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HOCHSCHULE/1657: Ergebnisse der Sitzungen des Wissenschaftsrats im Juli 2011 (idw)


Wissenschaftsrat - 11.07.2011

Künftige Gestaltung der Hochschulfinanzierung in der Diskussion - Ergebnisse der WR-Sitzungen


In seinem jährlichen Bericht zu aktuellen Tendenzen im deutschen Wissenschaftssystem setzte sich der Vorsitzende des Wissenschaftsrats dieses Mal mit neueren Entwicklungen in der Hochschulfinanzierung in Deutschland auseinander.

Weitere Tagesordnungspunkte waren die Weiterentwicklung der Universitätsmedizin in Schleswig-Holstein, die Förderung von Forschungsbauten an deutschen Hochschulen sowie vier Entscheidungen im Verfahren der Institutionellen Akkreditierung. Unter anderem wurde die Universität Witten/Herdecke (UW/H) reakkreditiert.

Das Ende des Hochschulpakts 2015 und der absehbare Abschluss der Exzellenzinitiative 2017, so Professor Wolfgang Marquardt, markierten einen günstigen Zeithorizont, um grundsätzlicher über die Zukunft der deutschen Hochschulfinanzierung nachzudenken. In den Mittelpunkt seines Berichts stellte Marquardt Überlegungen dazu, wie Rahmenbedingungen einer langfristigen und tragfähigen Förderung der Hochschulen aussehen könnten.

Vor dem Hintergrund einer umfassenden empirischen Analyse hob der Vorsitzende des Wissenschaftsrats die bleibende Bedeutung der öffentlichen Zuwendungsgeber für die Hochschulfinanzierung hervor. Insbesondere die Länder blieben die wichtigsten Finanziers der Hochschulen. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen und der Schuldenbremse sei aber absehbar, dass die Länder diese Last nicht alleine tragen können und Bund und Länder gemeinsam gefordert seien, sich der Finanzierung der Hochschulen zu stellen. Die Lockerung des Kooperationsverbots durch eine Grundgesetzänderung, so Marquardt, sei sehr sinnvoll, um es Bund und Ländern künftig zu ermöglichen, bei der "Förderung von Vorhaben und Einrichtungen der Wissenschaft und Forschung an Hochschulen" zusammenzuwirken. Mit der überschaubaren Änderung des § 91b GG wäre der Weg zu einer unkomplizierten Umsetzung einer gemeinsamen Bund-Länder-Finanzierung freigemacht. Marquardt stellte weiterhin verschiedene andere Instrumente zur Diskussion, die dabei helfen könnten, die Finanzungleichgewichte zwischen den Hochschulen und den außeruniversitären Einrichtungen zu korrigieren.

Zu den Ergebnissen der Sitzungen:

Schleswig-Holstein verfügt mit Kiel und Lübeck über zwei international sichtbare universitätsmedizinische Standorte mit hohem translationalen Potenzial. Beide Standorte zeichnen sich durch eine starke und wettbewerbsfähige Forschung aus, deren Schwerpunkte - mit je unterschiedlichem Fokus - in den Bereichen Neurowissenschaften und Entzündungsforschung liegen. Für die Zukunft empfiehlt der Wissenschaftsrat eine standortindividuelle Weiterentwicklung in Forschung, Lehre und Krankenversorgung.

In seinen diesjährigen Empfehlungen zur Förderung von Forschungsbauten an Hochschulen befürwortet der Wissenschaftsrat 16 Vorhaben mit Gesamtkosten von 462 Millionen Euro. Darunter werden drei Vorhaben im Rahmen der programmatisch-strukturellen Linie "Hochleistungsrechner" zur Förderung empfohlen. In diesem Jahr waren überwiegend Anträge aus den Natur- und Lebenswissenschaften erfolgreich.

Das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), Oldenburg, und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn, haben in den vergangenen vier Jahren wichtige Schritte unternommen, um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern. Zu diesem Schluss gelangt der Wissenschaftsrat, nachdem er die Umsetzung seiner Empfehlungen zu den beiden Einrichtungen aus dem Jahr 2007 geprüft hat.

Beraten wurden vier Verfahren der Institutionellen Akkreditierung. In drei Fällen gelangte der Wissenschaftsrat zu einer positiven, in einem Fall zu einer negativen Akkreditierungsentscheidung. Reakkreditiert wurde unter anderem die Private Universität Witten/Herdecke (UW/H). Ein weiterer Antrag wurde vom Sitzland zurückgenommen.

