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SUCHT/611: Mehr Behandlungsplätze gegen Glücksspielsucht (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2012

Nachrichten

Mehr Behandlungsplätze gegen Glücksspielsucht



Glücksspielsucht führt zu einem zunehmenden Bedarf an Therapieplätzen in der Rehabilitation. Die Fachkliniken Nordfriesland meldeten im vergangenen Monat, dass sie ihre Behandlungsplätze in Riddorf von zwölf auf 24 verdoppeln.

In ganz Deutschland gelten über 200.000 Menschen als pathologische Spieler, auch wegen eines steigenden Angebots im Internet. "Nicht nur Glücksspiele um Geld, wie beispielsweise Roulette, haben ein suchterzeugendes Potenzial, sondern auch bestimmte Computerspiele", sagte Dr. Rainer Petersen, Leiter der Rehabilitations-Abteilung der Fachkliniken Nordfriesland, die in den vergangenen Jahren eine immer länger werdende Warteliste für Therapieplätze verzeichnete und darauf jetzt mit einer Verdoppelung der Kapazitäten reagierte. Die klassische Glücksspielsucht, aber auch ein krankhafter PC-Gebrauch geht nach Angaben von Psychotherapeut Michael Immelmann häufig mit anderen psychischen Erkrankungen einher. Er gibt zu bedenken: "Bei der klassischen Glücksspielsucht leiden oft vor allem die Familienmitglieder mit unter der Spielsucht, denn hohe Schulden sind eine der häufigsten Folgen dieser Abhängigkeitserkrankung." Eines der größten Probleme sei die häufig fehlende Krankheitseinsicht.

Nach Angaben der Klinik begibt sich nur etwa jeder Zwanzigste nach oft langem Leidensweg in die Behandlung oder sucht eine Beratungsstelle auf. Im Vergleich zu anderen Suchterkrankungen sei die Rückfallgefahr nach Behandlung geringer und die Erfolgsquote mit 69 Prozent abstinenter oder deutlich gebesserter Patienten nach einer Therapie als gut einzuschätzen. Die Reha-Behandlung in Nordfriesland dauert sieben Wochen und wird von Krankenkassen oder Rentenversicherung getragen, nach Einweisung durch niedergelassene Ärzte oder Beratungsstellen. Die Fachkliniken sind in Schleswig-Holstein nach eigenen Angaben der einzige Anbieter in der Reha von Spielsucht und von Mediensucht. Dort wird von einer Suchterkrankung ausgegangen. Im Unterschied dazu behandeln andere Anbieter etwa Mediensucht als ein Symptom einer psychosomatischen Grunderkrankung, beispielsweise einer Depression, als Komorbidität mit. (di)

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 4/2012 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2012/201204/h12044a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt April 2012
65.‍ ‍Jahrgang, Seite 8
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2012