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WISSENSCHAFT/932: Wissenschaftsrat - Ergebnisse der Frühjahrssitzungen, 27. und 28.05.2009 (idw)


Wissenschaftsrat - 29.05.2009

Wissenschaftsrat:
Ergebnisse der Frühjahrssitzungen in Saarbrücken (27. und 28. Mai 2009)


Die wehrmedizinischen Einrichtungen, die dem Bundesminister der Verteidigung unterstehen, erbringen unverzichtbare Leistungen, um gesundheitliche Risiken der Soldatinnen und Soldaten frühzeitig erkennen und geeignete Sicherheits- und Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Das ergab die jüngste Evaluierung von fünf wehrmedizinischen Einrichtungen der Bundesressortforschung. Hinsichtlich der Qualität der vorgefundenen Forschungs- und Entwicklungsleistungen in den einzelnen Einrichtungen ergibt sich ein differenziertes Bild, zum Teil sieht der Wissenschaftsrat einen erheblichen strukturellen Anpassungsbedarf.

Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, erfüllt im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit verschiedene Serviceleistungen für das deutsche Gesundheitswesen. Während die Tätigkeit auf dem Gebiet der medizinischen Klassifikationen insgesamt gut und mit dem nötigen Sachverstand erfüllt wird, fehlt insbesondere den Arbeiten zur Bewertung medizinischer Verfahren und Technologien (so genannte Health Technology Assessments, HTA) eine entsprechende Anbindung an aktuelle wissenschaftliche Diskussionen in der Fachwelt. Falls das DIMDI auch künftig als Einrichtung ohne F&E-Aufgaben fortgeführt werden soll, empfiehlt der Wissenschaftsrat die Streichung des Instituts aus der Liste der Ressortforschungseinrichtungen.

Positiv bewertet hat der Wissenschaftsrat die Entwicklung des Akademienprogramms, für das er im Jahr 2004 eine tiefgreifende Reform empfohlen hatte. So wurden unter anderem die Antragsverfahren für Forschende, die nicht Mitglied einer Akademie sind, geöffnet und die Evaluationsverfahren an gängige Standards angepasst. Die Laufzeiten der Vorhaben wurden überprüft und teilweise verkürzt, Neuvorhaben von vornherein auf 25 Jahre begrenzt. Das Akademienprogramm ist ein von Bund und Ländern finanziertes und von der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften getragenes Förderinstrument für langfristige Forschungsprojekte insbesondere in den Geisteswissenschaften.

Empfohlen hat der Wissenschaftsrat den Bau eines multidisziplinären, technisch hoch avancierten, global operierenden Tiefseeforschungsschiffs, mit dem international und interdisziplinär besetzte Expeditionen durchgeführt werden können. Das Nachfolgeprojekt für das 2010 planmäßig aus dem Dienst scheidende Tiefseeforschungsschiff "Sonne" wird in absehbarer Zukunft das einzige europäische Forschungsschiff sein, das permanent im Indischen und Pazifischen Ozean zum Einsatz kommt und dort regelmäßig Forschung betreibt. Im Jahr 2013 soll die neue Forschungsplattform an die Wissenschaft übergeben werden.

In seinen diesjährigen Empfehlungen zur Förderung von Forschungsbauten hat sich der Wissenschaftsrat für die Aufnahme von 18 Forschungsbauten mit Gesamtkosten von insgesamt 436,2 Millionen Euro in die Förderung ausgesprochen. In den neuen Forschungsbauten werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einer breiten Palette von gesellschaftlich aktuellen und wissenschaftlich relevanten Fragestellungen forschen können: Die Themen reichen von Aspekten kultureller Transformationsprozesse über die Krebsforschung bis hin zu der Entwicklung neuer Materialien und Fragen der Energie- und Kraftfahrzeugtechnik.

Im Rahmen der institutionellen Akkreditierung nichtstaatlicher Hochschulen hat der Wissenschaftsrat seine vierzigste und einundvierzigste Stellungnahme verabschiedet. Beide Einrichtungen sind in Hamburg angesiedelt und erhielten eine Akkreditierung für fünf Jahre.

