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AFRIKA/868: Senegal - Die Ackerflächen wachsen, Regierung soll mehr Saatgut und Dünger verteilen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. September 2010

Senegal:
Die Ackerflächen wachsen - Regierung soll mehr Saatgut und Dünger verteilen

Von Souleymane Faye


Dakar, 29. September (IPS) - Als die Dorfältesten im zentralsenegalesischen Ngoye das von der Regierung gelieferte, subventionierte Saatgut und den Dünger an die Bauern austeilen wollten, standen sie vor einem Dilemma. Die Lieferung deckte in diesem Jahr nicht die Nachfrage aller Interessenten. Die Empfänger wurden durch das Los bestimmt.

Auch andere Landgemeinden in Zentralsenegal klagen, für die diesjährige Feldbestellung reichten die um 50 Prozent verbilligten Regierungsdeputate nicht aus. So etwa wurde in Mbellonguithie in der Region Kaolack neun Säcke Hirsedünger verlost. "Wer Glück hatte, konnte einen Sack nach Hause tragen", berichtet der Bauer Alio Diouf, der leer ausging.

Das Defizit zwischen Nachfrage und Angebot an subventioniertem Saatgut zeigt, wie erfolgreich die Regierung in Dakar mit der 2008 gestarteten 'Großen Agraroffensive für eine Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln' (GOANA) ist. Jetzt müsste sie nachlegen, denn angesichts besserer Ernten haben Senegals Bauern mehr Land bestellt und warten auf mehr Hilfe vom Staat.

Dazu meint Abdou Hadj Badji, der in der südlichen Region Ziguinchor den regionalen Vorsitz des unabhängigen Bauernverbandes 'Nationalrat für Zusammenarbeit auf dem Land' (CNCR) führt: "In manchen Gegenden wie etwa im Bezirk Oussouye gab es diesmal weder Düngemittel noch Erdnüsse. Die gesamte Lieferung bestand aus zwei Tonnen Hirse bei einem Bedarf von 90 Tonnen", klagte der Bauernsprecher.

In Gamboul Thiongou, einem Dorf in der Region Kaolack, mussten die Bauern 45 Zentner Erdnüsse und 21 Sack Dünger unter 108 Familien austeilen", berichtete der Dorfbewohner Abdou Aziz Sarr.


Düngemittel heiß begehrt

"Besonders groß ist die Nachfrage nach Düngemitteln", stellte der Gemeindehelfer Adama Dabo aus Thiomby fest. Omar Faye, ein Agrartechniker aus dem gleichen Dorf, der das Zentrum für lokale Entwicklung im Bezirk Sibaaor leitet, berichtete, anstatt der erwarteten 50 Tonnen Hirsedüngers seien nur 15 Tonnen angekommen.

"Grundsätzlich sollten die Lieferungen für die Bauern bis Mai ihr Ziel erreichen, denn danach kommen die Lastwagen wegen der vom Regen aufgeweichten Straßen nicht mehr überall hin", erklärte Moussa Cissé, Präsident des Verbandes der Bauern, Viehzüchter und Fischer (Synaep-Japando). "Von den ausbleibenden Agrarlieferungen sind besonders diejenigen betroffen, die in diesem Jahr ihre Anbauflächen deutlich erhöhen wollen", klagte er.

Nach seinen Angaben wurden in diesem Jahr landesweit 7.000 Tonnen Düngemittel an Senegals Bauern verteilt. Zahlen über die diesjährigen Anbauflächen liegen noch nicht vor. Das Landwirtschaftsministerium bezifferte im Agrarjahr 2009/2010 die Anbauflächen für Mais mit 219.804 Hektar (2008/09: 216.517 Hektar), und für Hirse mit 915.200 Hektar (2008/09: 883.619 Hektar). Hülsenfrüchte wurden 2008/2009 auf 836.893 Hektar angebaut, 2009/2010 waren es 1,1 Millionen Hektar.


Anbauschub durch Subventionen

Dank massiver Agrarsubventionen ist damit zu rechnen, dass noch mehr Land unter den Pflug genommen wird, auch wenn sich die Bauern über den Mangel an verbilligten Düngemitteln beschweren. Dünger wird vor allem für die ausgelaugten Böden in den Regionen Kaolack, Fatick, Louga, Diourbel und Thìes benötigt, im so genannten Erdnussbecken, wo 70 Prozent der zwölf Millionen Senegalesen leben.

Stolz berichtete der Bauer Ousmane Sarr von seinen jüngsten Ernteerfolgen. "Im vergangenen Jahr habe ich auf einem Hektar Land einen Sack Dünger für 7.000 CFA-Francs (umgerechnet rund 14 US-Dollar) ausgebracht und 480 Kilo Hirse geerntet. Das ist neun Mal mehr als im Jahr zuvor, als ich keinen Dünger verwendete."

Bauernsprecher Badji ist sicher: "Nicht mit Erdnüssen, sondern nur mit dem Anbau von Getreide können wir unsere Selbstversorgung erreichen. Ich glaube, dass Getreide zum Motor der GOANA-Initiative wird." (Ende/IPS/mp/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2010