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LAIRE/1099: Üppige Gates-Spende - Brotkrumen für die Armen (SB)


Befriedung light

Gates-Spende für die Kleinbauern verschleiert den Widerspruch zwischen arm und reich


Die Bill & Melinda Gates Stiftung hat angekündigt, in diesem Jahr 120 Millionen Dollar (rund 80 Mio. Euro) zur Unterstützung von Kleinbauern zu spenden. Das sind 0,4 Prozent des Stiftungsvermögen von 30 Milliarden Dollar - was Bill und Melinda Gates an Privatvermögen haben, nicht einmal eingerechnet.

Weltweit hungern über eine Milliarde Menschen. Wessen es bedarf, sie dauerhaft ausreichend zu ernähren, ist keine einfach zu beantwortende Frage. Im Unterschied zu der Frage, ob derjenige, der ein milliardenschweres Vermögen angehäuft an, ein Menschenfreund ist, nur weil er ein paar Krumen davon wieder abgibt. Was im übrigen auch nicht vollkommen frei von Eigennutz ist, da das Ehepaar Gates ein großes Ansehen als Spender für humanitäre Zwecke genießt.

Nun kann wohl kaum jemand etwas gegen eine Spende einwenden, wenn dadurch beispielsweise einer afrikanischen Kleinbauernfamilie geholfen wird, so daß sie besser über die Runden kommt. Allerdings wird allgemein der Eindruck erweckt, als agiere die Stiftung außerhalb der kapitalistischen Verwertungsordnung und sei besonders menschenfreundlich. So sei die Frage erlaubt, auf welcher anderen Grundlage ein solches Vermögen zusammenkommt als auf der Bevorteilung desjenigen, der sich gegenüber Konkurrenten durchsetzt und davon profitiert, daß die Welt in reich und arm, Länder des Nordens und des Südens, Verbrauchs- und Rohstoffländer unterteilt ist.

Über den Weg der kapitalistischen Wertschöpfungskette, die Ausdruck dafür ist, daß eine Stunde Arbeit beispielsweise eines Kleinbauern oder Minenarbeiters in einem Entwicklungsland um vieles weniger wert sein soll als eine Stunde Arbeit eines Firmenbosses oder Vermögensverwalters, wird die Hierarchie gewahrt und permanent genährt. Bill Gates' enormer Besitz ist letztlich Folge einer Verarmung vieler Menschen auf der andere Seite, auch der Kleinbauern. So kommt es zustande, daß nicht der Kleinbauer aus Lesotho oder Indonesien 120 Millionen Dollar für am Hungertuch nagende Unternehmensleiter in den USA spenden kann, sondern umgekehrt die Bill & Melinda Gates Stiftung an die Kleinbauern.

Nicht unerwähnt sollte in diesem Zusammenhang bleiben, daß die Stiftung die Erforschung und Verbreitung der sogenannten Grünen Gentechnik unterstützt und daß ein Teil jener am Donnerstag angekündigten Spende in die Erforschung ertragreicherer Sorten fließt - was in diesem Fall auf die höchst umstrittenen gentechnischen Veränderungen hinauslaufen dürfte.

Diese Methode der Pflanzenzüchtung mit mikrobiologischen Eingriffen erfüllt vor allem den Zweck, den globalen landwirtschaftlichen Anbau strengen Vertragsbestimmungen zu unterwerfen. Mit dem Vertrieb des lizenzierten, patentierten Saatguts machen Weltkonzerne wie Monsanto und Syngenta Milliardenumsätze und bekommen Zugriff auf die globale Agrarproduktion. Nicht selten, daß Kleinbauern dadurch in Existenznot geworfen werden. Ein verschwindend kleiner Teil von ihnen wird dann von "noblen" Spendern, die vermutlich in denselben Restaurants anzutreffen sind wie die Manager der Saatgutkonzerne, vor dem Schlimmsten bewahrt ...

Die Bill & Melinda Gates Foundation wird 0,4 Prozent des Stiftungsvermögens an Kleinbauern spenden. Was macht die Stiftung mit den restlichen 99,6 Prozent? Sie wird den Bedürftigen vorenthalten.

15. Oktober 2009