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INTERNATIONAL/010: D. R. Kongo - Beschwerliche Wege, Bauern kritisieren mangelhafte Infrastruktur (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Mai 2011

D. R. Kongo: Reiche Ernten, beschwerliche Wege - Bauern kritisieren mangelhafte Infrastruktur

Von Badylon Kawanda Bakiman


Kikwit, Demokratische Republik Kongo, 24. Mai (IPS) - Dank verbesserter Anbaumethoden fallen die Ernten von Millionen Bauern im Kongo immer reicher aus. Zufrieden sind sie dennoch nicht, denn der Transport des Erntesegens zu den Märkten verlangt harte Knochenarbeit. Weil Straßen fehlen und nicht einmal genügend Karren vorhanden sind, schleppen Frauen und Männer Bananenbündel, Maissäcke und mit Maniok gefüllte Körbe zum nächsten Markt. Viele Produkte erreichen die Abnehmer nicht rechtzeitig und verrotten.

"Das ist unser täglicher Leidensweg", klagt der Bauer Jean Gbando aus Ekonda in der Nordwestprovinz Equateur. Erschöpft kommt er mit einer Gruppe Männer und Frauen vom Feld. Sie balancieren prall gefüllte Säcke auf dem Kopf oder tragen schwere Körbe auf dem Rücken. "Es ist schwierig, unsere Produkte zu verkaufen, doch bis Mbandaka, die 220 Kilometer entfernte Provinzhauptstadt, kommen sie nie", stellt er fest.

Vor den gleichen Transportproblemen steht auch der Bauer Pierre Bolekaleka aus Ngene-ngene in der Provinz Orientale. Obwohl seine Gemeinde nur 20 Kilometer von der Provinzhautstadt Kisangani entfernt ist, beklagt auch er den Schaden durch unverkauftes, verdorbenes Obst und Gemüse wie Bananen und Bohnen, die in der Gegend tonnenweise geerntet werden.

Bei umfassenden Erkundigungen vor Ort erfuhr IPS, dass die mangelhafte Infrastruktur und die fehlenden Transportwege den kongolesischen Bauern landesweit zu schaffen machen. Nicht einmal der Wasserweg ist sicher. Im Februar ertranken im südwestlichen Lusanga zwei Menschen im Kwilu-Fluss. Ein Flusspferd hatte ihre mit Agrarprodukten beladene Pirogge zum Kentern gebracht.


Fahrrad als Lastenträger

Findige Bauern funktionieren ihr Fahrrad zu einem geländegängigen Fahrzeug um, mit dem kräftige Männer Lasten von bis zu 200 Kilo über längere Strecken transportieren können. Unter Einheimischen ist die Marke Eigenbau als 'System Kikweta' bekannt und soll bald auch in den Städten ihren Dienst tun. "Damit erreichen wir in ein bis zwei Monaten urbane Zentren wie Tshikapa, Loange oder Lac Match", berichtete der Bauer Raoul Nketano aus der Westprovinz Bandundu.

Die kongolesische Regierung hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren mit ausländischer Entwicklungshilfe vor allem aus China mehr als 1.000 Kilometer Hauptstraßen instand gesetzt. Die Transportprobleme der Bauern sind damit allerdings nicht beseitigt.

Das mit dem Unterhalt und Ausbau der Straßen in ländlichen Gebieten der DRC beauftragte belgische Entwicklungsprogramm hat festgestellt, dass 75 Prozent des Lkw-tauglichen Straßennetzes in einem schlechten Zustand sind. Der Zustand des übrigen Viertels wird als allenfalls mittelmäßig beschrieben.

Didier Muntukay, agrartechnischer Entwicklungshelfer, verweist auf die wirtschaftliche Bedeutung der kongolesischen Landwirtschaft. Die Welternährungsorganisation (FAO) hat in ihrem Perspektivbericht für den Kongo betont, dass der Agrarbereich durchschnittlich 38,33 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet und damit als zweitwichtigster Wirtschaftssektor hinter dem Bergbau rangiert. "Die Erzeugnisse der Kleinbauern machen mehr als 60 Prozent der Nahrungsmittelversorgung des Landes aus", heißt es in dem FAO-Bericht. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2011