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LANDWIRTSCHAFT/1358: Das Alpine Steinschaf, Rasse des Jahres 2009 (PROVIEH)


PROVIEH Heft 1 - März 2009
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Das Alpine Steinschaf
Rasse des Jahres 2009

Von Iris Weiland


Das Alpine Steinschaf ist als Ausgangsrasse der bayerischen Schafzucht ein Stück Agrargeschichte. Seine Wurzeln lassen sich bis zum neolithischen Torfschaf, dem Urhausschaf, zurück verfolgen. War es früher im ganzen Ostalpenraum verbreitet, findet man es heute nur noch selten in einigen inselartigen Restpopulationen: Heute leben im gesamten Alpenraum nur noch etwa 452 Tiere. Somit ist das Alpine Steinschaf extrem vom Aussterben bedroht.

Mit der Ernennung des Alpinen Steinschafes zur Rasse des Jahres 2009 stellt die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) das kleine, drahtige Hochgebirgsschaf in den Fokus der Öffentlichkeit. Von allen deutschen Schafrassen dürfte das Alpine Steinschaf die am stärksten bedrohte Rasse sein. Höchste Zeit also, dass sich noch mehr Menschen für den Erhalt dieser ursprünglichen Rasse einsetzen.

Auf der Suche nach Futter krakseln Steinschafe seit Jahrhunderten unermüdlich auf ihren feinen, aber kräftigen Klauen selbst an den steilsten Hanglagen, die für andere Nutztiere wie z.B. Rinder unzugänglich sind. Sie verhinderten so die Verbuschung und Verholzung der Steilhänge und verminderten dadurch die Lawinengefahr. Heute wachsen diese Steillagen langsam zu, da sich andere Schafrassen für diese Regionen nicht gut eignen.

Viel Mühe bereitete jedes Jahr vor dem Wintereinbruch das Sammeln und der Abtrieb dieser alpinen Kletterkünstler, die zudem deutlich weniger Fleisch liefern als ihre schwereren und weniger geländegängigen Kolleginnen, die weißen und braunen Bergschafe. Nur wenige Betriebe und Tierfreunde, meist außerhalb des Alpenraumes, haben sich des Erhalts dieser alten Haustierrasse angenommen. Jedoch ist eine neue Besiedlung der Alpen mit dieser besonders geeigneten Rasse angestrebt.

Die wenigen noch verbliebenen Züchter wissen die vergleichsweise hohe Milchleistung, gute Fruchtbarkeit und sehr guten Muttereigenschaften dieser anpassungsfähigen und frühreifen Rasse sehr zu schätzen. Für Mutterschafe wird ein Lebendgewicht von 45-60 kg, für Altböcke von 60-75 kg angestrebt. Aufgrund seiner Zutraulichkeit ist es gut geeignet für die Haltung in kleinen Beständen. Für einen gesicherten Rasseerhalt bedarf es jedoch weiterer Züchter, deren Engagement in Bayern mit einer staatliche Erhaltungsprämie von 20,- EUR je im Herdbuch eingetragenem Zuchttier unterstützt wird.

Immer wieder war es der Ausdauer und dem Engagement von Einzelnen zu verdanken, dass diese Rasse bis heute überleben konnte. Seit 1985 wurden Restbestände möglichst reinrassiger Einzeltiere von engagierten Züchtern aufgekauft und in kleinen Herden zusammengestellt. Im Rahmen einer Herdbuchzucht wurde gezielt der Erhalt der Rasse vorangetrieben. Seit 1992 wird die Alpine Steinschafzucht in Bayern staatlich gefördert, nachdem es ein Jahr vorher unter dem Namen Steinschaf als eigenständige Rasse anerkannt wurde. Im Jahr 2000 trafen sich die Züchter des Alpinen Steinschafes aus Österreich und Bayern und legten für die Rasse eine einheitliche Rassebeschreibung und Rassebezeichnung fest. Der Kontakt der Züchter intensivierte sich, so dass es 2004 zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Alpinen Steinschafzüchter kam. Seither findet auf dem jährlichen Treffen ein reger Austausch unter den engagierten Züchter statt.

Dass die Erhaltung der Steinschafe auch noch weitere Früchte trägt, zeigen Renate Aschauer, Nathalie Ketterle und Birgit Kessler-Prusko mit ihrer Projektidee zur Wollvermarktung. Nicht nur die Schafe schützen sich mit ihrem besonders dichten und fettreichen Vlies vor Kälte und dem Unbill alpiner Wetterlagen, auch der Mensch kann profitieren, geschützt und warm eingepackt in Troyer, Jacken, Mützen, Handschuhe und Socken aus der Wolle dieser Überlebenskünstler im Alpenraum. Wer es gerne gefilzt mag, erhält Einlegesohlen, Rucksäcke und Taschen aus der Wolle dieser farbenfrohen und vitalen Rasse.


Weitere Informationen unter www.alpinessteinschaf.de
und www.g-e-h.de.


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Quelle:
PROVIEH Heft 1, März 2009, Seite 27-28
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen
tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
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PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2009