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LATEINAMERIKA/1308: Kuba - Regierung plant Bericht zur menschlichen Entwicklung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. Oktober 2011

Kuba: Nach Dialog mit UNDP - Regierung plant Bericht zur menschlichen Entwicklung

von Dalia Acosta


Havanna, 12. Oktober (IPS) - Nachdem Kuba nicht in den Index für menschliche Entwicklung (HDI) des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) für 2010 aufgenommen wurde, will der Karibikstaat einen eigenen Bericht über die Verteilung des Wohlstands innerhalb seiner Grenzen erstellen. Beobachtern zufolge wird dieser Report die Folgen der seit mehr als 20 Jahren andauernden Wirtschaftskrise in dem Karibikstaat widerspiegeln. Es wird erwartet, dass die Indikatoren für Soziales und Gesundheit denen in Industriestaaten entsprechen.

Die vom UNDP unterstützte Entscheidung Havannas ist das Ergebnis eines Dialogprozesses nach dem Ausschluss Kubas aus dem HDI 2010. Der neue Direktor des Büros für den Bericht über menschliche Entwicklung, Khalid Malik, besuchte Ende September die Insel und vereinbarte eine künftige Zusammenarbeit.

Nicht zum ersten Mal unterstützt das UNDP Kuba in den Bemühungen, den Stand der menschlichen Entwicklung zu bestimmen. Das staatliche Studienzentrum für Weltwirtschaft führte 1996, 1999 und 2003 bereits drei Untersuchungen durch. Die letzten beiden Berichte bezogen sich insbesondere auf die Bereiche Gleichheit sowie Wissenschaft und Technik.

Malik äußerte die Hoffnung, dass Kuba am globalen Forum für menschliche Entwicklung Anfang kommenden Jahres teilnehmen wird. Auf dem Treffen wird sein Büro die Wohlstandsindikatoren der einzelnen Länder analysieren. Je mehr die Staaten mit dem UNDP zusammenarbeiteten, desto größer würden die Vorteile für alle sein.

Ein Hauptziel der Reise Maliks war die offizielle Vorstellung der Ergebnisse seit der Veröffentlichung des UNDP-Berichts 'The Real Wealth of Nations: Pathways of Human Development' ('Der wahre Wohlstand der Nationen: Pfade zur menschlichen Entwicklung') und neuer Methoden, die eine rückwirkende Berücksichtigung Kubas im HDI 2010 ermöglichten.


Mangel an international berichtetem Datenmaterial

Nach Angaben des UNDP war der Karibikstaat zunächst aus dem HDI 2010 ausgeschlossen worden, weil keine international berichteten Informationen zu einem der drei benötigten Indikatoren Gesundheit, Bildung und Einkommensentwicklung vorlagen. Auf dieser Grundlage wird der HDI-Wert errechnet, der letztlich für das HDI-Ranking verantwortlich ist.

Auch das Ranking Kubas in früheren Berichten zur menschlichen Entwicklung wurde in Zweifel gezogen. UN-Experten führten an, dass Vergleiche schwierig seien, da in Kuba zwei Währungen - der kubanische Peso und der konvertible Peso gelten.

"Es wurden sehr ungewöhnliche Zahlen übermittelt, weil es zwei verschiedene Wechselkurse gab", erklärte Malik. Bei einem Vergleich zwischen Ländern würden die einheimischen Währungen zu der internationalen Währung in Bezug gesetzt. Möglicherweise sei es nicht die richtige Entscheidung gewesen, Kuba deswegen aus dem 2010-Vergleich auszuschließen, räumte er ein.

Die Verantwortlichen für Bericht über die menschliche Entwicklung haben laut Malik viel Zeit darauf verwendet, eine verlässliche Methode zu entwickeln, um unter Umgehung der Währungskonversion dennoch zu richtigen Ergebnissen zu kommen. Auf dieser Grundlage seien die für Kuba vorliegenden Zahlen aus den vergangenen Jahren überarbeitet worden.

Aus dem Index für 2010 wurden außer Kuba auch der Südseestaat Palau und die palästinensischen Autonomiegebiete ausgeschlossen. Nach erhitzten Debatten scheint es nun denkbar, dass alle drei Staaten wieder in den HDI aufgenommen werden. Statt wie bisher 169 könnten bald mehr als 180 Nationen berücksichtigt werden.


Hohe menschliche Entwicklung in Kuba

Der rückwirkenden Einschätzung zufolge hätte Kuba im HDI 2010 den 53. Rang belegt und wäre damit unter den Staaten mit einer hohen menschlichen Entwicklung. Im Vergleich zu den anderen lateinamerikanischen und karibischen Ländern läge Kuba an sechster Stelle.

Bei der Berechnung der Kaufparität zieht Kuba nun auch das Pro-Kopf-Einkommen in Bezug auf den internationalen Handel, den Energieverbrauch pro Einwohner, den Anteil der Bevölkerung mit Internetzugang und weitere Variablen in Betracht.

Nach Informationen aus dem Büro des Berichts über die menschliche Entwicklung zeigen sich bei der neuen Auswertung Fortschritte. So hat die erwachsene Bevölkerung eine durchschnittliche Schul- und Ausbildungszeit von zehn Jahren, während bei den jüngeren Kubanern 18 Jahre üblich sind.

Die Lebenserwartung liegt bei 79 Jahren und das Pro-Kopf-Durchschnittseinkommen unter Berücksichtigung der Kaufparität bei 5.747 Dollar. Die Auswirkungen des seit fast 50 Jahren geltenden US-Handelsembargos gegen Kuba können mit der Methode allerdings nicht bestimmt werden. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://hdr.undp.org/en/media/Lets-Talk-HD-HDI_2010.pdf
http://hdr.undp.org/en/reports/global/hdr2010/
http://www.beta.undp.org/undp/en/home.html
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105410

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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Oktober 2011