Die 2004 gegründete Hamburg School of Business Administration (HSBA) hat sich in kurzer Zeit einen guten Ruf in der Wirtschaft der Region Hamburg erarbeitet. Sie bietet duale Studiengänge im Gebiet "Business Administration" sowie das auf die maritime Wirtschaft zugeschnittene Programm "Shipping and Ship Finance" an. Die von der Handelskammer Hamburg getragene HSBA überzeugt durch ein stringentes Leitbild, ein klares Profil, ein durchdachtes Qualitätsmanagement und eine gute internationale Vernetzung.

Die AMD Akademie Mode & Design mit Hauptsitz in Hamburg und Dependancen in Berlin, Düsseldorf und München bietet interdisziplinäre Bachelor-Studiengänge mit künstlerisch-gestalterischer und branchenspezifischer betriebswirtschaftlicher Ausrichtung an. Sie bewältigt überzeugend die schwierige Aufgabe, sich im laufenden Betrieb aus einer fast zwanzig Jahre bestehenden Berufsfachschule in eine Hochschule umzuwandeln.


Hinweis: Die Empfehlungen und Stellungnahmen werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution415


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Wissenschaftsrat:
Wehrmedizinische Forschung unverzichtbar für Bundeswehr

Der Wissenschaftsrat hat auf seinen Frühjahrssitzungen (27.-28. Mai 2009) in Saarbrücken Stellungnahmen zu insgesamt fünf wehrmedizinischen Einrichtungen der Bundesressortforschung verabschiedet. Außerdem hat er eine Stellungnahme zum Deutschen Institut für Medizinische Information und Dokumentation (DIMDI) in der Zuständigkeit des Bundesgesundheitsministeriums beraten und verabschiedet.

"Die wehrmedizinischen Einrichtungen, die dem Bundesminister der Verteidigung unterstehen, erbringen unverzichtbare Leistungen, um gesundheitliche Risiken der Soldatinnen und Soldaten frühzeitig erkennen und geeignete Sicherheits- und Schutzmaßnahmen ergreifen zu können", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider. "Dies ist umso wichtiger, als sich die wehrmedizinischen Anforderungen durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr erheblich verändert haben." Hinsichtlich der Qualität der vorgefundenen Forschungs- und Entwicklungsleistungen in den einzelnen Einrichtungen ergibt sich ein differenziertes Bild, zum Teil sieht der Wissenschaftsrat aber einen erheblichen strukturellen Anpassungsbedarf. Im Einzelnen kommt der Wissenschaftsrat zu folgenden Einschätzungen und Empfehlungen:

Das Institut für den Medizinischen Arbeits- und Umweltschutz, Berlin, hat die wichtige Aufgabe, Maßnahmen zur Vorbeugung, Erkennung und Therapie von arbeits- und umweltbedingten Gesundheitsstörungen zu erforschen und zu entwickeln, mit denen Soldatinnen und Soldaten insbesondere im Einsatz konfrontiert sind. Die hierfür erforderlichen Forschungsleistungen werden allerdings im Institut nicht in der gebotenen Qualität und im notwendigen Umfang erbracht. Daher bittet der Wissenschaftsrat das Verteidigungsministerium zu prüfen, ob die Aufgaben des Instituts auf andere Forschungseinrichtungen der Bundeswehr - etwa die wehrmedizinischen Institute in München und Koblenz - übertragen werden können.

Hinweis: Die "Stellungnahme zum Institut für den Medizinischen Arbeits- und Umweltschutz der Bundeswehr, Berlin" (Drs. 9136-09) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


Als Einrichtung der Gesundheitsförderung und Prävention in der Bundeswehr hat die Laborabteilung IV "Wehrmedizinische Ergonomie und Leistungsphysiologie" des Zentralen Instituts des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Koblenz Vorbildcharakter: Sie erbringt mit sehr engagiertem Personal und einem wissenschaftlich ausgewiesenen Leiter überzeugende Arbeit zur Optimierung der Leistung der Bundeswehr und lässt eine positive Weiterentwicklung erwarten. Besonders zu würdigen ist der aktiv vorangetriebene zivil-militärische Verbund zur Förderung des Wissenstransfers und der Zusammenarbeit, der für beide Seiten befruchtend wirkt. Der Wissenschaftsrat unterstützt für die weitere Entwicklung ausdrücklich bestehende Überlegungen des Bundesministeriums für Verteidigung (BMVg), die Laborabteilung zu einem eigenen Institut auszubauen.

