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INTERNATIONAL/107: Soja als Erfolgsmodell in Afrika? (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 371 - November 2013
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Soja als Erfolgsmodell in Afrika?
Brasilien und Japan wollen Landnutzungskonzept nach Mosambik übertragen

von Christine Weißenberg



Eigentlich hat Mosambik seit Ende der 90er Jahre ein sehr innovatives Landgesetz, das unter Beteiligung der Zivilgesellschaft entwickelt wurde: Zentraler Punkt ist, dass das Land zunächst Eigentum des mosambikanischen Staates ist - die lokalen Gemeinden aber aufgrund von Traditionen und bestehender Landnutzung Zugang und Kontrolle zu ihren Flächen haben. Dieses Recht zur Nutzung kann bei Interesse der Nutzer jederzeit in offizielle, registrierte Landtitel umgewandelt werden. Bei jeglicher Berührung der Interessen der ansässigen Bevölkerung durch geplante Veränderungen, muss ihnen das Recht zur Anhörung und zum Einspruch gewährt werden. So fasst der Mosambikaner Galisto Ribeiro die Grundlage für die Arbeit der Bauernorganisation ORAM (Ländliche Organisation zur gegenseitigen Unterstützung) auf portugiesisch, der mosambikanischen Amtssprache, zusammen. "Wir unterstützen Kleinbauern dabei ihre Landrechte wahrzunehmen", erklärt er. Denn die Regierung vergibt zunehmend Land an Investoren.


Ausverkauf von Land

Aktuell sorgt die Umsetzung des Projektes "ProSavana" im fruchtbaren Norden Mosambiks für Aufmerksamkeit, weil dafür bis zu sechs Mio. Hektar zur Verfügung gestellt werden sollen - und die Zivilbevölkerung bis zur Veröffentlichung des Masterplans im März 2013 in keinerlei Weise eingebunden oder über das Vorgehen informiert wurde. Es soll ein Entwicklungsprojekt wie sein Vorbild "ProCeder" in der brasilianischen Region Cerrado werden, wo in großem Stil Exportprodukte wie Soja, Baumwolle und Mais in Monokulturen eingeführt wurden. Die gleichen Unternehmen und offiziellen Stellen Brasiliens und Japans sind beteiligt, um bei ähnlichen klimatischen Verhältnissen Soja, Baumwolle, Mais und Maniok anzubauen. Die mosambikanische Regierung verspricht sich eine Modernisierung ihrer Landwirtschaft. Die Sicht von Carlos Ernesto Augustin, Präsident der Baumwollproduzenten im Cerrado, gibt die Zeitschrift weltsichten so wieder: "Mosambik ist ein Mato Grosso mitten in Afrika. Land kostet fast nichts, es gibt dort weniger Umweltauflagen und der Exportweg nach China ist kürzer." Organisationen wie ORAM sehen in dieser Art "Entwicklungsschub" keine Vorteile für die Bevölkerung, sondern befürchten Landvertreibungen, Armut und Umweltzerstörung. Vernetzt mit brasilianischen Kleinbauernbewegungen sowie zivilgesellschaftlichen Gruppen und Wissenschaftlern aus Japan wehren sie sich gegen den Top-Down Ansatz von ProSavana - und fordern die Unterstützung der lokalen bäuerlichen Landwirtschaft.

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 371 - November 2013, S. 17
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Februar 2014