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ENTWICKLUNG/922: Elektronischer Seh-Chip erlaubt Blinden bessere Orientierung (idw)


Universitätsklinikum Tübingen - 25.02.2013

Implantat erlaubt Blinden bessere Orientierung

Neue Studienergebnisse zu elektronischem Seh-Chip veröffentlicht



In den Proceedings der Royal Society werden die ersten Ergebnisse* bei neun blinden Patienten mit erblichen Netzhautdegenerationen vorgestellt, die einen subretinalen elektronischen Seh-Chip (Alpha IMS von Retina Implant, Reutlingen) implantiert bekommen haben. Die klinische Studie wurde im Department für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Tübingen von Prof. Eberhart Zrenner geleitetet.

Das in der aktuell veröffentlichten Studie getestete Implantat ist derzeit das einzige Netzhautimplantat weltweit mit einer so hohen Pixeldichte und auch das einzige Implantat, bei dem sich der lichtaufnehmende Teil im Augeninneren befindet, so dass die natürlichen Augenbewegungen am Sehprozess beteiligt sind. Alle wesentlichen Teile wie Kamera und Elektronik wurden im Körper implantiert, mit Ausnahme eines dünnen Kabels, das zu einer kleinen Spule hinter dem Ohr verläuft. Die neue kabellose Stromversorgung erlaubte den Patienten mehr Bewegungsfreiheit im täglichen Leben, so dass eine größere Anzahl von Patienten durch den Chip Seherfahrungen im Alltag machen konnte.

Das Implantat mit 1500 Pixeln vermittelt ein Gesichtsfeld von etwa 11 bis 15 Sehwinkelgrad und ermöglicht blinden Retinitis Pigmentosa Patienten beispielsweise das Erkennen von Gegenständen wie Bäumen, Möbeln, Geschirr und Besteck auf dem Tisch oder Autoscheinwerfer in der Nacht. Manche Patienten konnten auch Gesichtsmimik interpretieren oder Buchstaben lesen.

Die Sehschärfe sowie andere visuelle Funktionen (z. B. Bewegungswahrnehmung) wurden mit standardisierten Methoden getestet. Im Vergleich mit früheren Ergebnissen aus der Pilotstudie konnte mit diesem Sehimplantat eine noch bessere Sehschärfe gemessen werden. Das Implantat vermittelt Konturen in etwa 9 Graustufen als schwarz-weiß Bild. Was Patienten sehen, ist im elektronischen Supplement der Arbeit in kurzen Movie-Clips** zu sehen.

An der multizentrisch erweiterten Studie haben inzwischen Patienten in Oxford, London, Tübingen, Hongkong und anderen Zentren mit ähnlichen Ergebnissen teilgenommen.

* Titel der Originalpublikation
"Artificial Vision with Wirelessly Powered Subretinal Electronic Implant Alpha IMS"
by Stingl K. et al.
Proceedings of Royal Society B 2013 280, 20130077
published 20 February 2013
DOI: 10.1098/rspb.2013.0077
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/280/1757/20130077

** Movie Clips
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/280/1757/20130077/suppl/DC1


Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image195499
Blinder Patient aktiviert seinen subretinalen Alpha IMS Chip auf der Strasse

http://idw-online.de/de/image195500
Blinder Patient kann Objekte auf dem Bildschirm mit dem visuellen Alpha IMS Implantat präzise lokalisieren

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution82

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Tübingen, Dr. Ellen Katz, 25.02.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2013