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LATEINAMERIKA/1365: Kolumbien - Regierung und Rebellen auf Friedenskurs (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. August 2012

Kolumbien: Verhandeln bis das Abkommen steht - Regierung und Rebellen auf Friedenskurs

von Constanza Vieira



Bogotá, 28. August (IPS) - Kolumbiens Regierung und FARC-Rebellen haben sich auf die Aufnahme offizieller Friedensgespräche geeinigt. Wie Staatspräsident Juan Manuel Santos in einer Fernsehansprache bekannt gab, sollen die Verhandlungen am 5. August in Oslo beginnen und dem fast 50-jährigen blutigen Konflikt ein Ende setzen.

Die in Havanna getroffene Übereinkunft beinhaltet angeblich eine Klausel, wonach die Konfliktparteien erst dann den Verhandlungstisch verlassen dürfen, wenn sie ein definitives Abkommen zustande gebracht haben. Der genaue Wortlaut der Übereinkunft soll in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden.

Santos zufolge wird sich die Regierung an drei Prinzipien halten. "Erstens, wir werden aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, um sie nicht zu wiederholen. Zweitens, jeder einzuschlagende Weg muss zu einem Ende des Krieges führen und nicht zu dessen Verlängerung. Und drittens werden die Operationen und die Präsenz des Militärs auf jedem Zentimeter des nationalen Territoriums fortgesetzt", erklärte er am 27. August.

Nach Informationen des öffentlichen Fernsehsenders 'Canal Capital' haben sich Vertreter beider Konfliktparteien in den letzten eineinhalb Jahren mehr als 30 Mal heimlich im In- und Ausland getroffen. An diesen Zusammenkünften, die einer FARC-nahen Quelle zufolge auf Vermittlung von Kuba, Venezuela und Norwegen zustande kamen, soll Mauricio Jaramillo, ein Mitglied des FARC-Militärstabs, teilgenommen haben, der derzeit den östlichen Flügel der Guerilla kommandiert. Der Name Jaramillo ist ein Pseudonym, hinter dem sich der kolumbianische Arzt Alberto Parra verbergen soll.


Zu den Unterhändlern gehörte auch ein Bruder des Präsidenten

Unterschiedlichen Quellen ist zu entnehmen, dass der Staatspräsident seinen Bruder, den Journalisten Enrique Santos, zu den Vorverhandlungen geschickt hatte. Enrique Santos war ehemaliger Vorsitzender der Interamerikanischen Pressegesellschaft und Direktor der größten kolumbianischen Tageszeitung 'El Tiempo'. Er hatte in den 1970er Jahren mit dem kolumbianischen Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez die inzwischen eingestellte linksgerichtete Zeitschrift 'Alternativa' gegründet.

An den Vorverhandlungen sollen außerdem der oberste Sicherheitsberater Sergio Jaramillo und der Umweltminister Frank Pearl teilgenommen haben. Beide hatten bereits unter dem rechtsgerichteten Staatspräsidenten Ãlvaro Uribe (2002-2010) Regierungsämter bekleidet. Uribe gehört heute jedoch der Opposition an und ist ein erklärter Gegner der Annäherung zwischen Staat und Rebellen.

Experten halten eine militärische Lösung des kolumbianischen Dauerkonflikts für ausgeschlossen. Paradoxerweise ist der Anteil der Kolumbianer, die einen weiteren Einsatz der Streitkräfte für sinnvoll halten, Umfragen zufolge in den letzten drei Jahren von 28 auf 37,3 Prozent gestiegen. Der Anteil der Befürworter einer friedlichen Lösung des Bürgerkrieges ging entsprechend von 67,1 auf 54,6 Prozent zurück. (Ende/IPS/kb/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2012