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INTERNATIONAL/013: Ecuador erhält Kredite aus China - Absage an IWF (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. August 2011

Ecuador: Kredite aus China - Absage an IWF

Von Gonzalo Ortiz


Quito, 9. August (IPS) - China gewährt Ecuador langfristige Kredite und erhält im Gegenzug ecuadorianisches Erdöl. Das Geschäft sei eine gute Nachricht, meinte dazu unlängst Staatspräsident Rafael Correa. Der Deal sorge dafür, "dass dem südamerikanischen Land nicht die horrenden Opfer abverlangt werden", die Ecuador bei einem Zustandekommen eines Abkommens mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bringen müsste.

Dass sich Ecuador verpflichtet habe, 52 Prozent seines Erdöls an die Volksrepublik zu liefern, werde möglicherweise einen Aufschrei der Empörung auslösen, meinte Correa. Seine Kritiker sollten jedoch bedenken, "dass vorher mehr als 75 Prozent unseres Öls an die USA geliefert wurden, ohne dass wir davon etwas hatten".

Dem Staatschef zufolge beläuft sich der jüngste chinesische Kredit auf zwei Milliarden US-Dollar und muss binnen acht Jahren zu einem durchschnittlichen Zinssatz von 6,9 Prozent zurückgezahlt werden. Wie viel Geld China insgesamt an Ecuador verliehen hat, ist offiziell nicht bekannt. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Maria de la Paz Vela geht von mehr als 7,2 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 11,7 Prozent des ecuadorianischen Bruttoinlandsprodukts aus.


Gesamtes Investitionsprogramm 2011 von China finanziert

Wie Finanzminister Patricio Rivera erläuterte, wird mit dem jüngsten Kredit das gesamte staatliche Investitionsprogramm 2011 finanziert. Ein IWF-Darlehen sei nicht mehr nötig. "Wir werden versuchen, wieder auf den Märkten Fuß zu fassen", kündigte Präsident Correa an. Sollte dies nicht möglich sein, werde man so verfahren wie bisher. Beobachter werten diese Äußerung als möglichen Hinweis darauf, dass das Land neue Staatsanleihen ausgeben könnte.

Einzelheiten zum Kreditabkommen mit China werden seit 2009 geheim gehalten. Rivera zufolge kommt Quito damit einem Wunsch Pekings nach, das Abkommen vertraulich zu behandeln, "da die Bedingungen für Ecuador günstiger sind als für andere Länder". Dem ecuadorianischen Finanzminister zufolge muss das südamerikanische Land in diesem und im nächsten Jahr einen Betrag in Höhe von drei Milliarden Dollar an China zurückzahlen.

Die ecuadorianische Regierung geht für 2011 und 2012 von einem Wirtschaftswachstum von sechs beziehungsweise 4,2 Prozent aus. Sie wies darauf hin, dass die Erdölproduktion im nächsten Jahr möglicherweise um zwei Prozent gedrosselt werden müsse, da die größte Raffinerie Esmeraldas gegen Ende 2012 wegen einer Generalüberholung für mehrere Monate geschlossen wird. In diesem Zeitraum sehe sich der Staat gezwungen, raffiniertes Öl aus dem Ausland einführen.

Den bisherigen Schätzungen der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) zufolge werden sich die Ölpreise im kommenden Jahr kaum verändern. Im laufenden Jahr schwanken sie zwischen 90 und 100 Dollar pro Barrel. Die globale Nachfrage steigt zugleich um drei Prozent.

Die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) prognostiziert Ecuador für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum, das höher als das der meisten anderen Staaten Lateinamerikas ausfallen wird. Triebfeder sei die große Binnennachfrage, die wiederum durch die durch Öleinnahmen und chinesische Kredite bedingten hohen öffentlichen Ausgaben angeheizt werde.


Wasserkraftwerk zwischen Anden und Urwald geplant

Einige chinesische Darlehen sind frei verwendbar, andere müssen für Infrastrukturprojekte eingesetzt werden. Mit dem höchsten Kredit in Höhe von 1,67 Milliarden Dollar wird das Coca-Codo-Sinclair-Wasserkraftwerk finanziert, das die chinesische Gesellschaft 'Sinohydro' an der Grenze zwischen dem ecuadorianischen Andenhochland und dem Amazonas-Urwald baut.

In den nächsten Jahren hofft Ecuador auf weitere Einnahmen aus Gold-, Silber und Kupferminen, die Investitionen in Höhe von mehr als 3,5 Milliarden Dollar erforderlich machen. Staatspräsident Correa zufolge gestalten sich die Verhandlungen mit den Bergbauunternehmen schwierig, Während die Regierung acht Prozent an Lizenzgebühren verlangt, wollen die Konzerne nur sechs Prozent zahlen. (Ende/IPS/ck/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2011