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INTERNATIONAL/005: Jamaika - Hobbygärtner zu Nahrungsmittellieferanten, Staat will Importe verringern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. April 2011

Jamaika: Hobbygärtner zu Nahrungsmittellieferanten - Staat will Importe verringern

Von Zadie Neufville


Kingston, 26. April 2011 (IPS) - Norman Hamilton ist von Beruf Bauarbeiter. Er war arbeitslos, bis er sich der Initiative des jamaikanischen Agrarministeriums anschloss und aus seinem Garten einen Acker machte. In nur 30 Monaten hat sich Hamiltons Hobby zur Haupteinnahmequelle entwickelt. Auf weniger als 1.000 Quadratmetern Land zieht er nun Obstbäume, Gemüse und Knollengewächse und züchtet Ziegen und Hühner.

Von der Initiative, die den 29-jährigen ernährt und sogar Einnahmen durch den Verkauf von Überschüssen verschafft, verspricht sich die Regierung in Kingston einen Rückgang der Nahrungsmittelimporte um 45 Prozent. Derzeit sieht sich der karibische Inselstaat gezwungen, 60 Prozent seiner Nahrungsmittel einzuführen.

"In den letzten zwölf bis 14 Monaten ist uns bewusst geworden, wie anfällig unsere Menschen auf den Weltmarkt reagieren", meinte dazu Landwirtschaftsminister Christopher Tufton. Die Idee, auf noch so kleinen Parzellen landwirtschaftlich tätig zu werden, sei quasi aus der Not geboren worden, auf drei Probleme gleichzeitig reagieren zu müssen: der Arbeitslosigkeit, dem Anstieg der Nahrungsmittelpreise und den landwirtschaftlichen Verlusten im Zuge von Naturkatastrophen.


Angebote für de Bauern

Das Nationale Programm für Ernährungssicherheit wurde 2008 auf den Weg gebracht. Interessierte wurden mit einem Starterset aus Düngemitteln, Saatgut und einer Anleitung ausgestattet. Das Projekt hat sich inzwischen zu einer viel versprechenden Multi-Partner-Initiative zur Unterstützung der lokalen Nahrungsmittelproduktion herausgestellt. Kleinbauern und Hobbyfarmer profitieren von einer Vielzahl von Angeboten und Ressourcen. Sie haben Zugang zu verschiedenen Schulungsprogrammen, Technologien und Kleinkrediten. Mit Hilfe dieser verschiedenen Projekte konnte Jamaika seine Nahrungsmittelimporte von 800 Millionen 2008 auf 661 Millionen 2010 drosseln.

Die Initiative habe einen unglaublich hohen Mehrwert, meinte Tufton im März nach dem Start der 'Eat-Jamaican'-Kampagne. Sie schaffe Arbeitsplätze, spare Devisen ein mache das Land weniger importabhängig. Die Kampagne wird von der FAO mit 250.000 Dollar bezuschusst, die für Saatgut und Dünger für den Anbau lokaler Nahrungsmittelpflanzen ausgegeben werden.

Die Europäische Union wiederum beteiligt sich seit 2009 mit 5,9 Millionen Euro an einem Projekt für Ernährungssicherheit, das kleinen und städtischen Bauern technische und finanzielle Hilfe leistet. Dadurch soll der Zugang der ländlichen und städtischen Armen zu lokal produzierten, gesunden und bezahlbaren Nahrungsmitteln verbessert werden. Unter anderem werden Treibhäuser, Speicher- und Verpackungsanlagen zur Verfügung gestellt.


Investitionen in die Agrarforschung gefordert

Doch den Berufsbauern im Lande gehen die Maßnahmen nicht weit genug. Sie kritisieren, dass Billigimporte, der Verlust wichtiger Exportmärkte, hohe Strom-, Transport- und Düngemittelkosten den Agrarsektor am Boden halten. Hinzu kommen die Schäden, die Hurrikane verursachen.

Nach Ansicht des Fischzüchters Donnie Bunting hat das Fehlen von Einfuhrzöllen dem Sektor schwer geschadet. Er selbst beklagt einen Produktionsrückgang von 30.000 Pfund Fisch die Woche auf 1.500 Pfund. Dieser Trend zwang den Unternehmer dazu, seine Fischfabrik zu schließen.

Jamaikas Bauern wollen umfangreiche Investitionen in die landwirtschaftliche Forschung. In den letzten zehn Jahren hat das Citrus-Tristeza-Virus die Neubepflanzung von 20.000 Hektar Zitrusbäumen erforderlich gemacht. Inzwischen kündigt sich die Citrus-Greening-Krankheit an. Auch sie wird den Obstbauern im Lande erhebliche Schäden zufügen. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2011