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AFRIKA/1995: Uranabbau in Niger - Areva-Mitarbeiter entführt (SB)


Fünf Franzosen und zwei Einheimische im Uranabbaugebiet Arlit des Sahelstaats Niger entführt


In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden in Niger, nahe Arlit, fünf Franzosen und zwei Einheimische entführt. Zu der Gruppe gehören zwei Mitarbeiter des französischen Energiekonzerns Areva sowie fünf Angestellte von Satom, einem Tochterunternehmen des Baukonzerns Vinci. Die Regierung in Paris hat einen Krisenstab einberufen.

Seit langem betreibt Areva eine Uranmine in Arlit. Da bisher keine Hintergründe zu der Entführung bekannt sind, weiß man nicht, ob sie in einem Zusammenhang mit dem umstrittenen Abbau von Natururan und den Protesten der Bevölkerung gegen die Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren durch den radioaktiven und schwermetallbelasteten Staub und die Verseuchung des Grundwassers stehen. Vor zwei Jahren wurden schon mal vier französische Arbeiter des Atomkonzerns entführt. Sie sind später wieder freigelassen worden.

Vor fast 40 Jahren hat Areva mit dem Uranabbau in Niger begonnen. Die Umweltorganisation Greenpeace schätzt, daß in dieser Zeit rund 270 Milliarden Liter Wasser verbraucht und kontaminiert wurden. Die Bevölkerung dieses Wüstenstaates ist auf jedes bißchen Wasser angewiesen und somit einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt, weil es auch auf verstrahltes Wasser zurückgreifen muß.

Besonders Niedrigstrahlung, die vielleicht von einem einzigen Zerfallsteilchen, das inkorporiert wurde, abgegeben wird, läßt sich kaum als Verursacher von Krebs, einer Schwächung des Immunsystems und anderen Krankheiten identifizieren. Das bedeutet, daß die Menschen erkranken und womöglich sterben, ohne daß das radioaktive und toxische Schwermetall Uran dafür verantwortlich gemacht werden kann, selbst wenn es der Auslöser war.

Gegenwärtig wird der Uranabbau in Niger massiv vorangetrieben, mögliche Gesundheitsschäden als Folge dieses Trends werden sich naturgemäß erst in einigen Jahren zeigen. Am 13. Januar 2008 hat die Regierung Nigers mit Areva ein Abkommen zur Exploration der Imouraren-Lagerstätte geschlossen, die zum weltweit zweitgrößten Uran-Tagebau ausgebaut wird. Damit bleibt Areva Nigers wichtigster Handelspartner für Uran. Das Land hat allerdings seit 2006 über 100 Explorationsverträge mit ausländischen Unternehmen - hauptsächlich aus China, Kanada, Indien, Südafrika und dem anglo-australischen Raum - abgeschlossen.

Durch die zahlreichen Minenaktivitäten werden zwar viele Jobs geschaffen, die zu einem Gutteil von Einheimischen ausgefüllt werden. Eine hohe Arbeitslosigkeit sichert dann, daß die meist wenig qualifizierten Arbeitsplätze jederzeit wieder gefüllt werden können, sollte es zu Ausfällen kommen - Areva gibt auf seiner Website (www.areva.com) mit Stolz an, daß der Uranabbau eine sehr niedrige Unfallrate verzeichnet -, doch ein gesundheitsbedingtes Ausscheiden wird durch jene Statistik nicht erfaßt.

Der Uranabbau hat in Niger seine Spuren hinterlassen, und diese Spuren zeigen sich nicht in einer allgemeinen Erhöhung des Lebensstandards, sondern einer erhöhten Krankheitsrate im Uranabbaugebiet. Solange Deutschland und andere Länder Atomkraftwerke betreiben, um den Energiehunger ihrer wachstumsorientierten Wirtschaftsweise zu stillen, verschlechtern sich nicht nur die Lebensverhältnisse hierzulande, sondern auch in Niger und anderen Uranexportstaaten.

16. September 2010