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BERUF/1408: Berufsbild Forstwirt - hochtechnisiert und modern (aid)


aid-PresseInfo Nr. 22 vom 3. Juni 2011

Holzernte - hochtechnisiert und modern

Wo sind die lustigen Holzhacker-Buam?


(aid) - So lustig, wie es im Volkslied - "Holeraiduliöh" - anklingt, ist die Arbeit im Wald heute nicht mehr. Das war sie aber auch früher nicht. Vielmehr war es eine sehr anstrengende und gefährliche Arbeit. Gefordert war Kraft und manchmal auch ein wenig Verwegenheit, wenn man "ins Holz" ziehen wollte.

Und heute? Nur wenige Berufsbilder haben sich innerhalb der vergangenen 50 Jahre so grundlegend gewandelt: Der Forstwirt von heute hat einen außerordentlich vielseitigen Beruf, zwar immer noch mit Anforderungen an die körperliche Kondition, noch mehr aber an waldbiologische Kenntnisse und an ein weit reichendes technisches Verständnis. Wer die heutigen Großmaschinen im Wald sieht, ahnt, welche Herausforderungen mit ihrem Einsatz dieser Maschinen verbunden sind - ganz gleich, ob es sich um so genannte Vollernter, "Rückezüge" oder gar mobile Seilbahnen handelt.

Dort, wo Holzernte vollmechanisiert betrieben wird, erinnert nichts mehr an die Holzhauerei, wie sie noch bis zum Beginn der 60er-Jahre verbreitet war: Wo damals mit der Axt und mit der Zweimann-Handsäge ins Holz gegangen wurde, werden nun mit riesigen "Vollerntern" Bäume aufgearbeitet: Ein Kranarm, der bis zu 15 Meter lang sein kann, holt die Bäume aus dem Waldbestand heraus. Sie werden dazu mit dem so genannten Fällaggregat ("Fällkopf") festgeklemmt, mit einer daran angebauten Kettensäge wird der Fällschnitt durchgeführt.

Dann wird der Baum noch im gleichen Arbeitsgang in die Horizontale gebracht, entastet, auf bestimmte Längen abgeschnitten und abgelegt. Der nächste in der "Holz-Kette" ist der "Holzrücker": Die Stämme oder Stammabschnitte werden auf ein geländegängiges Transportfahrzeug mit Anbaukran, den so genannten Rückezug, aufgeladen, bis zur Waldstraße transportiert und dort gestapelt ("gepoltert"). Von hier bringt dann ein speziell für den Holztransport ausgerüsteter Lkw die Stämme zum Holzverarbeiter.

Das alles wirkt ein wenig wie die Arbeit von Riesen. Ganze Baumstämme werden bewegt und bearbeitet, als seien sie nur kleine Ästchen. Die Maschinenführer bekommen dabei das Holz gar nicht mehr "in die Hand", die Technik erledigt alle erforderlichen Aktivitäten. Die Anstrengung liegt hier nicht mehr in schweißtreibender Muskelarbeit, sondern in der hohen Konzentration bei der Bedienung von High-Tech-Maschinen. Das Unfallrisiko in der Holzernte ist dadurch wesentlich geringer.

Aber noch immer spielt die Arbeit mit der Motorsäge eine wichtige Rolle. Besonders dort, wo der Einsatz der Großmaschinen nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, zum Beispiel in schwierigem Gelände und bei der Fällung von besonders starken Bäumen. Und hier fordert die Holzernte mit der Motorsäge bei Fällung und Handling von tonnenschweren Baumstämmen den vollen Einsatz. Neben körperlicher Präsenz ist auch ein hohes Maß an handwerklicher Präzision im Motorsägeneinsatz erforderlich und eine ganze Menge an baumbiologischem und waldbaulichem Wissen.

Dabei ist aber die Holzernte bei weitem nicht das einzige Arbeitsfeld der Forstwirte. Von Aufgaben beim Schutz und bei der Pflege von jungen Waldbeständen bis zu Naturschutzaufgaben reichen die Einsatzgebiete. Denn zur nachhaltigen Pflege und Entwicklung der Wälder gehört nicht nur die Gewinnung des Rohstoffes Holz, sondern auch die Entwicklung stabiler Waldbestände und des gesamten Ökosystems Wald. Entsprechend breit gefächert sind heute die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Forstwirte ... gejodelt wird dabei allerdings nur noch selten.

Rainer Schretzmann, www.aid.de

Weitere Informationen: www.aid.de/landwirtschaft/forst_holz_jagd.php


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 22 vom 3. Juni 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2011