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LATEINAMERIKA/1123: Karibik - Regionale NGOs wollen Zusammenarbeit mit EU stärker mitgestalten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. August 2010

KARIBIK:
Regionale NGOs wollen Zusammenarbeit mit EU stärker mitgestalten

Von Peter Richards


Bridgetown, Barbados, 26. August (IPS) - Erstmals haben Nichtregierungsorganisationen aus den Karibikstaaten in Barbados gemeinsam darüber beraten, wie sie mehr Einfluss auf die Kooperation zwischen der Region und dem Europäischen Entwicklungsfonds (EDF) gewinnen können.

Roosevelt King, der Generalsekretär der Vereinigung nichtstaatlicher Organisationen in Barbados (Bango), wirft den Regierungen der Region vor, die Zivilgesellschaft bisher nicht ausreichend zu unterstützen. Der Mangel an Engagement werde bereits in dem 2000 unterzeichneten Cotonou-Abkommen sichtbar, kritisierte er. Der Vertrag bildet den Rahmen für die Beziehungen der Europäischen Union zu den 79 Mitgliedsländern der Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (AKP).

"Wenn man die Regelungen für nichtstaatliche Akteure betrachtet, wird klar, dass unsere Regierungen überhaupt nichts getan haben, um uns eine Partizipation zu ermöglichen", sagte King. "Sie haben uns bis an die Schwelle geführt, uns aber nicht erlaubt, sie zu überschreiten", beschwerte er sich. Zum Glück achte die EU darauf, dass ihr Geld darauf verwendet werde, Entwicklung durch Kooperation zu erreichen.

Wie King erklärte, dürfen die karibischen NGOs in ihrer Heimat an dem Länderstrategiepapier (CSP) und den Nationalen Indikativprogramm (NIP) mitarbeiten. Diese beiden Dokumente bilden den Rahmen für die Entwicklungszusammenarbeit mit der EU. In dem NIP sind beispielsweise das zur Verfügung stehende Budget und die bezuschussten Bereiche aufgeführt. Diese Strategien gibt es sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene.

Das Treffen am 19. bis 20. August war von dem 'Non-State Actors Advisory Panel of Barbados' (NSA) initiiert worden. Die Teilnehmer kamen aus den neun Ländern der Organisation Ostkaribischer Staaten (OECS).

NGOs wollen gegenüber EU mit einer Stimme sprechen

Die in den Ländern gebildeten Ausschüsse könnten die Zivilgesellschaft in der Karibik retten, da von den Regierungen nicht genug Unterstützung komme, meinte King. Die Tagung in Barbados verfolgte das Ziel, ein Modell für ein regionales Indikativprogramm zwischen der EU und den Ländern des Karibischen Forums (CARIFORUM) auszuarbeiten. Dem Staatenbund gehören die Dominikanische Republik, Haiti, Guyana, Jamaika, Barbados, Trinidad und Tobago, Surinam, St. Vincent und die Grenadinen, Dominica, Antigua und Barbuda, St. Kitts und Nevis, die Bahamas, Belize, Grenada und St. Lucia an.

Wenn die NGOs einen gemeinsamen Vorschlag präsentieren könnten, bekämen sie auch Zugang zu den EU-Finanzmitteln, sagte King zu IPS. Die Fähigkeiten der Organisationen, die Entwicklung auf nationaler und regionaler Ebene zu unterstützen, sollten damit erweitert werden.

Robert Baldwin von der EU-Delegation in Barbados und der Ostkaribik sagte auf dem Treffen, dass das Cotonou-Abkommen erstmals auf eine Stärkung der Zivilgesellschaft abhob. Zugleich räumte er ein, dass nicht überall eine aktive Beteiligung der NGOs an der Zusammenarbeit zwischen der EU und den AKP-Staaten gefördert werde. Dass die Zivilgesellschaft in der Karibik in die Lage versetzt werden solle, ihre eigene Koordination zu verbessern, sei eine besonders günstige Gelegenheit.

CARIFORUM hat bereits einen Plan für die Verwendung der 165 Millionen Euro aufgestellt, die die EU der Region im Rahmen des zehnten regionalen Indikativprogramms bereitgestellt hat. Unter anderem soll damit die Wirtschaft in der Karibik gefördert und die regionale Integration vorangetrieben werden. Für die zivilgesellschaftlichen Organisationen sind rund vier Millionen Euro vorgesehen. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://europa.eu/legislation_summaries/development/overseas_countries_territories/r12102_en.htm
http://www.acp.int/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52576

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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. August 2010