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PFLEGE/488: Palliativstation Greifswald - Leben auf der Station mit dem Klavier (idw)


Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 03.04.2011

Leben auf der Station mit dem Klavier

Auf der neuen Palliativstation Greifswald stehen die besonderen Bedürfnisse schwerstkranker Menschen im Mittelpunkt


Am Sonnabend, 2. April, wurde in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald die neue Palliativstation im Klinikneubau 2 feierlich eröffnet. Die Spezialabteilung mit zehn Betten unter Federführung der Klinik für Innere Medizin C komplettiert das stationäre und ambulante Netzwerk für schwerstkranke Patienten in Vorpommern.

"Das Konzept der Palliativmedizin führt weg von der alleinigen technisierten Hochleistungsmedizin hin zu einem Leben und Abschied in Würde bei bestmöglicher Lebensqualität", betonte Prof. Marek Zygmunt, Ärztlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Greifswald. "Die Bedeutung der Palliativmedizin ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Mit dem neuen stationären Angebot kommen wir einem großen Bedarf in der Bevölkerung, aber auch innerhalb der Universitätsmedizin nach", so Zygmunt. Das lasse sich schon an den Belegungsdaten erkennen. Die zum 1. Februar eröffnete Station ist auf Anhieb voll ausgelastet. Das Erweiterungsprojekt wurde von Anfang an vom Sozialministerium unterstützt.

"Wir sind sehr froh, unseren Patienten nun eine umfassende palliativmedizinische Versorgung anbieten zu können", betonte Prof. Gottfried Dölken, Direktor der Inneren Medizin C. "Neben der allgemeinen und spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, dem ambulanten Hospizdienst und dem Hospiz gibt es in Greifswald jetzt das bisher fehlende Mosaikstück, die Palliativstation. Dabei steht die Verbesserung der Lebensqualität von Patienten mit weit fortgeschrittenen Erkrankungen im Mittelpunkt."

In der Palliativmedizin geht es nicht mehr um die "Heilung", sondern um die Linderung der Beschwerden und Verbesserung der Lebensqualität von Patienten mit weit fortgeschrittenen Erkrankungen und begrenzter Lebenserwartung. Erkrankungen, für die eine palliativmedizinische Behandlung in Frage kommen, sind vor allem Krebserkrankungen, aber auch neurologische Muskelerkrankungen wie beispielsweise ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), chronische Lungenprobleme (COPD) und die Immunschwächekrankheit AIDS. Häufig auftretende Symptome in dieser letzten Lebensphase einer schweren Erkrankung sind vor allem starke Schmerzen, Luftnot, Angst, Übelkeit und allgemeine Schwäche.

Das ganzheitliche Behandlungskonzept wird von einem interdisziplinären Team umgesetzt. Dazu gehören spezialisierte Ärzte und Pflegekräfte, Schmerz- und Physiotherapeuten, Ergo- und Musiktherapeuten sowie Mitarbeiter des Sozialdienstes, Seelsorger und Psychologen.

Sich Zeit nehmen und Ruhe finden

Die neue Station befindet sich im zweiten Neubau im Gebäude des Eltern-Kind-Zentrums. Die Station wurde neu gestaltet und ist jetzt in ruhigen und warmen Farben gehalten (grün, orange, weiß). "Die Patienten sollen sich wohl fühlen und keine sterile Krankenhausatmosphäre erleben", unterstrich Prof. Gottfried Dölken. Die zehn Betten sind verteilt auf Zweibettzimmer, die bei Bedarf auch als Einzelzimmer genutzt werden können. Ebenfalls möglich ist die Übernachtung von Familienmitgliedern. Angehörige können somit in die Betreuung einbezogen werden und als vertraute Bezugspersonen zur Seite stehen. Jedes Zimmer verfügt über einen eigenen Sanitärbereich. Zur Ausstattung zählt auch ein gemütliches Wohnzimmer mit Couch, Fernseher und einem Klavier. Darüber hinaus sind großräumige Kapazitäten für die Physiotherapie und Ergotherapie sowie für Teambesprechungen vorhanden. Unter Einbeziehung der Angehörigen kann das Team mit einer großzügigeren Personalausstattung die zeit- und gesprächsintensive Betreuung der Palliativpatienten gewährleisten.

Im Gegensatz zum Hospiz ist auf einer Palliativstation keine Langzeitpflege vorgesehen, die mittlere Verweildauer liegt bei etwa zehn Tagen. Ziel einer Behandlung auf der Palliativstation ist die Linderung der Krankheitssymptome und die Stabilisierung des Patienten. In der Regel wird auf eine Entlassung in die Häuslichkeit orientiert. In Kooperation mit den ambulanten Palliativ- und Hospizdiensten sowie den Haus- und Fachärzten wird die häusliche Versorgung im eigenen Wohnumfeld sichergestellt. Sollte dies nicht mehr zu leisten sein, kümmert sich das Team gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen um eine entsprechende Alternative innerhalb der Familie oder auch in einer Pflegeeinrichtung. "Als universitäre Einrichtung beteiligen wir uns neben der Versorgung auf der neuen Station auch intensiv an der Lehre und Ausbildung des Nachwuchses sowie der palliativmedizinischen Forschung", machte Klinikdirektor Prof. Gottfried Dölken abschließend deutlich.


Universitätsmedizin Greifswald
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin C, Hämatologie und Onkologie
- Transplantationszentrum
Direktor: Prof. Dr. med. Gottfried Dölken
Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
E doelken@uni-greifswald.de
www.medizin.uni-greifswald.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution65


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Constanze Steinke, 03.04.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2011