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AFRIKA/1923: Simbabwe - Iran baut modernes Hubschrauber-Wartungszentrum (SB)


Iran und Simbabwe - Kooperation der Pariastaaten


Die iranische Regierung will in Simbabwe ein hochmodernes Hubschrauber-Wartungs- und Reparaturzentrum aufbauen. Dort sollen Techniker aus ganz Afrika ausgebildet werden. Das erklärte der iranische Botschafter in Simbabwe, Rasoul Momeni, und kündigte an, daß in den nächsten Wochen iranische Techniker die letzten Abstimmungen zum Bau des Zentrums treffen werden. [1] Mitglieder der simbabwischen Luftwaffe seien bereits von Iran in der Wartung und Bedienung der Hubschrauber ausgebildet worden, so Momeni, der nicht mit Lob ob der Versiertheit und Professionalität der simbabwischen Luftwaffe sparte. [2]

Beide Länder haben diverse Abkommen zur engeren Zusammenarbeit unterzeichnet, angefangen von der Landwirtschaft bis zur Telekommunikation. Beispielsweise haben iranische Experten an der Digitalisierung der Fernsehstudios des staatlichen Senders ZBC (Zimbabwe Broadcasting Cooperation) gearbeitet. Was Iran im Gegenzug für die Einrichtung des Hubschrauber-Zentrums von Simbabwe erhält, ist bislang nicht bekannt. Abgesehen von materiellen Gütern dürfte Iran auch daran interessiert sein, sich politische Verbündete zu suchen. Simbabwe bringt da sicherlich nicht viel Gewicht ein, genießt es doch zumindest in der westlichen Welt einen schlechten Ruf. Aber Iran unterhält auch zu anderen afrikanischen Staaten gute Beziehungen, beispielsweise zu Südafrika, dem wirtschaftlichen Schwergewicht unter den Subsaharastaaten. Von solch einer breiten politischen Vernetzung dürfte sich Teheran zumindest partiellen Schutz versprechen.

Die Zeitung "The Economist" interpretiert und inszeniert die iranische Afrika-Initiative sogar als speziellen Wettstreit mit Israel [3]. Das wirkt wenig glaubhaft. Wenngleich auch zwischen diesen beiden ein Konkurrenzverhältnis besteht, scheint der Blick hier zu beschränkt auf die politische Rivalität. Anders gesagt: Auch wenn es den jeweils anderen nicht gäbe, würden Israel und Iran versuchen, ihre Handelsbeziehungen zu afrikanischen Staaten auszubauen. Da verhalten sie sich nicht anders als die USA, EU, China und andere Mitstreiter um Einfluß auf die ressourcenreichen afrikanischen Staaten.

In den hiesigen Medien wird kaum wahrgenommen, daß sich nicht die ganze Welt am Westen orientiert und daß auch Länder wie Iran und Simbabwe eigenständige Beziehungen aufbauen und pflegen, die womöglich nicht dem üblichen Bezichtigungsmuster folgen. So hatte Simbabwes Präsident Robert Mugabe im vergangenen Jahr gefordert, daß nur diejenigen ein Urteil über Iran abgeben sollten, die selbst über keine Atomwaffen verfügen. Damit hatte er durchaus einen wunden Punkt getroffen. Denn auf der Münchener Sicherheitskonferenz in dieser Woche wurde Iran wieder einmal schwer bedroht, weil es sein Recht wahrnimmt und radioaktive Substanzen für die Krebsbestrahlung mit 20prozentiger Anreicherung herstellen will. Bislang wurde kein Beweis erbracht, daß Iran einen sehr viel höheren Anreicherungsgrad anstrebt, um kernwaffenfähiges Material zu erhalten. Insofern sollte selbstverständlich die Unschuldsvermutung gelten.

US-Präsident Barack Obama hat jetzt die Verhängung von verschärften Sanktionen gegen Iran angekündigt. Sollte Simbabwe, gegen das vor einigen Jahren ebenfalls von den USA (und der EU) Sanktionen verhängt wurden, weiterhin militärisch mit Iran zusammenarbeiten, böte es damit einen weiteren Angriffspunkt für die Weltordnungshüter, die das größte Atomwaffenarsenal der Welt angehäuft haben. Iran würde vermutlich nicht einmal vor einem Militärschlag durch den Westen bewahrt, wenn es gute Beziehungen zu sämtlichen afrikanischen Staaten unterhielte. Aber ohne den Aufbau gemeinsamer Projekte in vielen Ländern des Trikonts würde es leichter gemacht, die Rechtmäßigkeit eines militärischen Vorstoßes zu begründen.


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Anmerkungen:

[1] "Iran-Zimbabwe forge closer military ties amid outcry", 9. Februar 2010
http://en.afrik.com/article16909.html

[2] "Zimbabwe: Country to Host Iran Helicopter Centre", The Herald, 5. Februar 2010
http://allafrica.com/stories/201002050101.html

[3] "Iran and Israel in Africa. A search for allies in a hostile world", The Economist, 4. Februar 2010
http://www.economist.com/world/middleeast- africa/displaystory.cfm?story_id=15453225

10. Februar 2010