Hinweis: Die "Stellungnahme zur Laborabteilung IV "Wehrmedizinische Ergonomie und Leistungsphysiologie" des Zentralen Instituts des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Koblenz" (Drs. 9137-09) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


Das Sportmedizinische Institut der Bundeswehr, Warendorf, liefert gute und wichtige bewegungs- und ernährungsmedizinische Serviceleistungen für die Bundeswehr (Untersuchung, Beratung, Therapie, Rehabilitation). Allerdings: "Die wenigen wissenschaftlichen Beschäftigten des Instituts sind durch diese Serviceleistungen weitgehend ausgelastet", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider, "mit der Konsequenz, dass die ebenfalls vorgesehenen Forschungsarbeiten in nur geringem Umfang und in nicht befriedigender Qualität stattfinden." Der Wissenschaftsrat empfiehlt daher eine Konzentration auf die medizinischen Serviceleistungen. Die für das Ressort im bewegungs- bzw. ernährungsmedizinischen Bereich erforderlichen Forschungsleistungen sollten der Laborabteilung IV in Koblenz übertragen werden, wo entsprechende Expertise bereits vorhanden ist.

Hinweis: Die "Stellungnahme zum Sportmedizinischen Institut der Bundeswehr, Warendorf" (Drs. 9138-09) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


Die beiden Institute für den medizinischen A- und C-Schutz der Bundeswehr in München - das Institut für Radiobiologie sowie das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr -, die sich vor allem mit dem Schutz vor bzw. der Behandlung von Gesundheitsschäden durch chemische Kampfstoffe und durch schädliche Strahlung befassen, konnten insgesamt überzeugen. Der Wissenschaftsrat betont, dass diese Institute sich nicht nur durch sehr gute Auftragserfüllung mit einem hohen Anteil eigener Forschung auszeichnen, sondern insbesondere durch eine nationale Alleinstellung ihrer Forschungsthemen und Forschungsmöglichkeiten: "Hier wird Forschung betrieben, die sich überwiegend auf Notfälle und Katastrophenszenarien, also auf - glücklicherweise - höchst seltene Ereignisse bezieht, und daher für viele Forschungseinrichtungen oder auch die Industrie wenig reizvoll ist. Da aber sowohl das Militär wie auch die Zivilbevölkerung von solchen Ereignissen betroffen sein können, ist diese Forschung ausgesprochen wichtig", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider. Eine noch stärkere Öffnung der Einrichtungen zur nationalen akademischen Forschung sei daher wünschenswert.

Hinweis: Die "Stellungnahme zum Institut für Radiobiologie der Bundeswehr, München" (Drs. 9135-09) und die "Stellungnahme zum Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München" (Drs. 9134-09) werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, erfüllt im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit verschiedene Serviceleistungen für das deutsche Gesundheitswesen. Während die Tätigkeit auf dem Gebiet der medizinischen Klassifikationen insgesamt gut und mit dem nötigen Sachverstand erfüllt wird, fehlt insbesondere den Arbeiten zur Bewertung medizinischer Verfahren und Technologien (so genannte Health Technology Assessments, HTA) eine entsprechende Anbindung an aktuelle wissenschaftliche Diskussionen in der Fachwelt. Deshalb wird das Bundesministerium für Gesundheit gebeten zu prüfen, ob die Aufgabe der HTA-Berichterstattung künftig durch eine andere Institution wahrgenommen werden kann.

Das DIMDI führt faktisch keine eigene Forschung durch. Falls das DIMDI auch künftig als Einrichtung ohne F&E-Aufgaben fortgeführt werden soll, empfiehlt der Wissenschaftsrat die Streichung des Instituts aus der Liste der Ressortforschungseinrichtungen.