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/pm_2011.pdf
- Zur Pressemitteilung im pdf-Format
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/VS_Bericht_Juli_2011.pdf
- Bericht des Vorsitzenden: Neuere Entwicklungen der Hochschulfinanzierung


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Wissenschaftsrat: Medizinische Forschung in Kiel und Lübeck leistungsstark

Schleswig-Holstein verfügt mit Kiel und Lübeck über zwei international sichtbare universitätsmedizinische Standorte mit hohem translationalen Potenzial. Beide Standorte zeichnen sich durch eine starke und wettbewerbsfähige Forschung aus, deren Schwerpunkte - mit je unterschiedlichem Fokus - in den Bereichen Neurowissenschaften und Entzündungsforschung liegen.

Insbesondere in Kiel bildet sich die Leistungsfähigkeit auch in der Höhe der eingeworbenen Drittmittel ab. Was die Lehre betrifft, genießt die humanmedizinische Ausbildung in Lübeck über die Jahre hinweg einen hohen Stellenwert, der sich in regelhaft guten Staatsexamensergebnissen niederschlägt. In dieser Hinsicht besteht in Kiel noch Nachholbedarf.

Der Wissenschaftsrat war im Sommer 2009 vom Land Schleswig-Holstein gebeten worden, die Universitätsmedizin des Landes zu begutachten. Dabei sollten insbesondere die Kooperationen der Standorte miteinander, mit dem gemeinsamen Universitätsklinikum und dem gemeinsamen Abstimmungsgremium, dem eigens dafür eingesetzten Medizinausschuss, berücksichtigt werden. Das Land hatte die Universitätskliniken Kiel und Lübeck 2003 fusioniert, um durch daraus resultierende Synergieeffekte Einsparungen zu erzielen.

Der Wissenschaftsrat kann nicht erkennen, dass die Zusammenlegung der Universitätsklinika und die Einrichtung des Medizinausschusses als koordinierendes Gremium die positive wissenschaftliche Entwicklung unterstützt haben. Vielmehr sieht er die standortspezifische Entwicklung durch die starke Zentralisierung der Entscheidungsstrukturen und aufgrund der fehlenden Beteiligung universitärer Vertreter an der Leitung des Universitätsklinikums eingeschränkt. Der Schlüssel für den Erfolg der jüngeren Entwicklung in der Universitätsmedizin des Landes liegt erkennbar in einer standortindividuellen Profilbildung begründet. Diese beruht im Wesentlichen auf überregionalen Kooperationen und Verbünden, weniger auf strategischen Abstimmungen zwischen den Standorten Kiel und Lübeck.

Für die Zukunft empfiehlt der Wissenschaftsrat deshalb eine standortindividuelle Weiterentwicklung in Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Entscheidend für die Wissenschaft ist dabei, dass akademische Vertreter jedes universitätsmedizinischen Standortes künftig selbst im Klinikumsvorstand vertreten sind, um dort direkt auf eine Umsetzung der Forschungsstrategie in der Krankenversorgung zu achten. Auf den Medizinausschuss des Landes Schleswig-Holstein als Abstimmungsgremium zwischen den Universitäten und dem Universitätsklinikum sollte verzichtet werden. Das Land sollte künftig in Zielvereinbarungen mit den jeweiligen Universitäten die standortindividuelle Entwicklung unterstützen. Auf der Basis dieser Vereinbarungen sollte auch die Verteilung der Landesmittel für die Universitätsmedizin erfolgen.

"Insgesamt ist die Universitätsmedizin in Schleswig-Holstein in der Forschung sehr gut aufgestellt", fasste Professor Wolfgang Marquardt, Vorsitzender des Wissenschaftsrates, die Bewertungsergebnisse zusammen. "Es war sowohl in Kiel als auch in Lübeck beeindruckend, wie sehr sich insbesondere der wissenschaftliche Nachwuchs und die Studierenden mit ihren Universitäten identifizieren."

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1416-11.pdf
- Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Universitätsmedizin in Schleswig-Holstein


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Wissenschaftsrat: 462 Millionen Euro für Forschungsbauten an Hochschulen

In seinen diesjährigen Empfehlungen zur Förderung von Forschungsbauten an Hochschulen befürwortet der Wissenschaftsrat 16 Vorhaben mit Gesamtkosten von 462 Millionen Euro. Darunter werden drei Vorhaben im Rahmen der programmatisch-strukturellen Linie "Hochleistungsrechner" zur Förderung empfohlen.

