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BUCHTIP/036: Trauma in Kurdistan-Irak - Die überlebenden Frauen der "Anfal-Operation" (idw)


Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. (GWZ) - 25.03.2015

Trauma in Kurdistan-Irak: Die überlebenden Frauen der "Anfal-Operation"


Der brutale Vormarsch der IS-Milizen hat die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit erneut auf den Irak gelenkt und die seit langem brodelnden Konflikte zwischen verschiedenen Volks- und Konfessionsgruppen im Land aufgezeigt. Diese Konflikte sind nicht allein auf die ethnisch-religiöse Spaltungspolitik der letzten Jahre nach der US-Invasion von 2003 zurückzuführen, sondern sind auch das Erbe der Baath-Diktatur. Mit der genozidalen "Anfal-Operation" untersucht Karin Mlodoch in ihrem neuen Buch eine Facette dieser Diktatur und ihrer psychologischen Auswirkungen. Karin Mlodoch war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berliner Zentrum Moderner Orient und steht für Interviews bereit.


1988 ereignete sich eines der grausamsten Verbrechen des Baath-Regimes unter Saddam Hussein gegen die kurdische Bevölkerung im Irak: Innerhalb weniger Monate wurden im Zuge der so genannten "Anfal-Operation" tausende kurdische Dörfer zerstört und bis zu 182.000 Menschen verschleppt und ermordet; weitere Zehntausende wurden vertrieben und zwangsumgesiedelt. Auf Grundlage ihrer langjährigen Arbeit als Psychologin mit traumatisierten Frauen aus der Germyan-Region im Nordirak untersucht Karin Mlodoch in ihrer neuen Publikation "The Limits of Trauma Discourse: Women Anfal Survivors in Kurdistan-Iraq" die psychologische Situation und Bewältigungsstrategien von jenen Frauen, die diesen Genozid gegen die kurdische Bevölkerung überlebt haben.

Über einen langen Zeitraum, der sich über zwanzig Jahre bis heute erstreckt, dokumentiert Mlodoch hier den Kampf dieser Frauen um Wahrheit, Anerkennung und Gerechtigkeit und weist auf ihre Konflikte mit dem kurdisch-nationalen Diskurs um die Opferrolle der Kurden und den Strategien der irakischen Regierung zur Vergangenheitsbewältigung hin. Mit ihrem Buch liefert Mlodoch einen interdisziplinären Ansatz, der die Psychotraumatologie mit der Erforschung des Zusammenspiels von Gegenwart und Vergangenheit in soziokulturellen Kontexten und Debatten um soziopolitischen Wiederaufbau in Gesellschaften mit einer Konfliktvergangenheit verbindet.

Karin Mlodoch ist Psychologin und Mitbegründerin des gemeinnützigen entwicklungspolitischen Vereins HAUKARI mit dem Arbeitsschwerpunkt Irak und Kurdistan-Irak. Von 2008 bis 2011 war Karin Mlodoch wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum Moderner Orient. Im Rahmen ihrer Tätigkeit reist sie in regelmäßigen Abständen in den Irak.


Weitere Informationen unter:
http://www.zmo.de
http://www.haukari.de
http://www.klaus-schwarz-verlag.com/index.php?title=Karin+Mlodoch%3A+The+Limits+of+Trauma+Discourse&art_no=STUDIEN34

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution717

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. (GWZ),
Yasser Mehanna, 25.03.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2015

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