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LATEINAMERIKA/1145: Neue Mauer für Migranten - Mexiko riegelt südlichen Grenzfluss ab (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. September 2010

Lateinamerika: Neue Mauer für Migranten - Mexiko riegelt südlichen Grenzfluss ab

Von Danilo Valladares


Guatemala-Stadt, 17. September (IPS) - Mit einer Mauer an den Ufern des Grenzflusses Suchiate will der südmexikanische Bundesstaat Chiapas künftig verhindern, dass weiterhin über den Fluss gelangt, was illegal ist: unverzollte Waren nach Guatemala und Migranten nach Mexiko. 500.000 Menschen ohne Papiere, in der Mehrheit Zentralamerikaner, durchqueren Mexiko jährlich auf ihrem Weg in die USA.

Über den Río Suchiate gelangen mexikanische Waren bisher unverzollt nach Guatemala, gleichzeitig durchqueren ihn Tausende Menschen in umgekehrter Richtung auf dem Weg in die USA, um dort ihr Glück zu suchen. Eine gefährliche Odyssee, bei der sie Kleinkriminellen, Drogenbanden und Gesetzeshütern aus dem Weg gehen müssen.

"Das Gebilde sieht aus wie eine Mauer, die verhindern soll, dass der Río Suchiate über die Ufer tritt", beschreibt Erick Zúñiga, Bürgermeister des guatemaltekischen Grenzbezirks Ayutla (Tecún Umán), das im Bau befindliche Bollwerk.

Den guatemaltekischen Behörden liegt jedoch von mexikanischer Seite noch keine offizielle Verlautbarung über das Vorhaben des Mauerbaus vor. Der Leiter für Zollangelegenheiten bei der guatemaltekischen Steuerbehörde, Raúl Díaz, bestätigte lediglich, dass der südliche Bundesstaat Chiapas beabsichtige, eine Mauer an der Flussmündung des Rio Suchiate an der Küste zu Guatemala zu bauen, um den illegalen Grenzübertritt von Schmugglerbanden auf Flößen zu verhindern. Die Absperrung lasse sofort an die voranschreitende Grenzmauer zwischen Mexiko und der US-amerikanischen Südgrenze denken, sagte Díaz.

Der Bau der Sperranlage werde die Migration jedoch nicht aufhalten können, meint Bürgermeister Zúñiga. Getrieben von der Sehnsucht nach einem besseren Leben für sich und ihre Familie gäben die Menschen nicht auf, um auf die andere Seite zu gelangen.


Migration wird gefährlicher

Allerdings nehmen die Gefahren für die Betroffenen zu. "Wir beobachten den Bau der Mauer mit großer Sorge", meint dazu der Leiter des Nationalrats zur Betreuung guatemaltekischer Flüchtlinge (CONAMIGUA), Erick Maldonado. Eine Mauer an der Grenze zu Guatemala werde die ohnehin schwierige Situation der Migranten nur weiter verschlimmern: "Sie finden immer neue Stellen, wo nicht so streng kontrolliert wird. Das Risiko wird für die Migranten allerdings größer."

Emigranten gehörten zu den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen, wie schon das Schicksal der 72 Menschen gezeigt hat, die im nordostmexikanischen Bundesstaat Tamaulipas ermordet wurden. Unter den Opfern befanden sich auch fünf Guatemalteken. Das Blutbad wird den als 'Zetas' bekannten Drogenbanden angelastet.


Zunehmende Kriminalisierung

Die Situation der vor allem aus Mittelamerika stammenden Migranten, die sich ohne gültige Papiere in die USA durchschlagen wollen, wird zunehmend schwierig. Dazu trägt auch das umstrittene Migrationsgesetz SB 1070 des US-Bundesstaates Arizona bei, mit dem die dortige Polizei verpflichtet wird, Menschen beim bloßen Verdacht auf ausländische Herkunft zum Vorzeigen der Papiere zu aufzufordern.

Die Absichten des mexikanischen Bundesstaates Chiapas haben die Kontroverse um die 1.126 Kilometer lange Mauer, die seit 2006 am Grenzfluss Rio Bravo zwischen den USA und Mexiko errichtet wird, nach Chiapas und Guatemala verlagert.

Der Bau von Mauern sei ein "historischer Fehler", den viele Länder begingen, meint der Priester Francisco Pellizari vom guatemaltekisch-mexikanischen Netzwerk 'Casa del Migrante' (Haus der Migranten). Die Migrationsprobleme ließen sich damit nicht lösen, sondern verschafften den Menschenschmugglern größere Einkommen und den Staaten mehr Probleme mit der Korruption. (Ende/IPS/beh/2010)


Links:
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=96399
http://conamigua.gob.gt
http://www.migrante.com.mx/index.php

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 17. September 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2010