Alle Projekte sind von nationaler, teilweise auch internationaler Bedeutung und befassen sich mit aktuellen Fragestellungen aus unterschiedlichsten Wissenschaftsgebieten. In diesem Jahr waren überwiegend Anträge aus den Natur- und Lebenswissenschaften erfolgreich.

Erforscht werden sollen unter anderem die Ursachen und Behandlungsmethoden der Herzinsuffizienz (Würzburg), Grundlagen im Bereich der Quantentechnologie zur Entwicklung von neuen Quantentechnologien und zur Realisierung von neuen hoch präzisen und empfindlichen Quantensensoren für den Einsatz im Labor, im Feld oder im Weltraum (Hannover) sowie Grundlagen von Löseprozessen (Solvatation), mittels derer relevante Schlüsseltechnologien wie nachhaltige und umweltfreundliche Verfahrensprozesse (z. B. Reinigungs- und Trennverfahren, "Grüne Chemie") oder energieeffiziente Technologien (z. B. Batterien mit erhöhten Standzeiten und Speicherkapazitäten, energiesparende Leuchtstoffe) befördert werden können (Bochum).

Der Wissenschaftsrat legt hiermit seine sechsten Empfehlungen zur Förderung von Forschungsbauten vor. "Ziel des Programms ist es, Hochschulen, die in aktuellen Forschungsfeldern national und international sichtbare Forschungsleistungen erbringen können, eine zu deren Realisierung erforderliche Infrastruktur zu schaffen", erläutert der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Wolfgang Marquardt. Bisher sind Forschungsbauten mit einer Gesamtsumme von insgesamt etwa 2,2 Milliarden Euro zur Förderung empfohlen worden.

Grundlage des Verfahrens ist die mit der Föderalismusreform I eingeführte Gemeinschaftsaufgabe "Forschungsbauten an Hochschulen" nach Art. 91b Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 des Grundgesetzes. Der Wissenschaftsrat bewertet im Rahmen seiner Begutachtung die beantragten Vorhaben und nimmt eine Reihung vor. Die Länder hatten zum Stichtag 15. November 2010 insgesamt 31 Vorhaben vorgelegt.

Zur Förderphase 2012 hat der Wissenschaftsrat folgende 16 Vorhaben zur Förderung empfohlen:

Thematisch offene Förderung

A - Universität Würzburg: Neubau Comprehensive Heart Failure Center (CHFC)
B - Universität Hannover: Hannoversches Institut für Technologie (HITec)
C - Technische Universität München: Forschungszentrum für Translationale Onkologie (TranslaTUM)
D - Technische Universität Braunschweig: Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik (PVZ)
E - Universität Bochum: Zentrum für molekulare Spektroskopie und Simulation solvensgesteuerter Prozesse (ZEMOS)
F - Technische Hochschule Aachen: CWD - Center for Wind Power Drives
G - Universität Heidelberg: Center for Advanced Materials (CAM)
H - Universität Mainz in Zusammenarbeit mit dem GSI Helmholtz-Zentrum für Schwerionenforschung Darmstadt im Helmholtz-Institut Mainz: Struktur, Symmetrie und Stabilität von Materie und Antimaterie
I - Universität Tübingen: Forschungsinstitut für Augenheilkunde (FIA)
J - Universität Bayreuth: 1 GHz NMR-Spektrometer
K - Universität Hamburg: Center for Hybrid Nanostructures (CHYN)
L - Universität Frankfurt: Pädiatrisches Zentrum für Stammzelltransplantation und Zelltherapie (PZStZ)
M - Universitätsmedizin Mainz: Paul Klein-Zentrum für Immunintervention (PKZI)

Programmatisch-strukturelle Linie "Hochleistungsrechner"

A - Technische Universität Dresden: Hochleistungsrechner/Speicherkomplex HRSK-II
B - Allgemeines Vorhaben Berlin: Hochleistungsrechner im HLRN-Verbund (HLRN-III)
B - Universität Hannover: Hochleistungsrechner im HLRN-Verbund (HLRN-III)

Über die Aufnahme in die Förderung wird die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) auf der Grundlage der Empfehlungen des Wissenschaftsrates voraussichtlich am 26. Oktober 2011 entscheiden.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1419-11.pdf
- Empfehlungen zur Förderung von Forschungsbauten (2012)


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Wissenschaftsrat: Verbesserungen erkennbar - BKGE und BIBB vier Jahre nach der Evaluation

Das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), Oldenburg, und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn, haben in den vergangenen vier Jahren wichtige Schritte unternommen, um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern. Zu diesem Schluss kommt der Wissenschaftsrat, nachdem er die Umsetzung seiner Empfehlungen zu den beiden Einrichtungen aus dem Jahr 2007 geprüft hat.

"Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklung können weder das BKGE noch das BIBB die Hände in den Schoß legen. In beiden Einrichtungen sind weitere Maßnahmen erforderlich, um sicher zu stellen, dass Forschung und wissenschaftsbasierte Dienstleistungen auch künftig in guter Qualität erbracht werden können", kommentiert der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Wolfgang Marquardt. Der Wissenschaftsrat überprüft regelmäßig nach Ablauf einiger Jahre, inwieweit seine Empfehlungen, die er im Zusammenhang mit der Evaluation einer Einrichtung ausgesprochen hat, umgesetzt worden sind. Grundlage der Prüfung ist ein Bericht des Zuwendungsgebers, in diesem Falle der zuständigen Bundesministerien.

Zu den Einrichtungen im Einzelnen:

Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), Oldenburg:

Das BKGE hat nach Auffassung des Wissenschaftsrates seit 2007 eine positive Entwicklung genommen. Besonders hervorgehoben werden die klarere Profilierung des Forschungsprogramms, die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb um Forschungsdrittmittel der Europäischen Union und die verbesserte Vernetzung mit Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. "Die wissenschaftliche Zusammenarbeit des BKGE sollte sich künftig vermehrt auch auf den westeuropäischen und amerikanischen Raum erstrecken", so Marquardt. Der Wissenschaftsrat behält sich weitere Empfehlungen zum BKGE vor, die sich aus der Strukturuntersuchung der außeruniversitären Forschung zum östlichen Europa ergeben können, die das Gremium derzeit erarbeitet und die Mitte 2012 verabschiedet werden soll.

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn

Positiv bewertet der Wissenschaftsrat auch die Umsetzung eines Teils der Empfehlungen zum Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in den vergangenen vier Jahren. "Das BIBB hat inzwischen notwendige Voraussetzungen für eine qualitativ überzeugende Berufsbildungsforschung geschaffen", betont Marquardt. "Es ist verständlich, dass manche Empfehlungen des Wissenschaftsrates aus zeitlichen oder finanziellen Gründen noch nicht umgesetzt werden konnten. Ich bin zuversichtlich, dass das Institut diese Maßnahmen noch angehen wird." Im Jahr 2015 will der Wissenschaftsrat im Rahmen einer erneuten Evaluation prüfen, welche Entwicklung das BIBB durch die Umsetzung der Empfehlungen genommen hat.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1374-11.pdf
- Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1375-11.pdf
- Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn


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Wissenschaftsrat: Vier Entscheidungen im Verfahren der Institutionellen Akkreditierung

Auf seinen Sommersitzungen hat der Wissenschaftsrat vier Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten. In drei Fällen gelangte er zu einer positiven, in einem Fall zu einer negativen Akkreditierungsentscheidung. Ein weiterer Antrag wurde vom Sitzland zurückgenommen. Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Die Private Universität Witten/Herdecke (UW/H) wurde vom Wissenschaftsrat reakkreditiert. "Die Hochschule hat sich seit der Akkreditierung im Jahr 2005 insgesamt positiv entwickelt. Es ist ihr im Rahmen einer tief greifenden Restrukturierung zudem gelungen, ihre institutionelle Basis für eine auch künftig erfolgreiche Weiterentwicklung erkennbar zu verbessern", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Wolfgang Marquardt. Zu würdigen seien insbesondere die erheblichen und in weiten Teilen überzeugenden Anstrengungen zur Neuausrichtung der Humanmedizin, bei der die UW/H die seinerzeit vom Wissenschaftsrat ausgesprochenen Auflagen und Empfehlungen im Wesentlichen umgesetzt habe.

Ihr lehrorientiertes Leitbild und ihr didaktisches Konzept vermag die UW/H schlüssig umzusetzen. Auch die Maßnahmen, die die Hochschule zum Ausbau der Forschungsaktivitäten auf den Weg gebracht hat, überzeugen. Der Wissenschaftsrat erwartet, dass diese Maßnahmen in Zukunft dafür genutzt werden, die Forschungsleistungen in allen Fakultäten substanziell zu steigern. Besonders in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft muss die Forschung in der Breite der Professorenschaft deutlich verbessert werden.

