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SUCHT/582: Studie - Ältere Drogenabhängige leiden unter Vereinsamung (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 1/2011

Studie

Ältere Drogenabhängige leiden unter Vereinsamung


Was brauchen ältere Konsumenten illegaler Drogen? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Hamburger Studie.


Hamburg verfügt über ein gut ausgebautes Suchthilfesystem mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten für sucht- und drogenabhängige Menschen. "Die guten Angebote in Hamburg, wie zum Beispiel die niedrigschwelligen Beratungseinrichtungen und die Substitutionsmöglichkeiten für Drogenabhängige, haben zusammen mit der guten medizinischen Versorgung dazu beigetragen, dass es zunehmend immer älter werdende Konsumierende illegaler Drogen gibt, die das Hilfesystem nutzen", sagte Gesundheitssenator Dietrich Wersich bei der Vorstellung der Studie in Hamburg.

Gleichzeitig zeigen laut Wersich die Präventionsstrategien Erfolge: So sind seit Jahren die Zahlen der polizeilich erfassten Erstkonsumenten in der Hansestadt rückläufig. Folge: Damit verschieben sich die Klienten hin zu höheren Altersgruppen. Die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz hat vor diesem Hintergrund bei der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der Situation der älteren Konsumierenden illegaler Drogen und den damit verknüpften zukünftigen Anforderungen an Versorgungskonzepte in der Sucht- und Altenhilfe beschäftigt.

Für die Studie wurden u. a. Interviews mit Betroffenen und auch mit Experten aus dem Hilfesystem geführt sowie Zahlen aus der Hamburger Basisdatendokumentation berücksichtigt. Vorrangiges Ziel war es, die Entwicklungen in der Personengruppe älterer Drogenabhängiger realistisch einzuschätzen und auf der Basis einer fundierten Prognose die Fachdiskussion um eine altersgerechte Versorgungsplanung zu entwickeln.

Als "Ältere" wurden im Rahmen der Studie Drogenkonsumenten gezählt, die 45 Jahre und älter sind. Es wurde dabei berücksichtigt, dass Drogenabhängige aufgrund ihrer besonderen Lebensverhältnisse früher altern als der Durchschnitt der Bevölkerung. In der Studie wird u.a. deutlich, dass sich bei älteren Drogenabhängigen die Wohnsituation im Gegensatz zu jüngeren Abhängigen stabilisiert hat. 74 Prozent der Älteren leben in eigenem Wohnraum, bei den Jüngeren sind es hingegen 56 Prozent. Es verbleibt zudem eine kleinere Gruppe mit besonders schwierigen Wohnverhältnissen, die spezielle Unterstützung benötigen. Sollte es zur Notwendigkeit stationärer Pflege kommen, so möchten die Befragten überwiegend in keine speziellen Pflegeeinrichtungen ausschließlich für Drogenabhängige.

Ein Problem ist für viele der älteren Drogenabhängigen auch die zunehmende Vereinsamung. Die Mehrheit der Betroffenen hat keine familiären Bezüge mehr und ein Freundeskreis mit verlässlichen Beziehungen ist vor dem Hintergrund der jahrelangen Abhängigkeit selten vorhanden.

Die Ergebnisse der Studie bieten eine erste Grundlage für weiterführende Bewertungen und Diskussionen in den unterschiedlichen Fachgebieten und den Fachgremien des Hamburger Suchthilfesystems, die mit dem Rückgang der Zahl jüngerer und der Zunahme der Beratungs-, Betreuungs- und Versorgungsleistungen für ältere Suchtkranke befasst sind. Die Gesundheitsbehörde kündigte an, diese Diskussion in den nächsten Jahren zu fördern und zu begleiten, um das Hilfesystem an der Schnittstelle zwischen Sucht- und Altenhilfe qualitativ weiterzuentwickeln.

Die Studie steht laut Ankündigung der Behörde im Internet unter http://www.hamburg.de/startseite-drogen-sucht zum Download zur Verfügung. (PM/Red)


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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 1/2011 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2011/201101/h11014a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de


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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Januar 2011
64. Jahrgang, Seite 73
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2011