Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - 26.08.2019
Riesen Säbel im Supermarkt: Von der Wiederentdeckung vergessener Gemüsesorten
In der Landwirtschaft gibt es einen besorgniserregenden Rückgang der biologischen Vielfalt. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) untersucht daher alte Sorten, die in Vergessenheit geraten sind, um Betrieben und Verbraucher*innen künftig (kulinarische) Alternativen anzubieten.
Rundes Gelbes, Zarter Gelber Butter oder Riesen Säbel - hinter den kuriosen Namen verbergen sich womöglich die neuen Trends im künftigen Gemüsesortiment des deutschen Handels. "Das sind Radieschen, Sommerwirsing und Erbsen, die 2020 testweise in Berliner Bio-Supermärkten angeboten werden sollen", erklärt Josephine Lauterbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HNEE. In Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN e.V.) widmet sie sich der Frage, wie man mit alten Sorten die Vielfalt auf dem Acker, im Garten und in der Küche erhöhen kann. "Wichtig ist hierbei, auch die Erwartungen von Verbraucher*innen zu berücksichtigen. Ich untersuche deshalb, wie sich Verbraucher*innen für die biologische Vielfalt und den Kauf alter Sorten begeistern lassen." Erste Projektergebnisse zeigen, dass es ein großes Interesse an alten Sorten gibt, und vor allem die Aspekte Geschmack und Gesundheit relevant sind.
Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, alte, nicht mehr auf dem europäischen Saatgutmarkt verfügbare Gemüsesorten wieder zurück in den Produktionsprozess zu holen und für züchterische Zwecke nutzbar zu machen. "Die Sortenauswahl beruht auf dem züchterischen Potenzial, dem Gefährdungsstatus* sowie dem Anbau- und Vermarktungspotential einer Sorte", so Annika Grabau, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Das Forschungsteam konzentriert sich auf pflanzengenetische Ressourcen (PGR), die nach dem Saatgutverkehrsgesetz aktuell nicht zugelassen, aber in historischen Quellen dokumentiert sind. "Insgesamt 15 Sorten kamen in die engere Auswahl und werden aktuell auf Gemüsebaubetrieben des SaatGut-Erhalter-Netzwerk-Ost angebaut und weiterführend geprüft.
Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber wie sich die Sorten im Anbau auf verschiedenen Standorten und in der Direktvermarktung bewähren und spielen eine wichtige Rolle in der Vorbereitung für die Markteinführung im Bio-Supermarkt", sagt Alexandra Becker, Koordinatorin des Netzwerks beim VERN e.V.
(*) siehe: Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland
Über das Projekt
Das Projekt "Züchterische Erschließung und Nutzbarmachung von
pflanzengenetischen Ressourcen durch on-farm / in-situ Erhaltung und
Positionierung von Produkten im Bio-Lebensmitteleinzelhandel", kurz
ZenPGR, wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mit
590.637,15 Euro finanziert.
Laufzeit: 1. Dezember 2017 bis 30. November 2020
Kooperationspartner sind die Humboldt-Universität zu Berlin (HU), die
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), der Verein zur
Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN e.V.), der Kultursaat
e.V., das Bundessortenamt, das SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost und die
BioCompany.
Teilnahme am Projekt
Im SaatGut-Erhalter-Netzwerk-Ost arbeiten Samenbau- und Gemüsebaubetriebe
gemeinsam daran, alte Sorten wieder in die Nutzung zu bringen. Den
Samenbaubetrieben kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Sie bringen die
vergessenen Sorten erhaltungszüchterisch in Form und sorgen dafür, dass es
für interessierte Anbauer*innen wieder Saatgut gibt. Das Netzwerk ist
offen für weitere Betriebe, die Interesse am Anbau oder an der
Saatgutvermehrung von alten Sorten haben. Interessierte können im Rahmen
des Projekts an Fortbildungs-Workshops und Feldtagen teilnehmen.
Ansprechpartnerin ist Alexandra Becker (alexandra.becker@vern.de)
Weitere Informationen unter:
http://www.hnee.de/zenPGR
- HNEE-Projektseite
http://www.saatgut-netzwerk.net und www.vern.de
SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost & VERN e.V.
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution419
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, 26.08.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 28. August 2019
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