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AFRIKA/1400: Bischof Jo Seoka - Entschädigungsangebot der südafrikanischen Regierung ist zu niedrig (Kritische Aktionäre)


PLOUGH BACK THE FRUITS Campaign Network
Bench Marks Foundation/Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre/Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika/Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im südlichen Afrika

Gemeinsame Pressemitteilung - Johannesburg/Köln//Heidelberg/Basel 23. März 2017

Bischof Jo Seoka: Entschädigungsangebot der südafrikanischen Regierung ist zu niedrig


Am 16. März informierte der südafrikanische Polizeiminister Nathi NhlekoMinister das südafrikanische Parlament darüber, dass die Regierung bereit ist, 1,17 Milliarden Rand - umgerechnet 72 Millionen Euro - als Entschädigungsleistung für die getöteten und verwundeten Minenarbeiter des Massakers von Marikana zu zahlen. Der Minister teilte weiter mit, dass die Summe sich auf Entschädigungsleistungen für Hinterbliebene und Verletzte des Massakers sowie auf zu Unrecht Inhaftierte bezieht und dass insgesamt 652 eingereichte Klagen berücksichtigt wurden.

Johannes Seoka, anglikanischer Bischof von Pretoria, hatte bereits 2015 und 2016 die Aktionär*innen von BASF, darüber informiert, dass ihr Konzern als Hauptabnehmer des Platins von Lonmin Mitverantwortung für das Massaker trägt. Die jüngste Ankündigung kommentiert Bischof Seoka folgendermaßen:

"Wir wissen nicht, wie diese Summe zustande kommt. Die Anwälte derer, die Klagen eingereicht hatten, beklagen insgesamt die mangelnde Kommunikation mit der Regierung. Es scheint, als hätten von der Regierung beauftragte Versicherungsmathematiker eine Summe errechnet, ohne dass die Klagen ausreichend geprüft und berücksichtigt wurden. In Südafrika ist es oft so, dass ein Arbeiter mit seinem Gehalt für eine größere Gruppe von Verwandten sorgen muss. Durchschnittlich kann man von bis zu acht Personen ausgehen, die von diesem Geld abhängig sind. Oft sind es jedoch weitaus mehr Personen."

Seoka sagt weiter: "Eine Überprüfung dieser jeweiligen Umstände hat nicht stattgefunden. Vor diesem Hintergrund und angesichts von 652 Klagen insgesamt ist diese Summe unzureichend. Außerdem haben wir keinerlei Information darüber, woher das Geld kommt. Die Untersuchungskommission zu Marikana hatte eine eindeutige Mitschuld des Minenbetreibers Lonmin festgestellt. Und Lonmin hat bisher keine offizielle Entschädigung geleistet. Wir befürchten, dass die genaue Aufarbeitung des Massakers durch diese jetzt angekündigte Zahlung verhindert werden soll."

Jo Seoka, mittlerweile emeritierter Bischof von Pretoria, war als Vertrauensperson der Streikenden unmittelbar vor dem Massaker vor Ort und hatte noch versucht zu vermitteln. Die Arbeiter hatten ihn sowie den Anwalt Dali Mpofu und den Vorsitzenden der Gewerkschaft AMCU Joseph Mathunjwa als Vertrauensleute und Vermittler gewählt. Er ist außerdem Vorsitzender der Bench Marks Foundation, einer Nichtregierungsorganisation, die sich darauf spezialisiert hat, das Wirken von transnationalen Unternehmen in Südafrika kritisch zu beobachten.

Das südafrikanisch-europäische Kampagnennetzwerk Plough Back the Fruits (PBTF) engagiert sich seit zwei Jahren für eine Entschädigung der Hinterbliebenen des Massakers von Marikana und die Errichtung eines Mahnmals für die 34 ermordeten Bergleute. Zu PBTF gehören die Bench Marks Foundation, die Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika, der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und die Schweizer "Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im Südlichen Afrika" (KEESA).


Plough Back the Fruits kooperiert mit dem London Mining Network (LMN). Am 26. Januar nahmen Vertreter*innen von PBTF und des LMN an der Hauptversammlung von Lonmin in London teil.

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Quelle:
Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
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Telefon: 0221/599 56 47, Fax: 0221/599 10 24
E-Mail: dachverband@kritischeaktionaere.de
Internet: www.kritischeaktionaere.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2017

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