Hinweis: Die "Stellungnahme zum Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln" (Drs. 9139-09) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


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Wissenschaftsrat:
Reform des Akademienprogramms zeigt positive Wirkungen

Positiv bewertet hat der Wissenschaftsrat die Entwicklung des Akademienprogramms, für das er im Jahr 2004 eine tiefgreifende Reform empfohlen hatte. "Die Union der Akademien hat die damaligen Empfehlungen des Wissenschaftsrates weitestgehend umgesetzt. Die vorgenommenen Struktur- und Verfahrensänderungen hatten und haben sehr positive Effekte, insbesondere für die inhaltliche Modernisierung des Programms und seine Anbindung an die aktuelle geisteswissenschaftliche Forschung, aber auch für die Qualitätssicherung", fasst der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider, die Ergebnisse der aktuellen Bewertung zusammen. So wurden unter anderem die Antragsverfahren für Forschende, die nicht Mitglied einer Akademie sind, geöffnet und die Evaluationsverfahren an gängige Standards angepasst. Die Laufzeiten der Vorhaben wurden überprüft und teilweise verkürzt, Neuvorhaben von vornherein auf 25 Jahre begrenzt. Das Akademienprogramm ist ein von Bund und Ländern finanziertes und von der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften getragenes Förderinstrument für langfristige Forschungsprojekte insbesondere in den Geisteswissenschaften. Seine zentrale Funktion ist die Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung kultureller Überlieferung.

Der positiven Entwicklung des Programms sollten die Zuwendungsgeber durch eine langfristig verlässliche finanzielle Mittelzuweisung Rechnung tragen. Außerdem sollten Fördermittel des Akademienprogramms künftig bei Projektleitenden, die an einer Universität tätig sind, wie Drittmittel in der leistungsbezogenen Mittelvergabe honoriert werden.

"Größere Aufmerksamkeit muss künftig der Weiterqualifizierung der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vorhaben des Akademienprogramms gewidmet werden", fordert Strohschneider. "Die Union der Akademien sollte ein Konzept hierfür entwickeln, um den notwendiger Weise oftmals hoch spezialisierten Beschäftigten eine Qualifizierung auch für Tätigkeiten außerhalb des Akademienprogramms zu ermöglichen." Bei positiver Bewertung dieses Konzepts sollten die Zuwendungsgeber für die Umsetzung Mittel in angemessener Höhe bereitstellen. Ein projektspezifisches Konzept zur Weiterqualifizierung des wissenschaftlichen Personals sollte künftig eine Fördervoraussetzung sein.

Eine große Herausforderung besteht in der digitalen Aufbereitung der Daten und Ergebnisse aus den Vorhaben und deren langfristiger Archivierung und Zugänglichkeit. Sie wird nur durch ein systematisches Vorgehen der Union in langfristiger Kooperation mit einschlägigen Partnern zu meistern sein.

Hinweis: Die "Stellungnahme zum Akademienprogramm" (Drs. 9035-09) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


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Wissenschaftsrat empfiehlt Bau eines Tiefseeforschungsschiffs
(Nachfolge Forschungsschiff "Sonne")

Der Wissenschaftsrat hat den Bau eines multidisziplinären, technisch hoch avancierten, global operierenden Tiefseeforschungsschiffs empfohlen, mit dem international und interdisziplinär besetzte Expeditionen durchgeführt werden können. Das Nachfolgeprojekt für das 2010 planmäßig aus dem Dienst scheidende Tiefseeforschungsschiff "Sonne" wird in absehbarer Zukunft das einzige europäische Forschungsschiff sein, das permanent im Indischen und Pazifischen Ozean zum Einsatz kommt und dort regelmäßig Forschung betreibt. Ihm kommt daher nicht nur für die deutsche marine Grundlagenforschung eine besondere Bedeutung zu, sondern weit darüber hinaus auch für die europa- und weltweite Meeresforschung. Im Jahr 2013 soll die neue Forschungsplattform an die Wissenschaft übergeben werden.

Das neue Forschungsschiff soll in Forschungsfeldern eingesetzt werden, in denen die "Sonne" mit großem Erfolg tätig ist. Diese Felder - Klimawandel, Marine Ressourcen, Tiefseebiodiversität sowie Geodynamik und Georisiken - weisen ein großes wissenschaftliches Potenzial auf, das durch die breit angelegten Nutzungsmöglichkeiten der noch namenlosen Forschungsplattform und ihre offene und flexible Konzeption erschlossen werden soll. Zwei gesellschaftlich relevante Themenkreise sind besonders hervorzuheben: Zum einen wird der Nutzungszeitraum des Schiffes in eine Zeit großer Klimaveränderungen fallen, woraus ein gesteigerter Bedarf an der Erforschung der Rolle der Ozeane im Klimasystem resultiert. Daneben wird ein weiterer Schwerpunkt in der Marinen Ressourcenforschung liegen. Mit Blick auf die Energieversorgung sind die Gashydrat-, Mineral- und Ölvorkommen von großer Bedeutung. Die Mikroorganismen der Tiefsee, die in weiten Teilen noch unerforscht und unerschlossen sind, wecken große Erwartungen im Bereich der "blue technology".

