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ASYL/1455: Integrationsgipfel - Deutschland muss die Weichen zur Aufnahme und Integration von Flüchtlingen stellen (Pro Asyl)


Pro Asyl - Pressemitteilung vom 2. März 2020

PRO ASYL zum heutigen Integrationsgipfel

Deutschland muss die Weichen zur Aufnahme und Integration von Flüchtlingen stellen


Anlässlich des heutigen Integrationsgipfels im Kanzleramt fordert PRO ASYL, dass sich Deutschland auf die weitere Aufnahme von Schutzsuchenden einstellt, Integrationsmaßnahmen plant und Flüchtlinge aus Griechenland aufnimmt.

Wir können und wir sollten eine erhebliche Zahl von Geflüchteten aufnehmen, die heute in Elendslagern auf den griechischen Inseln und an anderen Orten der europäischen Außengrenze verzweifeln - nicht zuletzt unbegleitete Minderjährige und Familienangehörige von in Deutschland lebenden Angehörigen.

Es ist ein Irrtum, zu denken, dass man gegenüber Flüchtlingen die Grenzen schließt, rassistischen Stimmen nachgibt, eine Gesetzesverschärfung nach der anderen auf den Weg bringt und gleichzeitig Hochqualifizierte mit offenen Armen empfangen kann.

PRO ASYL verweist darauf, dass die Aufnahme der Flüchtlinge seit 2015 eine Erfolgsgeschichte ist:

85 Prozent aller Geflüchteten haben mittlerweile an Sprachkursen teilgenommen. Ihre Integration in den Arbeitsmarkt geht schneller als gedacht. Nach fünf Jahren hat fast jede*r zweite Geflüchtete in Deutschland Arbeit, die Hälfte von ihnen als Fachkraft. Jedes Semester immatrikulieren sich mehrere Tausend Geflüchtete an deutschen Hochschulen und Universitäten. Allein im Wintersemester 2018/19 waren es 3.788, 18-mal so viele wie im Wintersemester 2015/16 - Tendenz weiter steigend. 130.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche kamen zwischen Januar 2015 und März 2018 neu in Schulen (Quelle: ZEIT).

Und bei alledem wurde deutlich weniger ausgegeben als geplant. 2015 schätzten Expert*innen des Instituts für Weltwirtschaft, dass die Integration der Flüchtlinge mindestens 20 Milliarden Euro jährlich kosten wird. Der damalige Finanzminister Schäuble erwägte sogar eine zusätzliche Benzinsteuer, um die »Flüchtlingskrise« zu bewältigen. Fakt ist: Die tatsächlichen Inlandsausgaben des Bundes beliefen sich im Jahr 2018 auf rund 7,5 Milliarden Euro - und sie kamen auch anderen Bevölkerungsgruppen, also nicht nur Geflüchteten zugute. Und die von der Bundesregierung gebildete Flüchtlingsrücklage in Höhe von mittlerweile 35 Milliarden Euro wurde bisher nicht angetastet.

Das alles macht deutlich: Ökonomisch können wir uns die Aufnahme Schutz suchender Menschen sehr wohl leisten. Und gesellschaftlich zahlt sie sich aus. Auch deshalb sagen wir:

Heute stehen in den Kommunen viele Flüchtlingsunterkünfte leer, andere könnten kurzfristig reaktiviert werden. Es gibt hinreichend Ressourcen, Kapazitäten und Kompetenzen in Deutschland, um weitere Flüchtlinge aufzunehmen und unserer internationalen Verantwortung für den Flüchtlingsschutz nachzukommen.

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Quelle:
Pro Asyl - Pressemitteilung vom 2. März 2020
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2020

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