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MELDUNG/444: Deutscher Zukunftspreis - "Lupine statt Fleisch" (tierrechte)


tierrechte 4.14 - Nr. 69, Dezember 2014
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

Keine Utopie: Die bio-vegane Landwirtschaft
Deutscher Zukunftspreis - 'Lupine statt Fleisch'

Von Christina Ledermann


Die Bedeutung pflanzlicher Lebensmittel steigt. Dies zeigte sich auch am 19. November, als die Entwickler eines Verfahrens, mit dem aus Lupinen ein wohlschmeckender Ersatz für Fleisch- und Milchprodukte gewonnen werden kann, durch Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurden. Die offizielle Begründung: Mit pflanzlichen Lebensmitteln soll die wachsende Weltbevölkerung mit gesunden und schmackhaften Lebensmitteln versorgt werden.


Die Lebensmitteltechniker Peter Eisner und Stephanie Mittermaier vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising sowie Katrin Petersen von der Prolupin GmbH in Grimmen erhielten den mit 250.000 Euro dotierten Deutschen Zukunftspreis 2014 für das Projekt 'Lebensmittelzutaten aus Lupinen - Beitrag zu ausgewogener Ernährung und verbesserter Proteinversorgung'. Mit der Lupinentechnologie ist es den Wissenschaftlern gelungen, die störenden Geruchs- und Geschmackskomponenten der Lupine freizulegen und abzutrennen. Die geschmacklich nahezu neutralen Lupinenproteine stehen so als Basis für die Entwicklung einer Vielzahl neuer vegetarischer und veganer Produkte zur Verfügung. Die Forscher wollen - nach eigenen Angaben - mit der Lupinentechnologie dazu beitragen, die rasant wachsende Weltbevölkerung nachhaltig mit sicheren, gesunden und schmackhaften Lebensmitteln zu versorgen. Dem Verzehr pflanzlicher Produkte als Alternative zu Fleisch, Eiern und Milch komme dabei eine steigende Bedeutung zu. Denn für die Erzeugung von 1kg tierischen Protein würden zwischen 7 und 16 kg Getreide oder Sojaschrote benötigt. Von diesen Mengen an Getreide oder Sojaschrot könnten etwa zehnmal mehr Menschen ernährt werden als von 1kg Fleisch.


Neue pflanzliche Alternativen sollen Fleischkonsum reduzieren

Eine Reduzierung des Konsums tierischer Produkte in Staaten mit hohem Fleischkonsum wie Deutschland oder den USA kann nach Ansicht der Wissenschaftler nur erreicht werden, wenn pflanzliche Lebensmittel bereitstehen, die sich in ihrem Geschmack, in ihrem Mundgefühl und in ihrem Genusswert von traditionellen, tierischen Produkten nur unwesentlich unterscheiden. Trotz umfangreicher Entwicklungsarbeiten ist dies aus Sicht der Forscher bislang aber noch nicht gelungen. Denn Geschmack und Mundgefühl von Produkten, die aus Raps, Soja, Erbse oder Kartoffel hergestellten sind, seien noch sehr gewöhnungsbedürftig, da die für pflanzliche Proteine typischen Geschmacks- und Geruchsnoten 'bitter', 'bohnig' oder 'grasig' den Geschmack des Endproduktes meist überlagerten.


Tausendsassa: Lupine bietet viele Vorteile

Die Lupine als Basis bietet dabei besondere Vorteile: Als Hülsenfrucht eignet sie sich wegen ihres hohen Eiweißgehaltes sehr gut als Fleischersatz. Sie ist garantiert frei von gentechnisch modifizierten Organismen (GMO) und kann regional angebaut werden. Aufgrund ihrer bodenverbessernden Wirkung werden Lupinen häufig im ökologischen Landbau als Zwischenfrucht angebaut und liefern auch auf sandigen Böden sehr gute Erträge. Mit dem Verfahren eröffnen sich damit auch neue lukrative Absatzmöglichkeiten für Landwirte.


Aufbruch zu einem neuen Verständnis von Ernährung

Es ist mehr als ein Signal, wenn Wissenschaftler für die Entwicklung und Optimierung rein pflanzlicher Nahrungsmittel medienwirksam mit einem so hoch dotierten Preis - verliehen durch den Bundespräsidenten persönlich - ausgezeichnet werden. Es ist ein eindeutiges Zeichen, dass die vegetarischvegane Ernährung endlich die wissenschaftliche und die gesellschaftliche Anerkennung erfährt, die sie schon lange verdient. Die Zeiten, in denen Vegetarier und Veganer nur milde belächelt oder gar angegriffen wurden, sind vorbei. Dies ist ein Aufbruch zu einem neuen Verständnis von Ernährung. Das macht Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

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Quelle:
tierrechte 4.14 - Nr. 69/Dezember 2014, S. 6
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2015

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