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PFLEGE/489: Demenzkranke erwarten von der Pflegereform endlich spürbare Verbesserungen (DAlzG)


Deutsche Alzheimer Gesellschaft - Dienstag, 12. April 2011

Demenzkranke und ihre Angehörigen erwarten von der Pflegereform endlich spürbare Verbesserungen


Berlin, 12.04.2011. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft begrüßt es, dass Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler zu einem Pflege-Dialog zum Thema Demenz eingeladen hat. Dieser Termin erscheint überfällig. Bereits im Januar 2009 hat der vom Bundesministerium für Gesundheit eingesetzte Beirat zur Weiterentwicklung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs (nach dreijähriger Arbeit!) einen Bericht mit Empfehlungen vorgelegt. Der Minister hat sich bereits mehrfach zu einer neuen Definition der Pflegebedürftigkeit bekannt, die auch Demenzkranke angemessen berücksichtigt. In Deutschland gibt es zurzeit etwa 1,2 Millionen Menschen, die von einer Demenz betroffen sind. Sie und ihre Angehörigen erwarten, dass jetzt etwas geschieht, das zu spürbaren Verbesserungen führt.

Sabine Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, wird deshalb beim Gespräch mit dem Minister noch einmal die baldige Umsetzung des neuen Pflegebegriffs anmahnen. "Pflege von Demenzkranken ist mehr als Körperpflege, Mobilität und Ernährung. Es wird Zeit, dass auch die Betreuung und Pflege von Demenzerkrankten mit ihrer speziellen Kommunikation und dem Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen ihre grundsätzliche Anerkennung in der Pflegeversicherung findet."

Schon lange ist bekannt, dass das Altern der Gesellschaft zu einer zunehmenden Zahl von Pflegebedürftigen und Demenzkranken führen wird. Zum Glück ist die demographische Entwicklung keine Naturkatastrophe, die uns plötzlich überrollen wird, sondern eine langsam verlaufende Entwicklung, auf die die Gesellschaft sich langfristig einstellen kann. Dazu muss allerdings über die Wahlperiode hinaus gedacht werden.

Ähnlich wie in der Energiepolitik braucht es eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Qualität von Pflege und Betreuung und ihre Kosten in den kommenden Jahrzehnten. Sabine Jansen: "Wir sollten daran arbeiten, einen gesellschaftlichen Konsens darüber zu erreichen, dass wir in Zukunft mehr Geld für eine menschenwürdige Pflege ausgeben müssen. Schließlich haben wir alle Eltern und Großeltern, die von Pflege betroffen sein können, und letztendlich sprechen wir irgendwann über unsere eigene Pflege."

Vielfach wäre eine effektivere Verteilung der Mittel möglich. Beispielsweise durch eine langfristige Strategie, die übergreifend auch die Schnittstellen von Pflege- und Krankenversicherung vernünftig regelt. Vor allem Prävention und Rehabilitation können Pflegebedürftigkeit verhindern, mildern und hinausschieben. Ihre große Bedeutung wird bereits im Pflegeversicherungsgesetz betont, ebenso im Bericht des Beirats zur Weiterentwicklung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Einerseits erhalten bzw. fördern sie die Lebensqualität der Betroffenen, andererseits verhindern sie einen unnötigen bzw. verfrühten Übergang ins Heim, mit den damit verbundenen Kosten. Es darf nicht länger sein, dass die Krankenkassen Prävention und Rehabilitation verweigern, damit die Menschen in die Pflegeversicherung rutschen und die weiteren Kosten zu Lasten der Pflegekassen gehen.


Hintergrund:

Heute leben in Deutschland etwa 1,2 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Ungefähr 60% davon leiden an einer Demenz vom Typ Alzheimer. Ihre Zahl wird bis 2050 auf 2,6 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.


Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz ist ein gemeinnütziger Verein. Als Bundesverband von derzeit 123 Alzheimer-Gesellschaften, Angehörigengruppen und Landesverbänden vertritt sie die Interessen von Demenzkranken und ihren Familien. Sie nimmt zentrale Aufgaben wahr, gibt zahlreiche Broschüren heraus, organisiert Tagungen und Kongresse und unterhält das bundesweite Alzheimer-Telefon mit der Service-Nummer 01803 - 17 10 17 (9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz) oder 030 / 259 37 95-14 (Festnetztarif).


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Quelle:
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Pressemitteilung vom 5. November 2009
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2011