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LANDWIRTSCHAFT/1514: Gesunde Tiere dank frischer Luft, Auslauf und Stroh (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 353 - März 2012
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Gesunde Tiere dank frischer Luft, Auslauf und Stroh
Artgerechte Tierhaltung spricht für sich selbst

von Claudia Schievelbein



"Antibiotika sind bei uns kein Thema", sagt Neuland-Bauer Martin Steinmann so dahin. Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, wirkt vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen fast wie eine Provokation. Steinmann hat 350 Mastschweineplätze und 1.500 Legehennen und wird von so manchem ganz konventionellen Berufskollegen vielleicht auch als Romantiker abgetan. Aber dafür muss er nicht in immer kürzeren Zeitabständen hektische Erklärungen abgeben, wie die Vertreter des Bauernverbandes. "Die Haltungsbedingungen in unseren modernen Ställen sind im Hinblick auf Hygiene und Tierschutz immer besser geworden", sagt Schleswig-Holsteins Verbandspräsident Werner Schwarz, "Wir tun, was wir können." Offensichtlich nicht genug angesichts der Eröffnungen des Magazins Stern, dass jede vierte Schweinefleischprobe mit krankheitserregenden Keimen belastet ist. Da hilft auch nicht, dass Statistiker nachweisen konnten, dass nicht fast jedes (90 Prozent), sondern "nur" fast jedes Masthähnchen (70 Prozent) in NRW mit Antibiotika behandelt wird. Auffällige Betriebe sollen nun noch genauer kontrolliert werden, geht es nach Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Tierärzte und Wissenschaftler auf dem Kongress "Hohe Tiergesundheit bei minimalem Antibiotikaeinsatz" an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) waren sich einig, dass "bei der angestrebten Reduzierung des Antibiotikaverbrauchs in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nur Konzepte erfolgversprechend sein können, die verbesserte Haltungsbedingungen zum Ziel haben, wozu unter anderem eine gute Impfprophylaxe, eine verbesserte Hygiene, ein gutes Betriebsmanagement oder die Anpassung der klimatischen Verhältnisse im Stall gehören."


Knöpfe drücken

"Frische Luft, der Wechsel von drinnen und draußen, Stroh, mehr Platz", sagt Martin Steinmann schon immer und das klingt so einfach gegenüber der Wissenschaft. Dabei sagt er auch, dass das Gelingen einer artgerechten Haltung wie bei Neuland stärker als in der konventionellen Tierhaltung vom Auge des Betriebsleiters abhänge. Konventionelle Tierhaltung habe etwas vom Baukasten, vieles ist vorgegeben, das Stallbausystem, die Futtermischung "ein paar Knöpfe drücken und das läuft". Oder eben auch nicht, dann muss korrigiert werden, erst mit Medikamenten, wenn das gesellschaftlich nicht mehr tragbar ist, mit der Suche nach Neuem. "Die Großen bewegen sich alle", sagt AbLer und Grünen-Agrarpolitiker Friedrich Ostendorff, "müssen sie ja, so wie Wiesenhof mit seinem Mastgeflügel-Privathof: etwas mehr Platz, langsamer wachsend, Wintergartenauslauf." In der Vergangenheit fanden solche etwas besseren Standards allerdings nur wenig Käufer. Der gemeine Verbraucher ist eben doch zu misstrauisch oder geizig oder beides? Neuland konnte sich vielleicht deshalb etablieren, weil es noch strenger auf artgerechte Tierhaltung setzt und das mit bäuerlicher Landwirtschaft verbindet. Hier wird sie gelebt, nicht nur davon geredet, wie der Bauernverband es gerne tut: DBV-Präsident Gerd Sonnleitner unterstrich jüngst, dass "wir ganz im Gegensatz zu den ständigen Vorwürfen keine industrialisierte Massentierhaltung haben".

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 353 - März 2012, S. 13
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2012