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INTERNATIONAL/050: Kleine Fortschritte in fragilen Staaten bei der Umsetzung der MDGs (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Mai 2013

Entwicklung: Kleine Fortschritte in fragilen Staaten bei der Umsetzung der MDGs

von Joe Hitchon



Washington, 6. Mai (IPS) - Nach Angaben der Weltbank haben 20 der fragilsten Staaten der Welt mindestens eines der acht Millenniumsentwicklungsziele (MDG) zur Armutsbekämpfung erreicht. Sechs weitere Länder sind auf dem besten Wege, mehrere individuelle Entwicklungsziele vor der gesetzten Frist von 2015 zu erreichen.

"Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist es, den von Konflikten und Fragilität betroffenen Staaten dabei zu helfen, einen Weg zu finden, der ihnen einen nachhaltigen Frieden und eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht", heißt es in einem neuen Papier der internationalen Finanzorganisation.

Wie aus dem Weltentwicklungsbericht über Konflikte, Sicherheit und Entwicklung von 2011 hervorgeht, lebt jeder vierte Erdenbürger in Weltregionen, die in Zyklen politischer und krimineller Gewalt gefangen sind. Die Menschen in fragilen und Konfliktsituationen sind einem doppelt so hohen Risiko der Unterernährung ausgesetzt. Die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren ist dort ebenfalls zwei Mal so hoch, die Chance, dass Kinder zur Schule gehen, drei Mal so gering wie im internationalen Durchschnitt. Zudem ereignet sich die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern in Konfliktregionen.

Auch herrscht deutlich mehr Armut in einem gewaltreichen wie in einem gewaltfreien Land. Während viele Entwicklungsländer in den letzten zehn Jahren enorme Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielen konnten, laufen fragile und von Konflikten heimgesuchte Länder Gefahr, dass ihre im Kampf gegen die Armut erreichten Erfolge unterminiert werden.


Aufholen mit internationaler Hilfe

Wie der Weltbankpräsident Jim Yong Kim am 1. Mai erklärte, hat sich gezeigt, dass sich die MDGs trotz aller Widrigkeiten erreichen lassen. Tatsache sei jedoch, dass noch viel zu viele fragile und kriegstraumatisierte Länder dem Rest der Welt hinterherhinkten, warnte er. Es sei wichtig, diese Staaten zu unterstützen, den Rückstand aufzuholen.

Die MDGs, die im Anschluss an den New Yorker UN-Millenniumsgipfel im Jahr 2000 formuliert wurden, sehen bis 2015 die Halbierung von Armut und Hunger vor, Grundschulbildung für alle, die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau, die Senkung der Kindersterblichkeit, die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern, die Bekämpfung schwerer Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria, die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit und den Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft zwischen den Ländern des Nordens und Südens.

Die größten Erfolge konnten im Bereich gleiche Bildung für Mädchen und Jungen erzielt werden. Acht der fragilen und der von Konflikten heimgesuchten Länder - Bosnien-Herzegowina, Guinea, Kiribati, Mikronesien, Myanmar (Burma), Nepal, Osttimor und Tuvalu - haben das Ziel bereits erreicht. Nepal konnte darüber hinaus die Müttersterblichkeit um drei Viertel unter das Niveau von 1990 drücken. Afghanistan, Angola, Eritrea, Osttimor und der Jemen sind auf dem besten Weg, dieses sechste MDG fristgerecht bis 2015 umzusetzen.

Die neuen Untersuchungsergebnisse hätten gezeigt, dass sogar die fragilsten Nationen die MDGs erreichen könnten, betonte auch Joel Hellman von der Weltbank. Nepal und Bosnien-Herzegowina hätten gleich mehrere Ziele umgesetzt. "Die Fortschritte sind zwar begrenzt, doch gibt es durchaus Anlass zu der Hoffnung, dass um Entwicklung bemühte Länder in einzelnen Bereichen durchaus vorankommen", sagte er. "Das ist sehr wichtig, weil dadurch gleichzeitig die Bereiche zutage treten, die der Förderung bedürfen."

Hellman zufolge spiegeln die neuen Zahlen zum einen die bereits erzielten Forschritte wider, zum anderen die verbesserte Datensammlung von Seiten der Weltbank und der Vereinten Nationen. "Ohne Informationen können wir keine Strategien entwickeln", sagte der Experte. "Jetzt, da wir über viel besser über diese Länder Bescheid wissen, fällt es uns leichter, die Bereiche auszumachen, in denen sie noch Hilfe benötigen."

Hellman zufolge steht den Ländern bis zum Ablauf der Frist in weniger als 1.000 Tagen noch ein weiter Weg bevor, um die MDGs zu erreichen. Auch könnten gerade in den konflikt- und gewaltbetroffenen Staaten die bereits erreichten Erfolge leicht zunichte gemacht werden.


Paradigmenwandel gefordert

Emira Woods von der Denkfabrik 'Institute for Policy Studies' wies darauf hin, dass viele Länder ihr wirtschaftliches Wachstum dem Erdöl-, Gas- und Bergbausektor verdankten und letztendlich nur die kleinen Eliten davon profitierten. "Ausländische Direktinvestitionen fließen meist der Rohstoffindustrie zu, ohne Rücksicht auf die damit einhergehenden Umweltschäden und Verstöße gegen die Gesundheits- und Arbeitsrechte der Beschäftigten und die langfristigen Negativfolgen für die künftigen Generationen", warnte sie. Ohne einen Wandel des vorherrschenden Entwicklungsparadigmas werde es den Ländern nicht gelingen, aus der Armut auszubrechen.

Woods ist der Meinung, dass die Entwicklungsländer selbst ihren Entwicklungspfad bestimmen sollten. Sie müssten zudem ihre wertvollen Industriesektoren angemessen schützen dürfen. Ihrer Meinung nach sollten Agrarländer in der Lage sein, ihren Kleinbauern bei der Sicherung ihrer Lebensgrundlage zu helfen. "Doch bisher erleben wir, wie große Agrounternehmen in den USA und Europa zu Lasten der Kleinbauern in den armen Ländern erheblich subventioniert werden." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.worldbank.org/content/dam/Worldbank/Feature%20Story/Stop_Conflict_Reduce_Fragility_End_Poverty.pdf
http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/EXTDEC/EXTRESEARCH/EXTWDRS/0,,contentMDK:23252415~pagePK:478093~piPK:477627~theSitePK:477624,00.html
http://www.ipsnews.net/2013/05/fragile-states-show-signs-of-progress-toward-mdgs/

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IPS-Tagesdienst vom 6. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2013