Für den Bau des Forschungsschiffes sind 110 Millionen Euro veranschlagt. Die Finanzierung übernehmen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (90 Prozent) und die Bundesländer Niedersachsen (5 Prozent) sowie Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen (zusammen 5 Prozent). Die Länder haben sich auf Wilhelmshaven als Heimathafen des neuen Forschungsschiffs geeinigt.

Auf Bitten des Bundes bereitet der Wissenschaftsrat derzeit eine umfassende Stellungnahme zur Entwicklung der deutschen Forschungsflotte im europäischen und internationalen Kontext vor. Um den rechtzeitigen Ersatz des Forschungsschiffes "Sonne" bis 2013 sicherzustellen, wurde jedoch zunächst diese Einzelstellungnahme erarbeitet. Die "Sonne" ist das erste von vier Forschungsschiffen für die marine Grundlagenforschung in Deutschland, die kurz- und mittelfristig aus Altersgründen ersetzt werden sollen. Neben der "Sonne" werden innerhalb der nächsten zehn Jahre auch "Poseidon", "Polarstern" und "Meteor" außer Dienst gestellt. Insgesamt verfügt die deutsche Forschungsflotte über sieben hochseetaugliche Forschungsschiffe.

Hinweis: Die "Stellungnahme zu einer umfangreichen Forschungsinfrastruktur für die Grundlagenforschung: Tiefseeforschungsschiff (Nachfolge Forschungsschiff 'Sonne')" (Drs. 9204-09) wird im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


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Wissenschaftsrat:
436 Millionen für 18 neue Forschungsbauten an Hochschulen

In seinen diesjährigen Empfehlungen zur Förderung von Forschungsbauten hat sich der Wissenschaftsrat für die Aufnahme von 18 Forschungsbauten mit Gesamtkosten von insgesamt 436,2 Millionen Euro in die Förderung ausgesprochen. In den neuen Forschungsbauten werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einer breiten Palette von gesellschaftlich aktuellen und wissenschaftlich relevanten Fragestellungen forschen können: Die Themen reichen von Aspekten kultureller Transformationsprozesse über die Krebsforschung bis hin zur Entwicklung neuer Materialien und Fragen der Energie- und Kraftfahrzeugtechnik. Mit der in der Föderalismusreform I eingeführten Gemeinschaftsaufgabe "Forschungsbauten an Hochschulen" nach Art. 91 b Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 GG werden die investiven Voraussetzungen der deutschen Hochschulen in der Forschung gezielt verbessert.

Der Wissenschaftsrat hat im Rahmen seiner Begutachtung die beantragten Vorhaben eingehend nach seinen Kriterien überprüft und dem Verfahren der Bewertung und Reihung von Forschungsbauten unterzogen. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider, erklärt: "Für die Reihung kommen nur die Vorhaben in Betracht, die insgesamt als herausragend oder sehr gut bewertet wurden. Dies ist für die genannten Vorhaben der Fall:"

Thematisch offene Förderung:

A) Universität Erlangen-Nürnberg: Interdisziplinäres Zentrum für Funktionale Partikelsysteme
B) TU Darmstadt: Neubau für den Exzellenzcluster "Smart Interfaces"
C) Universität Hamburg: Center for Free Electron Laser Science (CFEL)
D) Universität Freiburg: Zentrum für Translationale Zellforschung (ZTZ)
E) Universität Tübingen: Ganzkörper-PET/MR
F) Universität Jena: Neubau des Forschungszentrums - Abbe Center of Photonics (ACP)
G) RWTH Aachen: Center for Mobile Propulsion (CMP)
H) Universität Heidelberg: Forschungsbau für ELKA (Untersuchung der Elementarprozesse in katalytischen Reaktionen)
I) TU München: Erweiterungsbau als nationales/europäisches Zentrum für Supercomputing
J) Universität Konstanz: Neubau Zentrum für Chemische Biologie (CCB)
K) Universität Marburg: Zentrum für Tumor- und Immunbiologie (ZTI)
L) Universität Rostock: Forschungsbau "Komplexe molekulare Systeme" des Departments Science and Technology of Life, Light and Matter
M) Universität Duisburg-Essen: NETZ - NanoEnergie Technik Zentrum
N) Universität Weimar: Digital Bauhaus Lab
O) TU Braunschweig: Niedersächsisches Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF)
P) FU Berlin: Neubau Kleine Fächer - 3. BA Obstbaugelände

