2019 - Rückenwind aus Berlin für Pflege gefordert (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7-8/2019

PFLEGE
Rückenwind aus Berlin für die Pflege gefordert

von Stephan Göhrmann


Landespflegekongress in Neumünster mit Teilnehmerrekord. Akteure aus den wichtigsten Bereichen der Pflege waren vertreten. Besonderes Augenmerk galt dem Nachwuchs.

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300 Anmeldungen gab es zum diesjährigen Landespflegekongress in Neumünster - dies ist nach Angaben der Veranstalter Teilnehmerrekord. Der Kongress will aktuelle Debatten rund um das Thema Pflege befördern, Impulse setzen und Anregungen für eine progressive Pflegepolitik geben.
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Starke Pflege weist den Weg - Gesundheit für alle! So lautete das diesjährige Motto des Landespflegekongresses, der zum zweiten Mal in Neumünster stattfand. Das erste Treffen von Verbänden und Gewerkschaften der Pflegeberufe fand vor neun Jahren in Neumünster statt. Das diesjährige Novum: Erstmalig wurde der Kongress vom Verein Landesgesundheitsprojekte gemeinsam mit der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein und in Kooperation mit dem Forum Pflegegesellschaft e. V., dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest und der DRK-Schwesternschaft organisiert. Damit waren Akteure aus allen wichtigen Bereichen der Pflege - Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Verbände und Kammer - im Kongress vereint.

Landesgesundheitsminister Dr. rer. pol. Heiner Garg, Schirmherr der diesjährigen Veranstaltung, hatte sich schon einen Tag zuvor auf dem Parlamentarischen Abend der Interessengemeinschaft der Heilberufe (IdH) für ein stärkeres Selbstbewusstsein der Pflegeberufe ausgesprochen, nicht zuletzt, um das Ansehen des Berufsstandes in der Gesellschaft nachhaltig zu verbessern und dem Nachwuchs attraktiver zu machen. Auch in seinem schriftlichen Grußwort widmete der Minister sich diesem Thema: "Jede Pflegekraft ist unverzichtbar und leistet eine ungemein wertvolle Arbeit. Dies den Menschen klarzumachen, ist ganz wichtig." Die 300 Anmeldungen zum diesjährigen Kongress zeigen, dass sich unter den Pflegenden in Schleswig-Holstein ein wachsendes Bewusstsein zur Stärkung der eigenen Positionen mit standespolitischer Vertretung ausbreitet. "Pflegefachpersonen sind weltweit die tragende Säule im Gesundheitswesen, darauf dürfen und sollten wir stolz sein. Diesen Stolz zeigen wir auch durch Veranstaltungen wie den Landespflegekongress", sagte Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein.

Dass Pflegethemen zurzeit politische Popularität haben, spürt auch Jutta Schümann. Die erste Vorsitzende der Landesgesundheitsprojekte e. V. und Mitorganisatorin des Pflegekongresses sagte: "Pflege hat Rückenwind. Jetzt braucht es nur noch Rückenwind aus Berlin." Um konkrete Veränderungen zu bewirken, fordert sie, alle Beteiligten einzubinden. Schümann zufolge können föderale Strukturen viel bewegen, aber auch vieles ausbremsen: In den Einrichtungen vor Ort komme demnach nichts an. Den Landespflegekongress sehen die Organisatoren als Zeichen dafür, dass die Pflegenden in Norddeutschland Veränderungen selbst anstoßen.

Der Landespflegekongress bietet dazu jährlich allen Beteiligten die Möglichkeit und ist Plattform für Dialoge, Diskussionen rund ums Thema Pflege sowie den fachlichen und politischen Austausch. Während der ganztägigen Veranstaltung konnten die Interessierten in Workshops Informationen zu den Themen Resilienz und Fehlerkultur im Arbeitsalltag sowie Berufs- und Weiterbildungsordnung sammeln. Auch Garg möchte den Beruf attraktiver gestalten. Dazu müssen nach Ansicht des Ministers Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Ausbildung, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, eine faire Bezahlung und ausreichend Zeit für Pflege gewährleisten. Besonderes Augenmerk galt in diesem Jahr dem Nachwuchs; rund die Hälfte der Anmeldungen kam von Schülern und jungen Pflegenden. In einer abschließenden Diskussionsrunde wurden die sieben Sessions des Nachmittags besprochen. Das Plenum "Junge Pflegende gestalten die Zukunft" der AG Junge Pflege des DBfK Nordwest richtete sich im Vortrag ebenfalls an die Pflegeschüler und verdeutlichte die Bedeutung der Verbandsarbeit.

"Verbandsarbeit ist sexy", meinte Lisa Wolter, Mitglied im nach eigenen Angaben größten Fachverband für Pflegeberufe in Deutschland. Die 23-Jährige ist selbst noch nicht lange beim DBfK, aber der festen Überzeugung, dass die organisierte Arbeit im Verband den Pflegeberufen auf politischer Ebene nur Gutes tun kann. Schüler, Studierende und Berufseinsteiger sollten sich nach ihrer Ansicht in den Verbänden engagieren, um den Berufsstand zu stärken. Zusammen mit Pflegeberufekammer, Gewerkschaften und Verbänden könnten sie sich mehr Gehör verschaffen. Für sie steht fest: "Wir sollten nicht länger Berufs- und Fachfremde über unsere Köpfe hinweg Entscheidungen über unseren Berufsstand treffen lassen."


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 7-8/2019 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2019/201907/h19074a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
72. Jahrgang, Juli - August 2019, Seite 15
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. August 2019

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