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VERBAND/1493: Milchbäuerinnen im Kanzleramt (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 3. Juni 2009

Milchbäuerinnen im Kanzleramt

Deutscher LandFrauenverband stellt größte Delegation


Der Deutsche Bauernverband (DBV) begrüßte das am 29. Mai 2009 stattgefundene Gespräch von Bäuerinnen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesagrarministerin Ilse Aigner über die aktuelle Lage der Landwirtschaft und ihrer mittelständischen Betriebe. Die Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes, Brigitte Scherb, und die Brandenburger LandFrauenpräsidentin, Jutta Quoos, an der Spitze haben mit Bäuerinnen des Deutschen Bauernverbandes ihre betriebliche, unternehmerische und familiäre Betroffenheit der Bundeskanzlerin geschildert und Lösungsvorschläge zur Überwindung der Marktkrise vorgestellt.


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Vorschlagskatalog des Deutschen LandFrauenverbandes zum Gespräch der Milchbäuerinnen im Kanzleramt

- Landwirtschaftliche Erzeugnisse müssen mehr Wertschätzung durch die Verbraucher erfahren:

Voraussetzungen sind hierfür:


1. Wissen über Ernährung fördern

1.1 Finanzielle Sicherung der Verbraucheraufklärung im Bereich Ernährungsbildung: Durch die Liquidation der CMA ist die Finanzierung zahlreicher Erfolgsprojekte der LandFrauen im Bereich der Ernährungsaufklärung in Gefahr. Diese Lücke muss geschlossen werden. Neue Impulse sind gerade für den Erzeuger-Verbraucher-Dialog unerlässlich

1.2 Hauswirtschaft als Alltagskompetenz stärken: Der Forderung der LandFrauen nach Integration von hauswirtschaftlicher Bildung in die Lehrpläne eröffnen sich durch die Einführung von Ganztagsschulen neue Perspektiven. Positive Willensbekundungen der Politiker sind quer durch die Parteien zu verzeichnen


2. Verbesserung der Transparenz beim Einkauf

2.1 regionale Produkte stärken durch transparentere Herkunftskennzeichnungen und durch die Entwicklung von Kriterien für "regional" (derzeit ist der Begriff "regional/regionale Lebensmittel" nicht eindeutig definiert), um Kaufentscheidungen zu erleichtern

2.2 Informationskampagne zu Analogkäse und Co (von BM Aigner im Rahmen der Kundgebung des DBV am 25. Mai 2009 angekündigt)

- Kampagne zur Aufwertung von Grundnahrungsmitteln gegenüber mit Funktionen überfrachteten Designerprodukten.

- Appell der Politik für eine Allianz Erzeuger-Verbraucher nach französischem Vorbild, Schluss mit der Geiz-ist-geil-Mentalität bei Lebensmitteln: Lebensmittel sind Mittel zum Leben!

- Verantwortung muss sich als Grundprinzip durch die gesamte Lebensmittelkette ziehen. Insbesondere Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel dürfen sich ihrer Verantwortung nicht länger entziehen. So muss sich etwa die deutsche Molkereiwirtschaft reorganisieren und neu ausrichten (Gründung von Vertriebs- und Einkaufsgemeinschaften).

- Forderung nach einer erneuten Änderung der Rezepturen: Es muss wieder Milch beispielsweise ins Speiseeis. Der erstklassige Produktstandard deutscher Erzeugnisse muss beibehalten werden. Die Forderung nach einem Reinheitsgebot für Milchprodukte ähnlich wie beim Bier sollte geprüft werden.

- Promotion für Milchprodukte:

1.) Positive Erkenntnisse aus den Untersuchungen des BMELV zur Schulmilch nutzen, um das Angebot für Schulmilch an Schulen zu stärken. Die LandFrauen begleiten seit Jahren die Schulmilch mit Informationen rund um gesunde Ernährung. Dieses Erfolgskonzept muss gestärkt werden.
2.) Begleitend könnte das EU-Schulmilchprogramm entbürokratisiert werden, damit der Mittelabruf forciert werden kann.
3.) Daneben muss auch der private Konsum der Milch durch Begleitmaßnahmen angekurbelt werden vergleichbar derer in den USA (siehe www.gotmilk.com).

- Exportförderung: Nach dem Wegfall der CMA muss auch hier die entstandene Lücke geschlossen werden. Ein schlagkräftiges Exportmarketing gilt es jetzt zu entwickeln und aufzubauen.

- Bäuerinnen und Bauern bei der Einkommenskombination stärken: Die Einkommenskombination spielt gerade in der Landwirtschaft eine große Rolle. Oft kann dies jedoch nur über eine Selbstständigkeit erfolgen. Das derzeitige System der sozialen Sicherung stellt Solo- und Teilzeitselbstständige aber schlechter, so dass sich eine solche Selbstständigkeit außerhalb der Landwirtschaft nicht rechnet. Die sozialen Sicherungssysteme müssen den Herausforderungen angepasst werden und flexible Einkommenskombinationen (Mix) als Weg aus der Krise müssen gefördert werden.

- Die wirtschaftliche Stärkung des ländlichen Raums mit der regionalen Wirtschaftsförderung verzahnen. Dazu gehört die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe unter Einschluss der bäuerlichen Betriebe (z.B. als Dienstleister für Kommune/Betriebe - Winterdienst, Gartenarbeiten, Catering). Für Nebenerwerbslandwirte und Frauen/Männer in Erwerbskombinationen können flexible Arbeitsformen und -zeiten zum gegenseitigen Vorteil der Wirtschaftspartner in der Region kreiert und getestet werden. Über einen Wettbewerb "Bauernfreundlichster Betrieb Deutschlands" könnten neue Ideen für regionale Kooperationen gefunden werden, die den bäuerlichen Familien helfen, Wege aus der Krise zu finden.

Deutscher LandFrauenverband e. V. (dlv)
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Internet www.LandFrauen.info


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Quelle:
Pressemitteilung vom 3. Juni 2009
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2009