Die Fakultät für Kulturreflexion/Studium fundamentale ist mit nur 4,5 vollzeitäquivalenten Professorenstellen nicht hinreichend ausgestattet, um ein eigenes Promotionsrecht verantwortungsvoll ausüben zu können. Der Wissenschaftsrat verbindet sein positives Akkreditierungsvotum daher mit der Auflage, diese Fakultät entweder zu schließen oder aber durch eine Verdoppelung der Professorenstellen personell zu stärken. Unabhängig davon sollte das Studium fundamentale als wesentliches Element des entwicklungsorientierten Bildungsansatzes der UW/H in jedem Fall fortgeführt werden.

Der Wissenschaftsrat hält eine erneute Reakkreditierung nach sieben Jahren für notwendig.

Im Fall der Sozialpädagogischen Hochschule Rostock (SHR) in Gründung gelangt der Wissenschaftsrat zu einer negativen Akkreditierungsentscheidung. Er erkennt zwar die Zielsetzung der geplanten Hochschule an, den wissenschaftlichen Diskurs in der Elementarpädagogik durch das Angebot entsprechender Studiengänge voranzubringen, sieht sie hierfür aber nicht ausreichend gerüstet. Insbesondere stellt der Wissenschaftsrat ein Defizit in der fachwissenschaftlichen Anbindung der SHR i. Gr. fest. Dies und die fehlende Umsetzung der im Leitbild benannten Schwerpunkte sind Gründe dafür, dass an der SHR i. Gr. der notwendige Entwicklungsschritt von der fachschulischen hin zur hochschulischen Ausbildung nicht vollzogen wird. Zudem weisen die inhaltlichen und strukturellen Konzeptionen eine fachliche Engführung der Elementarpädagogik auf, die frühkindliche Bildungsprozesse nicht in der erforderlichen Breite abbildet. In der Summe der Monita stellt der Wissenschaftsrat fest, dass das Konzept den wissenschaftlichen Maßstäben einer Fachhochschule derzeit nicht entspricht.

Für fünf Jahre institutionell akkreditiert wurde die Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) in Gründung, Mannheim. Die HdWM i. Gr. hat ihren Betrieb - ohne staatliche Anerkennung, aber unter Duldung des Landes Baden-Württemberg - mit drei betriebswirtschaftlich ausgerichteten Studiengängen zum April 2011 aufgenommen. Der Wissenschaftsrat hebt besonders das Konzept der Studienorganisation und -finanzierung positiv hervor, bei dem Partnerunternehmen, zunächst ohne feste Bindung an einzelne Studierende, einen Teil der Studiengebühren übernehmen. Zudem ist die Gründungsinitiative bereits jetzt in Forschungsnetzwerke der Region Rhein-Neckar eingebunden. Zwei Auflagen wurden vom Wissenschaftsrat in den Bereichen der akademischen Selbstverwaltung und der Bibliotheksausstattung formuliert.

Der German Graduate School of Management and Law gGmbH Heilbronn, staatlich anerkannte Hochschule, ist es nach der Erstakkreditierung 2006 gelungen, ihr Profil erfolgreich weiterzuentwickeln. Das berufsbegleitende, postgraduale Studienangebot, insbesondere im wirtschaftsrechtlichen Spektrum, konnte erweitert werden. Jüngeren Führungskräften wird eine praxisorientierte und internationale Ausbildung angeboten. Hervorzuheben ist auch das große persönliche Engagement der Professorenschaft. Konsequent verfolgt die Hochschule den Ausbau der Forschung. Anerkennenswert sind die Kooperationsbeziehungen der GGS Heilbronn zu Universitäten im In- und Ausland. Als Auflage wird ausgesprochen, dass der Anteil von 50 Prozent hauptberuflich erbrachter Lehre an der Hochschule zeitnah erreicht werden muss. Der Wissenschaftsrat erwartet des Weiteren eine Anpassung des Studienumfanges der Masterprogramme an die üblichen Standards.

Der Wissenschaftsrat spricht eine Reakkreditierung für fünf Jahre aus. Er hält eine Verlängerung des Akkreditierungszeitraums um weitere fünf Jahre nach Erfüllung der Auflage für möglich.

Den Antrag auf Akkreditierung der VPT Hochschule für Gesundheitswissenschaften i. Gr., Fellbach, hat das Land Baden-Württemberg zurückgenommen.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1395-11.pdf
- Witten/Herdecke (UW/H)
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1396-11.pdf
- Sozialpädagogische Hochschule Rostock (SHR) i. Gr.
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1397-11.pdf
- Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) i. Gr., Mannheim
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1389-11.pdf
- German Graduate School of Management and Law gGmbH Heilbronn, staatlich anerkannte Hochschule



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution415


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsrat, Dr. Christiane Kling-Mathey, 11.07.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2011