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OZEANIEN/016: Australien - Nachdenken über Uranexporte kein Thema (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. April 2011

Australien: Nachdenken über Uranexporte kein Thema - Regierung: "Wir bleiben dabei"

Von Stephen de Tarczynski und Grit Porsch


Melbourne, 4. April (IPS) - Australiens Premierministerin Julia Gillard gab sich unbeirrt. Nach der folgenschweren Havarie der Atommeiler von Fukushima bekräftigte sie: "Was in Japan geschieht, beeinflusst meine Haltung zum Uranexport unseres Landes in keiner Weise. Wir exportieren Uran und werden auch dabei bleiben. Jedes Land entscheidet selbst, wie es seine Energie erzeugen will." Australien verfügt über 40 Prozent aller Uranvorkommen und ist der drittwichtigste Uranexporteur weltweit.

Nach Angaben der Australian Uranium Association (AUA) exportiert das Land durchschnittlich 9.000 bis 10.000 Tonnen Uranoxid-Konzentrat pro Jahr, davon allein 15 bis 17 Prozent nach Japan. Weitere wichtige Abnehmer sind die USA, Großbritannien, Frankreich, Finnland, Südkorea und Taiwan. Die Exporteinnahmen von umgerechnet rund 700 Millionen US-Dollar (2009) machten nach Angaben des Handelsministeriums knapp 0,7 Prozent des australischen Exportvolumens aus.

Zur Gewährleistung einer friedlichen Urannutzung besteht Australien darauf, dass die Empfängerländer den so genannten Atomwaffensperrvertrag ratifiziert haben und mit Australien ein entsprechendes bilaterales Zusatzabkommen abschließen. Bislang haben 40 Länder insgesamt 23 bilaterale Zusatzverträge unterzeichnet, deren Einhaltung vom 'Australian Safeguards and Non-Proliferation Office' kontrolliert wird.

Die Liste dieser Vertragpartner könnte schon bald länger werden. Am 9. März kündigte Australiens Außenminister Kevin Rudd Verhandlungen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) an. "Ein solches Abkommen würde der australischen Uranwirtschaft einen weiteren wichtigen Absatzmarkt erschließen", heißt es in einer Presseerklärung des Ministers.

Die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) beziffert die Zahl der Atomkraftwerke auf 442, die in 30 Ländern am Netz sind. Weitere 65 werden derzeit in 16 Ländern gebaut, in China allein 27. Im Februar berichtete die Expertin Anne Starz von der IAEA, zusätzlich seien zwölf Länder dabei, die Infrastruktur für eigene Atomenergieprogramme aufzubauen, "vor allem in Südostasien, aber auch in Afrika, Nahost, in Europa und Lateinamerika.

Die IAEA schätzt, dass bis 2030 der weltweit wachsende Energiebedarf zu 70 Prozent in den Schwellenländern China und Indien sowie in Entwicklungsländern entsteht. Ein Sprecher der AUA berichtete, nach dem 2006 mit Peking abgeschlossenen Sicherheitsvertrag exportiere Australien seit 2009 Uran nach China und rechne "sehr stark" mit einem Exportzuwachs ins Reich der Mitte.

Vertreter der australischen Uranindustrie teilen die Meinung von Ministerpräsidentin Gillard. "Länder, die sich für die Nutzung der Atomenergie entscheiden, lassen sich von den Vorkommnissen in Japan nicht beeinflussen", erklärte der AUA-Geschäftsführer Michael Angwin Ende März auf einer Urankonferenz im südaustralischen Adelaide. "Sie wollen mit Hilfe der Atomenergie ihre Energieversorgung sichern, ohne dass mehr Elektrizität zu höheren CO2-Emissionen führt."

Die Warnung australischer Umweltschützer wie des Sprechers der 'Australian Conservation Foundation', David Noonan, und anderer besorgter Bürgergruppen vor den Gefahren der Kernenergie begegnen Vertrete der Uranwirtschaft mit dem Hinweis auf die Millionen Tonnen CO2, die weltweit durch den Betrieb von Atomkraftwerken eingespart würden.

In Australien gibt es bislang kein Atomkraftwerk. Das Land bezieht 80 Prozent des Stroms aus Kohlekraftwerken, in denen die in gigantischen Mengen vorhandene einheimische Kohle verheizt wird. Mit CO2-Emissionen von jährlich rund 18 Tonnen pro Einwohner führt Australien mit den USA und Kanada die globale Liste der Klimasünder an. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.acfonline.org.au/
http://www.dfat.gov.au/.../nuclear_safeguards.html
http://www.iaea.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55052

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2011