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INTERNATIONAL/087: Afrika - Abhängigkeit von Entwicklungshilfe reduzieren, empfiehlt Studie (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. September 2015

Afrika: Abhängigkeit von Entwicklungshilfe reduzieren, empfiehlt Studie

von Thalif Deen


Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Straßenhändler in Afrika
Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

NEW YORK (IPS) - Wenn die UN-Millenniumsziele (MDGs) zur Armutsbekämpfung Ende des Jahres auslaufen, ist die Erfolgsbilanz für die afrikanischen Staaten durchwachsen. Die Frage, warum die Länder bei einigen MDGs gut und bei anderen weniger gut abgeschnitten haben, wird nun von einer neuen Studie beantwortet: Manchen Zielen sei die allzu große Abhängigkeit von Entwicklungshilfegeldern nicht gut bekommen.

Wie aus der Untersuchung 'Assessing Progress in Africa Toward the Millennium Development Goals' hervorgeht, ist die Nachhaltigkeit etlicher MDGs zudem an einem Mangel robuster Umsetzungsmechanismen gescheitert.

"Nachdem die afrikanischen Länder bei den MDGs durchaus ermutigende Fortschritte vorweisen können, haben sie nun die Gelegenheit, sich den verbleibenden Herausforderungen mit den neuen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) zu stellen, um einen Entwicklungsdurchbruch zu erzielen", heißt es in dem Gemeinschaftsbericht der Wirtschaftskommission für Afrika (ECA), der Afrikanischen Union (AU), der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) und dem UN-Entwicklungsprogramm (UNDP).

Die 17 SDGs, die auf dem Gipfeltreffen am letzten Septemberwochenende in New York verabschiedet wurden, zielen auf die vollständige Beseitigung von Hunger und Armut bis 2030.

Angesichts der Aussicht auf weiterhin geringfügige öffentliche Entwicklungshilfen für Afrika - sie beliefen sich im Zeitraum 2015 bis 2018 auf insgesamt 47 Milliarden US-Dollar pro Jahr - sollen sich die afrikanischen Länder auf ihre eigenen Möglichkeiten besinnen. Der Report empfiehlt, dass sie ihre Volkswirtschaften diversifizieren, eigene Mittel bereitstellen, neue Partner gewinnen, das Potenzial der Frauen stärker ausschöpfen und gegen die illegalen Finanzströme vorgehen.

Die Schwierigkeiten der afrikanischen Länder bei der Umsetzung der MDGs führt der Chef des Afrika-Regionalbüros des UNDP, Abdoulaye Mar Dieye, vor allem auf finanzielle Engpässe zurück. Deshalb sei es wichtig, dass die Länder der Region ihre eigenen Kräfte mobilisierten, finanzielle Infrastrukturen schüfen, angemessene Regulierungsmaßnahmen schüfen und Kontrollinstitutionen aufbauten.

Doch die Beschaffung von Finanzierungsmitteln allein reicht nicht aus, wie der UN-Vertreter erklärte. Es gelte Strategien zu entwickeln, die sicherstellten, dass die Gelder für den Zweck verwendet würden, für den sie vorgesehen seien.


Alternative Finanzierungsmöglichkeiten erschließen

Die ODA sollte als Katalysator dienen, so Mar Dieye weiter. So könnte ein beträchtlicher Teil der ODA für die Entwicklung institutioneller Kapazitäten zur Ressourcenmobilisierung der ärmsten Länder (LDCs) verwendet werden. Außerdem gelte es die Rücküberweisungen der im Ausland lebenden Afrikaner und den Privatsektor zur Erschließung neuer Finanzierungsmöglichkeiten zu mobilisieren. Weitere Mittel könnten über die Süd-Süd-Kooperation und durch die finanzielle Unterstützung der Bergbau- und anderer Industrien generiert werden.

Obwohl jüngsten Zahlen zufolge durchschnittlich 48 Prozent der Afrikaner in Armut leben, haben die meisten Länder beim MDG 1 - der Halbierung von Hunger und Armut - Fortschritte erzielt.

Gambia konnte die Armut im Zeitraum 1990 bis 2010 um 32 Prozent, Äthiopien um ein Drittel zurückdrängen. Dabei haben sich besonders Maßnahmen der ländlichen und landwirtschaftlichen Entwicklung bewährt.

Vielversprechend waren ferner Programme und Initiativen wie die 'Schule für verheiratete Männer', die Männer bei der Förderung der reproduktiven Gesundheit, der Familienplanung und der Geschlechtergerechtigkeit zu Verbündeten ihrer Frauen machen. Den Kapverden wiederum ist es gelungen, mit Wiederaufforstungsmaßnahmen die Walddecke um sechs Prozent zu vergrößern.

Doch der Studie zufolge muss noch viel getan werden, um den Lebensstandard der Afrikaner zu heben. "Das Wirtschaftswachstum war zwar hoch, aber erfolgte nicht schnell oder inklusiv genug, um Arbeitsplätze zu schaffen", bestätigt der Report. Und obwohl viele Länder ihre Einschulungsraten erhöhen konnten, müsse im Bereich der Bildungsqualität und -gleichheit mehr getan werden.


Krisen- und Katastrophenresilienz stärken

Eine nachhaltige Entwicklung könne erst gewährleistet werden, wenn die afrikanischen Länder eine gewisse Resilienz gegen die vielen Krisen und Herausforderungen wie Umweltkatastrophen, Gesundheitskrisen wie die Ebola-Epidemie in Westafrika, Konflikte und Instabilität entwickelten. Es gelte unverzüglich in die Prävention zu investieren, um die Risiken und künftigen Kosten zu minimieren.

Abgesehen von dem eindrucksvollen Wirtschaftswachstum ist es dem Kontinent gelungen, ehrgeizige Sozialversicherungsnetze zu spannen. Außerdem konnte die Region bemerkenswerte Erfolge im Kampf gegen HIV/Aids und andere Krankheiten erringen. Darüber hinaus gibt es in vielen Parlamenten eine Frauenquote. Zudem ist das Verhältnis von Mädchen und Jungen an den Grundschulen zunehmend ausgeglichen.

Die neuen Entwicklungsprioritäten Afrikas, wie in der AU-Agenda 2063 und in den 17 SDGs festgeschrieben, sind umfassend und universell. Doch um sie zum Erfolg zu führen, sind zusätzliche Gelder und Partner vonnöten. Außerdem müssen robuste Überprüfungsmechanismen geschaffen werden. (Ende/IPS/kb/30.09.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/09/africa-must-depend-less-on-development-aid-says-new-study/

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IPS-Tagesdienst vom 30. September 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2015

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