Programmatisch-strukturelle Linie "Hochleistungsrechner":

A) TU Darmstadt: Hochleistungsrechner der TU Darmstadt
B) Berlin und Niedersachsen: HLRN-II Hochleistungsrechner im HLRN-Verbund

Die Länder hatten zum Stichtag 14. November 2008 33 Vorhaben vorgelegt. Von den 436 Millionen Euro Gesamtkosten der 18 neu zur Förderung empfohlenen Vorhaben entfallen rund 38,5 Millionen Euro auf Vorhaben für Hochleistungsrechner. Über die Neuaufnahme der 18 von insgesamt 33 vorgelegten Vorhaben in die Förderung wird die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) auf der Grundlage der Empfehlungen des Wissenschaftsrates voraussichtlich am 8. Juni 2009 entscheiden.

Hinweis: Die "Empfehlungen zur Förderung von Forschungsbauten (2010)" (Drs. 9164-09) werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution415


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Zwei nichtstaatliche Hochschulen vom Wissenschaftsrat akkreditiert

Seine vierzigste und einundvierzigste Stellungnahme zur institutionellen Akkreditierung nichtstaatlicher Hochschulen hat der Wissenschaftsrat im Mai 2009 verabschiedet. Beide Einrichtungen sind in Hamburg angesiedelt und erhielten eine Akkreditierung für fünf Jahre.

Die 2004 gegründete Hamburg School of Business Administration (HSBA) hat sich in kurzer Zeit einen guten Ruf in der Wirtschaft der Region Hamburg erarbeitet. Sie bietet duale Studiengänge im Gebiet "Business Administration" sowie das auf die maritime Wirtschaft zugeschnittene Programm "Shipping and Ship Finance" an. Die von der Handelskammer Hamburg getragene HSBA überzeugt durch ein stringentes Leitbild, ein klares Profil, ein durchdachtes Qualitätsmanagement und eine gute internationale Vernetzung. In ihrer Binnenorganisation muss die HSBA allerdings dem akademischen Kernbereich zukünftig größeren Handlungsfreiraum geben. "Will die HSBA ihren eigenen Anspruch erfüllen, sollte sie außerdem die Verzahnung zwischen Theorie- und Praxisphasen im dualen Studium optimieren", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider.

Die AMD Akademie Mode & Design mit Hauptsitz in Hamburg und Dependancen in Berlin, Düsseldorf und München bietet interdisziplinäre Bachelor-Studiengänge mit künstlerisch-gestalterischer und branchenspezifischer betriebswirtschaftlicher Ausrichtung an. Sie bewältigt überzeugend die schwierige Aufgabe, sich im laufenden Betrieb aus einer fast zwanzig Jahre bestehenden Berufsfachschule in eine Hochschule umzuwandeln. Positiv hervorzuheben ist, dass die AMD ihr akademisches Personal in diesem Prozess nicht durch Überleitung geschaffen, sondern sämtliche Positionen durch Ausschreibungen und Berufungsverfahren neu besetzt hat. Das Leitbild der AMD, das auf die gewandelten Berufsfelder in der Design- und Modebranche zugeschnitten ist, und der daraus abgeleitete Aufbau der drei (demnächst vier) Bachelor-Studiengänge sind plausibel. "Ein Thema, das die institutionelle Akkreditierung auch auf grundsätzlicher Ebene beschäftigen wird, ist die Steuerung von Hochschulen über mehrere, weit verstreute Standorte hinweg", kommentiert der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider. "Die AMD hat sich mit diesem Problem intensiv auseinandergesetzt und eine angemessene Lösung gefunden."

Hinweis: Die "Stellungnahme zur Akkreditierung der Hamburg School of Business Administration (HSBA)" (Drs. 9179-09) und die "Stellungnahme zur Akkreditierung der AMD Akademie Mode & Design, Hamburg" (Drs. 9180-09) werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.



Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution415


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsrat, Dr. Christiane Kling-Mathey, 29.05.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2009