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MILITÄR/908: Rüstung - "Plug and Play", NATO setzt auf smarte Waffensysteme (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Februar 2012

Rüstung: 'Plug and Play' - NATO setzt auf smarte Waffensysteme

von Ronald Joshua


München, 6. Februar (IPS/IDN*) - In finanziell schwierigen Zeiten setzt die NATO auf die Entwicklung einer 'smarten' Brückentechnologie, die die Verwendung unterschiedlicher Typen und Generationen von Waffensystemen ermöglichen soll. Die Bedeutung eines solchen 'Plug-and-Play'-Ansatzes hat der NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen auf der soeben zu Ende gegangenen 48. Münchner Sicherheitskonferenz betont.

"Mein eigenes Land Dänemark verwendet F-16-Flugzeuge aus den USA", sagte der NATO-Chef vor einer Gruppe von zehn Staatschefs und 40 Verteidigungsministern am 4. Februar. "Doch beim NATO geführten Libyeneinsatz wurde klar, dass die Flieger mit französischer Munition nicht kompatibel waren. Nun wird ein Munitionsadapter getestet, der das Problem aus der Welt schaffen soll."

Rasmussen zufolge verfolgt die NATO bereits diesen Plug-and-Play-Ansatz, der durch eine Verbindung unterschiedliche Typen und Generationen an Rüstungsgütern zusammenbringen soll. So verbinde die Raketenabwehr bereits US-amerikanische und europäische Systeme zu einem einzigen NATO-System. Die Kosten für die Entwicklung eines solchen 'Adapters' seien niedriger als die Entwicklung neuer kompatibler Rüstungsgüter. "Manchmal ist dies der beste Weg, um mit möglichst geringen Kosten maximale Sicherheit zu erreichen."

US-Verteidigungsminister Leon E. Panetta warnte jedoch in München davor, im Zuge der 'smarten' NATO-Verteidigungsstrategie weiter zu sparen. Sowohl der Nordatlantik-Pakt als auch die USA müssten in der Lage sein, auf globale Bedrohungen angemessen reagieren zu können. "Ansätze wie die smarte Verteidigung können uns zwar helfen, sinnvoll zu sparen. Sie dürfen aber keine Entschuldigung für weitere Haushaltskürzungen werden", sagte er.

Mit Blick auf den NATO-Gipfel in Chicago im Mai betonte Panetta, die smarte Verteidigung müsse Teil eines langfristigen Plans sein, bis 2020 in eine vollends ausgebildete und ausgerüstete NATO-Streitmacht zu investieren, "die auf jede Bedrohung reagieren und unsere gemeinsamen Interessen verteidigen kann".


Neue NATO-Strategie empfohlen

Angesichts der Entscheidung des US-Kongresses, die US-Verteidigungsausgaben im nächsten Jahrzehnt um 487 Milliarden Dollar zu kürzen, betonte Panetta die Notwendigkeit einer neuen Strategie zugunsten einer kleineren aber fähigen Streitmacht mit einer globalen Präsenz und Reaktionsfähigkeit, die gegebenenfalls auf Herausforderungen im Cyber- und Weltraum reagieren könne und auf die Region Asien und Nahost ausgerichtet sei.

Panetta vertrat ferner die Ansicht, dass die strategischen und finanziellen Realitäten der NATO die Gelegenheit geben, eine US-amerikanische Allianz aufzubauen, die den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht werde.

Dass es die USA ernst mit ihrer Partnerschaft meinten, beweise die Stationierung von Raketen in Rumänien und Polen und die Bereitstellung von vier Kriegsschiffen am spanischen Stützpunkt Rota, sagte der US-Verteidigungsminister. Ferner werde sich Washington am NATO-Bodenüberwachungssystem beteiligen, das aus fünf unbenannten Global Hawk-Aufklärungsflugzeugen und Bodenkontrollequipment besteht, auf das sich die NATO-Verteidigungsminister auf ihren Treffen am 2. und 3. Februar verständigt hatten.


10.000 US-Soldaten aus Europa abberufen

Nach US-Angaben wird die US-Armee in Europa allerdings von rund 47.000 auf 37.000 Mann abgespeckt. Zusammen mit den Angehörigen der US-Luftflotte und Marine sind in Europa 80.000 US-Soldaten stationiert. Nirgendwo sonst auf der Welt außerhalb der USA sind Panetta zufolge mehr Armeesoldaten abgestellt als in Europa.

NATO-Generalsekretär Rasmussen nannte die euro-atlantische Sicherheit einen Meilenstein der globalen Sicherheit. Wie er betonte, konnten in den letzten zweieinhalb Jahren Fortschritte erzielt werden, was die Beziehung der NATO zu Russland angeht. Bisher allerdings sei das Potenzial bei weitem nicht ausgeschöpft. Doch werde eine erfolgreiche Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr Spannungen abbauen. (Ende/IPS/kb/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2012