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ASIEN/922: Myanmar - Ungleiches Wachstum, mehr als ein Drittel der Bevölkerung arm (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. November 2014

Myanmar: Ungleiches Wachstum - Mehr als ein Drittel der Bevölkerung arm

von Amantha Perera

Bild: © Amantha Perera/IPS

Bettelnde Novizen nahe der Sule-Pagode im Zentrum von Rangun
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Rangun, 24. November (IPS) - Seit dem Volksaufstand gegen das Militärregime 1988 ist Myanmar nie für lange Zeit aus den internationalen Schlagzeilen verschwunden. Zwei Jahrzehnte lang wurde über ein Land berichtet, das von Gewalt gelähmt war und seine inneren Widersprüche nicht überwinden konnte. Seit der Aufhebung des Hausarrests von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und der Umsetzung demokratischer Reformen hat sich das Bild jedoch gewandelt. Myanmar erscheint nicht länger als hoffnungsloser Fall sondern als neuer Hoffnungsträger für Asien.

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Viele Waren werden in Bummelzügen zu Märkten transportiert
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US-Präsident Barack Obama hat das Land mit rund 53 Millionen Einwohnern seit 2011 schon zwei Mal besucht, zuletzt in diesem November anlässlich des neunten Ostasiengipfels (EAS). Hinter der Fassade einer Nation im Übergang zum Wohlstand lebt jedoch eine bitterarme Bevölkerung. Manche Menschen schaffen es kaum, mit ihrem Einkommen über den Tag zu kommen.

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Vogelfutterverkäuferin in Rangun
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Bauboom und neuer Reichtum in Rangun

Die Wirtschaftshauptstadt Rangun befindet sich mitten in einem Bauboom. Die Entwicklung verläuft aber einseitig und ungleich. Diejenigen, die genug Geld verdienen, treffen sich abends auf einen teuren ausländischen Drink in beliebten Restaurants wie der 'Vista Bar', von der aus man einen atemberaubenden Blick auf die Shwedagon-Pagode genießt. Nur wenige Blocks davon entfernt überschlagen Straßenverkäufer ihre mageren Einkünfte, nachdem sie den ganzen Tag über selbstgekochtes Essen verkauft haben.

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Müllsammler
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Die Ersten verdienen täglich Hunderte US-Dollar, während die Armen sich glücklich schätzen können, wenn sie zehn Dollar in der Woche zusammenbringen. Die Weltbank geht davon aus, dass das Land mit einem Bruttoinlandsprodukt von 56,8 Milliarden Dollar ein jährliches Wachstum von 8,5 Prozent erreicht. Erdgas, Nutzholz und Bodenschätze machen den Löwenanteil der Exporteinnahmen aus. Dennoch verzeichnet Myanmar mit durchschnittlich 1.105 Dollar das geringste Pro-Kopf-Einkommen Ostasiens.

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Mann in seinem Gemüsegarten
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Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung kontrollieren fast 35 Prozent der nationalen Wirtschaft. Laut der Regierung leben etwa 26 Prozent der Menschen in Armut. Dabei könnte es sich allerdings um eine konservative Schätzung handeln.

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Lasten tragende Frauen
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Arme verbrauchen Großteil des Einkommens für Nahrung

Wie die Weltbank in ihrem Länderbericht über Myanmar feststellt, führt "eine detaillierte Analyse, die Non-Food-Artikel im Warenkorb und räumliche Preisunterschiede berücksichtigt, zu einer Armutsschätzung von 37,5 Prozent". Die Armen in Myanmar geben etwa 70 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus.

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Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi
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Anlass zur Sorge gibt zudem die Tatsache, dass schätzungsweise 32 Prozent der Kinder unter fünf Jahren mangelernährt sind. Mehr als ein Drittel aller Einwohner haben keinen Strom. Die landesweite Arbeitslosenrate könnte insbesondere in ländlichen Regionen 37 Prozent erreichen, wie ein Parlamentsausschuss 2013 herausfand. Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen arbeitet in der Landwirtschaft und in verwandten Bereichen. Nur sieben Prozent sind in der Industrie beschäftigt.

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Immobilienpreise in Rangun schießen in die Höhe
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"Dreifacher Übergang"

Entwicklungsbanken bezeichnen Myanmar als Staat in einem "dreifachen Übergang". Laut der Weltbank ist das Land auf dem Weg "von einem autoritären Militärsystem zu einer demokratischen Regierungsführung, von einer zentral gelenkten zu einer marktorientierten Volkswirtschaft und von 60 Jahren Konflikt hin zu einem Frieden innerhalb der eigenen Grenzen."

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Schrottsammler auf seinem Fahrrad
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Die größte Herausforderung in diesem Übergangsprozess liegt darin, die Daseinsbedingungen einer seit langem leidenden Bevölkerungsmehrheit zu verbessern, die in den dunklen Tagen der Geschichte des Landes um ihr Überleben kämpfte und nun darauf hofft, ihren Teil des künftigen Wohlstands zu erlangen. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/11/will-myanmars-triple-transition-help-eradicate-crushing-poverty/

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IPS-Tagesdienst vom 24. November 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2014