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INTERNATIONAL/096: Simbabwe - Kleinbauern füllen die Kornkammern, nicht die Begünstigten der Landreform (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. August 2013

Simbabwe: Kleinbauern füllen die Kornkammern, nicht die Begünstigten der Landreform

von Misheck Rusere


Bild: © Misheck Rusere/IPS

Kleinbauern sind die Säulen der Landwirtschaft
Bild: © Misheck Rusere/IPS

Harare, 9. August (IPS) - Moses Chiengerere ist einer von Simbabwes hunderttausenden kleinen Maisbauern, die dafür sorgen, dass die Kornspeicher stets gefüllt sind. "Wenn ich mehr als zwei Tonnen Mais ernte, gebe ich die Überschüsse an die staatliche Getreide-Vermarktungs-Behörde ab", berichtet er. "Sie zahlt zwar nicht viel, doch profitiere ich in Dürrezeiten, wenn ich Getreide dazukaufen muss, von einer Sonderbehandlung."

Jedes Jahr nehmen die nationalen Getreidekammern 1,8 Millionen Tonnen Getreide auf. Fast alles stammt inzwischen aus der kleinbäuerlichen Produktion. Die kommerziellen Farmer hingegen, die mehrheitlich von der im Jahr 2000 gewaltsam durchgesetzten Landreform profitiert und die besten Agrarflächen erhalten hatten, steuern nur einen Bruchteil bei.

Im Zuge der umstrittenen Landreform hatten sich 300.000 Menschen das Land von 4.000 weißen Großfarmern angeeignet. Inzwischen besitzen sie Eigentumstitel für das besetzte Land. Doch wie der im Juli vom Nationalen Statistikamt veröffentlichten Studie 'National Poverty Income Consumption and Expenditure Survey' zu entnehmen ist, trugen sie im letzten Jahr gerade einmal 15,6 Prozent zu den nationalen Getreidereserven bei. 1994 hatten die weißen kommerziellen Bauern, die sechs bis 20 Hektar große Agrarflächen bewirtschafteten, die Kornkammern des Landes mit 2,1 Millionen Tonnen Mais gefüllt.


Sechs Millionen Kleinbauern

Auch wenn es keine offiziellen Angaben über die Zahl der kleinen Maisbauern gibt, der Simbabwische Bauernverband (ZFU) geht von sechs Millionen aus, die bis zu sechs Hektar große Parzellen bewirtschaften. Neben Mais fahren sie auch andere Getreidearten wie Sorghum und Hirse ein.

Den besonderen Beitrag der Kleinbauern zur Ernährungssicherheit ihres Landes führen Experten auf eine Vielzahl von Faktoren zurück. Die Kommerzialisierung der Getreideproduktion der Kleinbauern, die lange nur für den Eigenbedarf angebaut hatten, habe sich ausgezahlt, meint Sam Moyo vom Afrikanischen Institut für landwirtschaftliche Studien. Der Diversifizierung ihrer Produktion verdankten sie zudem höhere Erträge. "Dann haben Maßnahmen zur Modernisierung der Landwirtschaft, die Bereitstellung neuer Saaten und Düngemittel zum Produktionsanstieg geführt." Moyo zufolge können die Kleinbauern, die bis zu 70 Prozent der landesweiten Agrarflächen besetzen, jetzt sehr gut mit den kommerziellen Farmern mithalten.

Auch Ted Mandizha aus der Westprovinz Mashonaland produziert inzwischen Ernteüberschüsse für den Verkauf. Wie er berichtet, behält er jährlich 1,5 Tonnen Mais für sich und die Familie zurück. Der Rest geht an die Getreide-Marketing-Behörde.

Trotz geringerer Niederschläge kann er sich über reiche Ernten freuen. Mandizha führt dies auf den Einsatz schneller keimender und dürreresistenterer Saaten zurück. "Diese Sorten sind gerade im Zeitalter des Klimawandels von Vorteil", erläutert er. Er sät inzwischen auch viel früher aus. "Das ist nur ein Trick, um bessere Ernten zu erzielen. Wenn der Regen kommt, sind die Pflanzen, die bis dahin auf das Grundwasser zurückgreifen mussten, schon gut entwickelt."


Kommerzielle Bauern benachteiligt

Kleinbauern wie Mandizha werden staatlich subventioniert. Doch die kommerziellen Farmer sind weitgehend auf sich gestellt. Moyo zufolge sollte Simbabwe den sambischen Weg gehen und Agrar-Inputs subventionieren. Dort kostet ein 50-Kilo-Sack Dünger regulär um die 40 Dollar. Doch die Bauern zahlen nur ein Viertel. In Simbabwe hingegen wird der gleiche Sack Dünger zum Marktpreis von 35 bis 50 Dollar angeboten. So hohe Preise machten die Getreideproduktion unrentabel und veranlassten die kommerziellen Bauern zum Umstieg auf die Tabakindustrie oder Blumenzucht, meint Moyo.

ZFU-Direktor Paul Zakaria zufolge fehlen den kommerziellen Farmern die finanziellen Mittel, um einen großflächigen Anbau zu betreiben. "Um bewässern zu können, braucht man eine funktionierende Wasserpumpe, Strom - entweder Diesel oder Wasserkraft - und die finanziellen Kapazitäten. Wir alle wissen, dass die Menschen, die auf den kommerziellen Farmen angesiedelt wurden, diese Ressourcen gar nicht haben." (Ende/IPS/kb/2013)


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http://www.ipsnews.net/2013/07/smallholders-feed-a-nation-as-land-reform-fails/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2013